mit den Außerkörperlichen Erfahrungen erzählt und mir somit in den Rücken gefallen war. Sollte in diesem Punkt meine Mutter doch Recht gehabt haben, dass mein Vater nur seine eigene Meinung akzeptierte und seine neue Frau anderen Menschen hinter ihrem Rücken gegenüber falsch sei?
Mein Vater hat mich für etwas verrückt erklärt, was seit Jahrzehnten bereits erforscht wurde und heute noch wird. Nur weil er auf dem Gebiet unwissend war und das sich nicht mit seinen Ansichten vereinbarte, hatte er sein Urteil gefällt und meinen Seelenauftrag mit ihm zum dritten Mal abgebrochen.
Mein damaliger Lebenspartner reagierte auf den Brief lachend ironisch. Beide schrieben wir zusammen einen Brief zurück, unter anderem mit dem Hinweis, dass es schon sehr wohl Menschen mit einem Doktortitel geben würde, die bewiesen hätten, dass Krankheiten immer einen tieferen Sinn haben. Am Schluss des Briefes boten wir meinem Vater und seiner Frau symbolisch unsere Hand an, die sie nur zu ergreifen bräuchten, wenn sie das wollten. Doch mein Vater und seine Frau reagierten auf diesen Brief nicht und so brach der sonst regelmäßige Kontakt plötzlich ab und ich hörte acht Jahre nichts mehr von ihnen.
Mein Inneres war schrecklich aufgewühlt, als ich nach acht Jahren meinen Vater und seine Frau besuchte. Es war ein sonniger Junitag und auf dem Weg zu ihnen hämmerte mein Herz wie wild und ich hatte weiche Knie wie Pudding. Wie würde das Wiedersehen sein nach so langer Zeit und diesem Brief von meinem Vater?, fragte ich mich unaufhörlich.
Als ich ihnen auf der Terrasse gegenüber saß, musterte mich mein Vater ständig mit einem eisigen Blick. Wie ein Eisberg saß er dort auf dem Stuhl, jegliche Gesichtsregung vermeidend; diese Kälte schwappte zu mir und versuchte nach mir zu greifen.
„Na, wie siehst du denn aus, so durchscheinend und dünn. Das gefällt mir nicht. Und, beschäftigst du dich immer noch mit dem Homöopathiezeugs und dem ganzen Quatsch?“ Seine Worte trafen mich wie ein Messerstich und ich zuckte zusammen. Seine Frau versuchte ihn zu zügeln, in dem sie ihn am Arm zupfte.
„Komm, lass es gut sein, jetzt sitzen wir erstmals wieder zusammen.“
Sie lenkte dann das Gespräch in eine andere Richtung und vermied tunlichst dieses Thema.
Die nächsten beiden Male begleitete mich Valerie, meine damalige WG-Mitbewohnerin, weil wir jede Menge Kirschen ernten konnten und sich mein Vater mehr zusammen nahm, wenn jemand anderes dabei war. Da konnte er nicht so herum poltern, als wenn ich allein gewesen wäre.
Bei einem Gespräch am Kaffeetisch erzählte uns seine Frau, dass ein Freund von ihr sein Trinkwasser mit Bergkristallen und Rosenquarzen aufladen würde und dass er daran glaubte, einen Schutzengel zu haben. In diesem Moment sprang mein Vater vom Kaffeetisch auf, riss mit verzerrtem Gesicht und ohne ein Wort darüber zu verlieren die Terrassentür auf und fächelte sich frische Luft zu.
An dieser Stelle wechselten wir das Thema. Oh ja, das hatte er so oft in seinem Leben gemacht, gewisse Dinge totgeschwiegen oder offen und rigoros abgelehnt.
Nur seine Meinung zählte und war die Richtige. Und er war nicht bereit, sich mit alternativen oder energetischen Dingen zu beschäftigen. Im Grunde genommen lehnte er meine ureigene Essenz ab, also alles das, was mich am meisten anzog. Und das schmerzte mich sehr, es rumorte in meinem Herzen und in meinem gesamten Inneren.
Nachdenklich lief ich auf dem Weg nach Hause durch die Stadt, mit Valerie neben mir.
Da, ein Bild in mir, ich sah, wie es in mir hochschoss und mich wasserfallartig überflutete. Es brachte mich ins Wanken und ich musste mich an einem Laternenpfahl festhalten. Ich setzte mich auf die nächste Bank und schaute Valerie ins Gesicht. „Jetzt weiß ich es. Gerade eben haben sich zwei Puzzleteile von mir zusammengefügt. Und zwar ist ein Teil die Erkenntnis darüber, dass ich in einem früheren Leben für mein Wissen als Hexe verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der andere Teil betrifft meinen Vater. Er war zu jener Zeit bei der Inquisition gewesen und hatte mich unter Folterqualen ausfragen und anschließend verurteilen lassen. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Mir wird jetzt urplötzlich klar, warum mein Vater all diese Themen über alternative Heilung, Engel, Gott und Kirche vermied: weil seine Seele Angst hatte, dass es ans Licht kommen würde.
