Dr. Lothar Semper

"Die Handwerker-Fibel", Band 1


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Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen gefördert werden.

      Bräuche

      Mit dem Begriff Ritual verbindet man in erster Linie kirchliche oder spirituellen Bräuche. Aber auch im privaten Alltag, in Vereinen und Unternehmen gibt es bestimmte Angewohnheiten, die ein Ritual darstellen. Gerade im Handwerksbereich gibt es beispielsweise zahlreiche Bräuche, die auf die Zugehörigkeit zu einer Zunft verweisen oder das Ende der Ausbildungszeit symbolisieren, wie z. B. der „Metzgersprung“.

      Betriebsfeiern

      Auch in den Unternehmen selbst gibt es eine Vielzahl von Ritualen. Manche davon finden regelmäßig statt, wie z. B. Betriebsausflüge oder Weihnachtsfeiern, andere nur zu speziellen Anlässen (Einstand, Jubiläen, Geburt eines Kindes usw.). Gelungene Rituale bleiben in Erinnerung und tragen so dazu bei, die Motivation und das Engagement der Mitarbeiter zu fördern. Sie dienen darüber hinaus dem Wissen um die Zugehörigkeit zum Unternehmen und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Gerade in Zeiten knapper Fachkräfte kann dies ein Weg sein, Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden.

      Teambesprechung

      Selbst regelmäßige Arbeitsabläufe können sich zu einem Ritual entwickeln. Man denke beispielsweise an die morgendliche Lage- und Einsatzbesprechung, bei der Arbeitsaufträge verteilt und Probleme bei einzelnen Baustellen oder Aufträgen besprochen werden. Solche Rituale bewirken Berechenbarkeit und geben den Mitarbeitern Orientierung und Sicherheit. Auch das jährliche Mitarbeitergespräch oder ein Strategieworkshop können hilfreiche Instrumente zur Gestaltung der Unternehmenskultur sein. Durch die offene Diskussion über Probleme, Stärken und Schwächen werden nicht nur Verbesserungsprozesse ausgelöst, sondern die Mitarbeiter bekommen auch das Gefühl, ernst genommen zu werden und wichtiger Bestandteil des Unternehmens zu sein.

      Führungsinstrument

      Betriebsinhaber und Führungskräfte können Rituale also gezielt dazu einsetzen, die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Werte bekannt sind, die ein Ritual symbolisieren. Das heißt, die Führungskraft muss wissen, welche Wirkungen ein Ritual auf die Mitarbeiter hat. Die bewusste Gestaltung von Ritualen ist somit eine wichtige Führungsaufgabe.

      Beispiel:

      Eine Friseurmeisterin lädt ihre Mitarbeiterinnen einmal im Vierteljahr zum gemeinsamen Frühstück im Salon ein. In diesem Rahmen präsentiert sie zunächst die aktuellen Frisurentrends und sonstige Neuigkeiten. Im Anschluss daran berichten die Mitarbeiter über Schulungen, die sie in den letzten drei Monaten besucht haben, und zuletzt werden Probleme, Wünsche und Anregungen diskutiert. Dabei braucht kein Mitarbeiter ein Blatt vor den Mund zu nehmen, da die Chefin auf Kritik nicht beleidigt reagiert, sondern Kritik als Chance zur Veränderung begreift. Deshalb werden Verbesserungsvorschläge oftmals noch in derselben „Sitzung“ ausgearbeitet und beschlossen.

      2.1.2Normen und Werte

      Während Symbole und Rituale direkt sichtbar sind, verbergen sich Normen und Werte hinter den Handlungen von Menschen. Sie können zwar – beispielsweise im Unternehmensleitbild – niedergeschrieben werden, sind aber selbst nicht sichtbar. Normen haben dabei einen konkreten Bezug zu bestimmten Situationen und sind so etwas leichter zu erfassen.

      Normen sind verhaltensorientierte Regeln, die mehr oder weniger genau festlegen, was Menschen in bestimmten Situationen tun oder unterlassen sollen. Es sind also Forderungen, Soll-Aussagen oder Wertungen für das Verhalten in und von sozialen Gruppen, wie z. B. Belegschaften. Ähnlich wie Ziele helfen Normen dabei, Entscheidungen über das eigenen Handeln zu treffen und Erwartung über das Handeln von anderen zu bilden, indem sie die nahezu unendliche Zahl an möglichen Verhaltensweisen eingrenzen.

