Max Lugavere

Geniales Essen


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      Mit ein paarmal Wischen über das Smartphone Essen zu bestellen, war uns nicht immer möglich. Indem wir als Spezies mit der landwirtschaftlichen Revolution das Problem der Lebensmittelknappheit lösten, schufen wir ein neues Problem: Überfütterung. Seit Menschengedenken gibt es das erste Mal mehr übergewichtige als unterernährte Menschen auf diesem Planeten.7 Da unser Körper nun ständig im „verköstigten“ Zustand ist, ging eine uralte Balance verloren. Dieser Verlust brachte uns ein energiearmes Gehirn, beschleunigte Alterung und Verfall. Zum Teil hat das damit zu tun, dass viele Lebensmittel, die wir heutzutage konsumieren, eigens dafür entworfen wurden, unser Gehirn in einen künstlichen „Glückszustand“ zu versetzen, über den hinaus Selbstkontrolle zwecklos ist (mehr dazu in Kapitel 3).

      Nährstoffmangel

      An der einen oder anderen Stelle spiele ich in diesem Buch auf einige meiner Lieblingsfilme an. (Ich hoffe, Sie werden es mir nachsehen. Als Filmemacher und Kinoliebhaber kann ich nicht anders.) In Vanilla Sky schrieb der Drehbuchautor/Regisseur Cameron Crowe: „Jede anbrechende Minute ist eine neue Chance, sein Leben zu ändern.“ Das trifft besonders auf die Fähigkeit unseres Körpers zu, Schäden zu reparieren, die durch das Altern bedingt sind – vorausgesetzt, wir führen ihm die richtigen Zutaten zu. Da 90 % der Amerikaner heutzutage mindestens von einem Vitamin oder Mineralstoff keine ausreichenden Mengen aufnehmen, haben wir quasi alles für beschleunigte Alterung und beschleunigten Abbau vorbereitet.8

      Umweltgift

      Unser Nahrungsangebot ist mit „lebensmittelähnlichen“ Produkten überflutet. Diese Produkte tragen direkt zu den drei oben genannten Faktoren bei: Während der Produktion werden ihnen Nährstoffe entzogen, sie bedingen, dass man zu viel davon isst, und sie fördern Entzündungen. Das Heimtückischste daran jedoch ist, dass sie giftige Zusatzstoffe enthalten – Sirups, industrielle Öle und Weichmacher, welche direkt oder indirekt zur Aktivierung des Immunsystems, zu Nervosität und Angstzuständen, Depression, suboptimaler kognitiver Leistung und langfristig dem Risiko für Erkrankungen beitragen.

      Chronischer Stress

      Chronischer psychologischer Stress ist ein großes Problem in der westlichen Welt. Ähnlich wie im Fall von Entzündungen wurde die Stressreaktion, die wir im Rahmen der Evolution zum Eigenschutz entwickelt haben, zu einer Geisel der modernen Welt. Chronischer Stress wirkt sich nicht nur direkt negativ auf unsere Gehirnfunktion aus (siehe Kapitel 9), sondern führt auch dazu, dass wir nach ungesunden Lebensmitteln greifen – und macht den angerichteten Schaden noch schlimmer.

      Physische Stagnation

      Unser Körper ist dazu angelegt, sich zu bewegen, und wenn wir diese Tatsache ignorieren, ziehen wir unser Gehirn in Mitleidenschaft. Die Beweise, die für Bewegung sprechen, werden immer mehr, sodass Sport und Bewegung als gültige Methode zum langfristigen Erhalt eines gesunden Gehirns anerkannt werden (es uns ermöglichen, Erkrankungen fernzuhalten, die wir früher als unheilbar angesehen hatten), und darüber hinaus auch als Möglichkeit, unser Denken und unsere Lernfähigkeit zu fördern.

      Korrespondierend gab es in der menschlichen Entwicklung eine andere Art der Bewegungen: thermale Bewegungen. Es gelingt uns hervorragend, unsere Umgebung so anzupassen, dass wir uns darin wohlfühlen, doch der tägliche relative Mangel an Temperaturunterschieden könnte die Spitzenleistung unseres Gehirns und unsere Krankheitsresistenz untergraben.

      Schlafmangel

      Eine weitere Bedingung für eine optimale Gehirnfunktion ist es nicht zuletzt, gut zu schlafen. Guter Schlaf gibt uns die Möglichkeit, Veränderungen bezüglich Ernährung und Lebenswandel zu bewirken, indem wir sicherstellen, dass unsere Hormone für und nicht gegen uns wirken. Er säubert das Gehirn und verfestigt Erinnerungen. Eigentlich erfordert ein guter Schlaf nur minimale Anstrengung und garantiert dafür eine maximale Ausbeute, und doch steigen unsere kollektiven Schlafschulden immer weiter an.