Nun war genau das geschehen. Und ich habe die Wahl, wie ich damit umgehe.“
Valerie wusste zum Glück über diese Themen Bescheid, so dass sie mich sofort verstand und mich bis nach Hause stützte. Zu gegebener Zeit würde ich zu diesem Thema eine Rückführung machen, doch als nächstes musste ich ihm und mir selbst vergeben lernen, um diesen Schmerz in meiner Seele heraus lassen zu können, weil der Schmerz mich in meiner weiteren Entwicklung behinderte. Meinen Vater würde ich so bald nicht ändern können, jedoch hatte ich Möglichkeiten an mir selbst zu arbeiten, da ich zu jenem Zeitpunkt nichts von meinem Auftrag wusste und das das alles dazu gehörte. So segnete ich ihn die nächsten drei Jahre in fast jeder Meditation mit Licht und ich schrieb an seine Seele und sein ‚Höheres Selbst‘ einen Brief, den seine Seele auf einer höheren Dimension im Moment ihres Eintreffens dort erhalten würde. Als Übersendungsweg wählte ich das Feuer, indem ich den Brief nach dem Schreiben verbrannte.
In diesem Brief segnete ich ihn, ich schickte ihm Vergebung und betete darum, dass seine Seele das Licht und inneren Frieden finden würde. Diese Dinge konnte ich ihm persönlich nicht sagen, aber es würde auf jeden Fall bei seiner Seele ankommen.
Einige Jahre später, als ich mit meinem jetzigen Mann Alexander in Mecklenburg im Urlaub war, schreckte ich nachts aus einem Klartraum hoch. Ich hatte meinen Vater gesehen – alles war dunkel und leer um ihn herum – wie er von einer wirbelartigen Kraft umgeblasen wurde und er auf den dunklen Boden stürzte. Sofort wusste ich, dass das Ende seines Lebens bevorstand. Am nächsten Tag hatte ich von seiner Frau einen Anruf auf meinem Handy, dass es ihm sehr schlecht gehen würde und dass er bereits im Koma liege.
Seltsamerweise bekam Alexander hohes Fieber, so dass wir nach dem Musikkonzert in Berlin erstmal nach Hause fuhren und ich ihn im Krankenhaus besuchen konnte.
Als ich da so stand, überflutete mich völlig unerwartet wieder die Liebe, wie ich sie als Kind für ihn empfunden hatte und so ließ ich sie einfach zu ihm fließen, in dem ich ihm genau das sagte und dabei seine Hand hielt und für ihn betete. Genau das war mein Auftrag für ihn. Er konnte nur noch antworten, in dem er nach jedem Satz mit seiner Hand meine Hand drückte. Obwohl ich es schon länger vorher verspürt hatte, dass er bald geht, war es doch ein Schock für mich, weil es dann doch so schnell ging. So gern hätte ich ihm noch das mit meiner Hochsensibilität gesagt, aber nun war die Zeit seines Gehens gekommen.
Zwei Tage später verließ seine Seele den Körper und am folgenden Tag erwachte ich mit einem grippalen Infekt, weil sich ein Teil des Auftrags in mir zu lösen begann.
Zwei Wochen lang hatte ich Schweißausbrüche, Schwächeanfälle und leichten Husten. Zwei Monate später (Alexander und ich hatten einen Stand auf einer Messe) bekam ich plötzlich hohes Fieber ohne andere Symptome, einfach nur Fieber. Es sank endlich am anderen Morgen, es wäre der Geburtstag von meinem Vater gewesen.
Ein weiterer Teil dieses Auftrages hatte sich in dem Fieber aufgelöst.
Eine Woche danach lag ich nachts schlaflos in meinem Bett und glitt in den Alphazustand.
Langsam erschien eine Seele neben mir. Sie berührte mich sanft an meiner rechten Wange und glitt über mich hinweg. Wie elektrische Energie fühlte sich das an und ich erkannte, dass es die Seele von meinem Vater war.
Nach einer Weile erschien er mir als sein ehemaliges menschliches Abbild auf einer anderen Ebene, auf die ich inzwischen mit meinem Bewusstsein gewechselt war.
Er sagte mir per Telepathie (ich konnte seine Worte in meinem Gehirn hören), dass er zu wenig Liebe hätte, um weiter gehen zu können. Und dass er jetzt wüsste, dass ich in allem Recht gehabt hatte, was ich erzählt hätte, was das Leben nach dem Tod, die Dinge über die Seelen usw. betraf. Ich sah, dass er auf einer Zwischenebene festsaß. So schickte ich ihm eine Portion reiner Liebe, da ging es ihm gleich etwas besser, aber dennoch war er noch nicht bereit für das Licht.