      Gesetze

      Eine erste Eingrenzung erfolgt durch die Gesetzgebung. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Handelsgesetzbuch (HGB), das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (>> Abschnitt 6.3.1) und viele andere Rechtsnormen sind bei wirtschaftlichen Aktivitäten zu beachten. Es handelt sich dabei um Muss-Erwartungen, also um Regeln, die in jedem Fall eingehalten werden müssen und deren Nichtbeachtung mit Sanktionen belegt wird.

      Moral

      Weniger zwingend sind Regelungen, die auf die Denkhaltung einzelner Gesellschaftsgruppen zurückgehen. Aufgrund gruppendynamischer Effekte oder sozialen Drucks finden aber auch die ethischen und moralischen Normen von Kirchen, Parteien oder Gewerkschaften oftmals ihren Niederschlag im wirtschaftlichen Verhalten ihrer Mitglieder.

      Unternehmensgrundsätze

      Die in einem Unternehmen vorherrschende Kultur wird durch Normen entscheidend geprägt. Deshalb ist es eine wichtige Aufgabe der Unternehmensleitung, im Rahmen von Unternehmensgrundsätzen das gewünschte Verhalten von Mitarbeitern und auch Führungsrichtlinien festzulegen. Ziel ist es, das Handeln der gesamten Belegschaft in gleichartiger Weise auszurichten, mit dem Ergebnis, dass ein einheitliches Gesamtbild (Image) des Unternehmens entsteht. Diese speziell für ein Unternehmen aufgestellten Handlungsnormen sind damit ein wesentliches Element der Unternehmenskultur und können sich sowohl auf das Verhalten innerhalb des Unternehmens wie auch auf den Umgang mit Partnern und vor allem Kunden beziehen.

      Beispiel:

      > Wir leben Qualität

      Höchste Qualität bildet ein wichtiges Fundament unserer Wettbewerbsfähigkeit und sichert damit unsere Arbeitsplätze. Es ist deshalb Aufgabe eines jeden Mitarbeiters, vom Auszubildenden bis zum Geschäftsführer, einwandfreie Arbeit zu leisten und Qualitätsrisiken zu erkennen und abzustellen.

      > Jeder Mitarbeiter ist ein Mosaikstein des Erfolgs

      Unseren Mitarbeitern begegnen wir mit Wertschätzung und Respekt. Motivation und Kompetenz wollen wir durch innovative Personalentwicklung und klare Kommunikation stärken.

      Ein fairer und kollegialer Umgang miteinander, sichere und familiengerechte Arbeitsbedingungen sowie ein wirkungsvoller Arbeitsschutz sind für uns zentrale Bausteine für ein positives Arbeitsklima und damit für die Zufriedenheit und Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter.

      > Maßstab unserer Arbeit ist die Kundenzufriedenheit

      Wir orientieren unsere Leistungen an den Wünschen unserer Kunden. Wir arbeiten nicht nur fachgerecht, sondern begegnen dem Kunden auch stets freundlich und auskunftsfreudig.

      Viele Normen basieren auf übergeordneten Werten, das heißt, ihre Beachtung führt zur Verwirklichung von Werten. Während Normen auf konkrete Situationen bezogen sind, existieren Werte situationsunabhängig.

      Werte können deshalb definiert werden als allgemeine Vorstellung darüber, was von der überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft als richtig und wünschenswert erachtet wird.

      Auch das Umfeld von Unternehmen ist geprägt durch Normen und gesellschaftliche Werte. Sobald Aktivitäten eines Unternehmens bekannt werden, werden sie von einer breiten Öffentlichkeit an diesen Wertvorstellungen gemessen. Das Ergebnis hat erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Unternehmens durch bestehende und neue Kunden, also auf das Unternehmensimage und damit letztendlich auch auf die Kaufentscheidung. Deshalb ist es für jedes Unternehmen wichtig, allgemein anerkannte gesellschaftliche Werte zu beachten und im Idealfall auch in das Unternehmensleitbild aufzunehmen. Wichtige Aspekte sind in diesem Zusammenhang beispielsweise der Umweltschutz, die Sicherung von Arbeitsplätzen, aber auch das gesellschaftliche Engagement und das Sponsoring.

      Beispiel:

      > Unsere Verantwortung für die Umwelt nehmen wir sehr ernst

      Schon