      Jeder einzelne dieser Bösewichte kann verheerende Auswirkungen auf unsere Kognition haben und sie haben eine entsetzliche Allianz geschmiedet, genau dies zu tun. Wer sie nicht zuerst überwältigt, kann keinerlei Gnade von ihnen erwarten. Doch wenn Sie dieses Buch als Pfeil und Bogen, Schwert und Speer nutzen, haben Sie vielleicht eine Chance.

      Wir legen Ihnen eine Karte vor, die Ihnen dabei helfen soll, die Defizite unseres unharmonischen, stressigen Lebenswandels zu umschiffen, indem wir evolutionäre Prinzipien mit den neuesten Ergebnissen der klinischen Forschung verbinden. Wir werden die Ernährung dafür einsetzen, das Gehirn auf seine „Werkseinstellung“ zurückzusetzen, damit Sie sich wieder so gut wie möglich fühlen und Ihre Bestleistungen erbringen. Und wir beschäftigen uns sogar mit der neuen und spannenden Wissenschaft, die dem Mikrobiom gewidmet ist, dem Bakterienkollektiv, das in uns lebt und das die Knöpfe und Schalter unserer Gesundheit, unserer Laune und unserer Leistungsfähigkeit auf verblüffende Art und Weise betätigt. So bekommen wir einen ganz neuen Blickwinkel, aus dem wir jede unserer Entscheidungen bewerten können.

      Als nächsten Schritt auf Ihrem Weg, Ihr unglaubliches genetisches Geburtsrecht zurückzugewinnen, werden Sie mehr über die Nährstoffe erfahren, die unser Gehirn verzweifelt nötig hat. Möge das Glück zu Ihren Gunsten wirken.

      GENIUS FOOD #1

      NATIVES OLIVENÖL EXTRA

      Geben Sie etwas natives Olivenöl extra auf einen Löffel und schlürfen Sie es dann wie eine Suppe, ohne auf die Manieren zu achten. So wird das Öl im Mund besser belüftet. Dann schlucken. (Ja, ich rate Ihnen hier wirklich, Öl zu trinken. Und gleich sehen Sie auch, warum.) Bald sollten Sie ein leichtes Kratzen hinten im Hals spüren: Das ist die natürliche Verbindung Oleocanthal. Oleocanthal gehört zu den Phenolen – natürlichen Verbindungen in Pflanzen, welche die Reparaturmechanismen unseres Körpers wirkungsvoll stimulieren, wenn wir sie konsumieren (Phenole treten in der Regel aneinander gebunden als Polyphenole auf). Oleocanthal hat derartig wirkungsvolle entzündungshemmende Wirkungen, dass es mit der Einnahme einer geringen Dosis von Ibuprofen verglichen werden kann, einem nichtsteroidalen Antirheumatikum – aber ohne dessen potenzielle Nebenwirkungen.1 Entzündungen können, wie Sie sehen werden, neuronale Plastizität (die Fähigkeit des Gehirns, sich im Laufe des Lebens zu verändern) stark negieren und sogar depressive Gefühle verursachen, wie die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung beginnen zu zeigen.

      In der mediterranen Küche gehört natives Olivenöl extra zu den Grundnahrungsmitteln und bei Menschen, die sich auf diese Art und Weise ernähren, tritt Alzheimer seltener auf. Oleocanthal könnte hier auch eine Rolle spielen, da es das Potenzial gezeigt hat, das Gehirn von den Amyloidablagerungen zu befreien, dem klebrigen Protein, das sich bei der Alzheimererkrankung in toxischem Maß ansammelt.2 Oleocanthal ist dazu in der Lage, indem es die Aktivität der Enzyme steigert, welche die Ablagerungen abbauen. In umfangreichen Langzeitstudien hat sich gezeigt, dass es das Gehirn vor dem Verfall schützt (und die kognitive Funktion sogar verbessert), wenn es in Mengen von bis zu einem Liter pro Woche konsumiert wird.3 Und als wenn der Schutz des Gehirns nicht längst schon genug wäre, hat sich gezeigt, dass natives Olivenöl extra ein Enzym im Fettgewebe blockiert, die Fettsäure-Synthase, welches aus über die Ernährung aufgenommenen überschüssigen Kohlenhydraten Fett produziert.4

      Abgesehen vom Oleocanthal ist natives Olivenöl extra auch eine reichhaltige Quelle einfach ungesättigter Fettsäuren, eines gesunden Fetts, das gut für Blutgefäße und Leber ist und das sogar beim Abnehmen hilfreich sein kann. Ein Esslöffel enthält außerdem 10 % der empfohlenen Tagesmenge an Vitamin E. Bei Vitamin E handelt es sich um ein Antioxidans, das fettige Strukturen in unserem Körper – z. B. das Gehirn – vor der Art von Schäden schützt, welche die Verschleißerscheinungen des Alters begleiten und die von