um die ihn die anwesenden Amtsträger Abt Godehard und Erzbischof Tagino gebeten hatten. Beide Königsurkunden beleuchten die Anfänge Kaufungens. Sowohl der Empfängernotar, der für Hersfeld agierte, als auch der Kanzleinotar, der das Magdeburger Privileg verfasste, haben den Ausstellungsort wohl nicht in einem Zug mit den restlichen Zeilen des Pergaments ins Reine geschrieben, sondern nachträglich hinzugefügt. Diese beiden Ersterwähnungen Kaufungens bildeten jedoch den Auftakt zu einer Phase, in der das Königspaar Heinrich und Kunigunde den ursprünglichen Nebenhof des Kasseler Grundherrschaftskomplexes ausbauen ließ. Mit der Kloster- oder Stiftsgründung 1017 und dessen vielfältiger Privilegierung bis 1023 legte es die Grundlage für einen nicht unbedeutenden Konvent, dessen Besitzungen sich im Westen bis nach Koblenz und Dortmund, im Osten bis Langensalza erstreckten. Nach dem Übergang der Stiftsvogtei an die hessischen Landgrafen 1297 unterblieb eine gezielte Förderung. Kriege, Verwüstungen und landgräfliche Übergriffe prägten in der Folge das Stiftsleben, dessen Details sich in zahlreichen Urkunden ebenso wie in den Statuten des beginnenden 15. Jahrhunderts spiegeln. Selbst die Bauvorhaben und die damit verbundenen Anstrengungen können anschaulich rekonstruiert werden. Dem Niedergang und den wiederholten Bemühungen um Reform setzte Landgraf Philipp I. mit der Auflösung des Konvents, dem Einzug des Kirchenschatzes und der Übergabe der Besitzungen 1532 an die Hessische Ritterschaft ein Ende.
Abkürzungen
MGH DD Kar 1 = Die Urkunden der Karolinger, Bd. 1: Die Urkunden Pippins, Karlmanns und Karls des Großen/Diplomata Karolinorum 1: Pippini, Carlomanni, Caroli Magni Diplomata, Hannover 1906, Nachdruck München 1991.
MGH DD H II = Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 3: Die Urkunden Heinrichs II. und Arduins/ Diplomata regum et imperatorum Germaniae 3: Heinrici II. et Arduini Diplomata, Hannover 1900–1903, Nachdruck München 2001.
MGH DD H III = Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 5: Die Urkunden Heinrichs III./Diplomata regum et imperatorum Germaniae 5: Heinrici III. Diplomata, Berlin 1926–1931, Nachdruck München 1993.
MGH DD H IV = Die Urkunden der Deutschen Könige und Kaiser, Bd. 6, 1–3: Die Urkunden Heinrichs IV./Diplomata regum et imperatorum Germaniae 6, 1–3: Heinrici IV. Diplomata, Berlin, Weimar und Hannover 1941–1978.
MGH SS = Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (in folio).
Thietmar von Merseburg, Chronik = Thietmar von Merseburg, Chronik. Neu übertragen und erläutert v. Werner Trillmich (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 9), Darmstadt 1985.
1 Der vorliegende Aufsatz basiert in Teilen auf Ingrid BAUMGÄRTNER und Christian PRESCHE, Kaufungen 1011. Die urkundliche Ersterwähnung im Kontext, Kassel 2011; Ingrid BAUMGÄRTNER und Christian PRESCHE, Kaufungen 1011. Die urkundliche Ersterwähnung im Kontext, in: 1000 Jahre Kaufungen. Arbeit – Alltag – Zusammenleben, hg. vom Gemeindevorstand der Gemeinde Kaufungen und der Sparkassenstiftung Landkreis Kassel – Kultur, Kaufungen 2011, S. 14–25. Vgl. auch Christian PRESCHE, Kassel im Mittelalter. Zur Stadtentwicklung bis 1367, 2 Bde., Kassel 2013, Bd. 1, S. 143–151.
2 MGH DD H II 182. Vgl. Ingrid BAUMGÄRTNER, Kunigunde. Politische Handlungsspielräume einer Kaiserin, in: Ingrid BAUMGÄRTNER (Hg.), Kunigunde – eine Kaiserin an der Jahrtausendwende, 2. Aufl. Kassel 2002, S. 19 u. 42; Daniela MÜLLER-WIEGAND, Vermitteln – Beraten – Erinnern. Funktionen und Aufgabenfelder von Frauen in der ottonischen Herrscherfamilie (919–1024), Kassel 2005, S. 247.
3 Vgl. MGH DD H II 134, 135, 143–171, 174, 174a, 181, 195–197, 200–204 (Bistum Bamberg), 208 (St. Stephan), 366 und die Fälschungen 520, 522, 523 (St. Michael), 332, 334 (Bamberger Kirche) sowie 335. Vgl. Bernd SCHNEIDMÜLLER, Die einzigartig geliebte Stadt. Heinrich II. und Bamberg, in: Josef KIRMEIER u. a. (Hg.), Kaiser Heinrich II. 1002–1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002 (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 44), Augsburg 2002, S. 30–51, hier S. 33–40; Wolfgang F. REDDIG, Kaiser Heinrich II. Leben, Zeit und Welt, Bamberg 2002, S. 234–247.
4 MGH DD H II 236 u. 237; Hans WEIRICH (Bearb.), Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, Bd. 1, mit Verwendung der Vorarbeiten v. Karl HÖRGER (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 19,1), Marburg 1936, Nr. 78. Lateinischer Text mit Übersetzung beider Urkunden bei BAUMGÄRTNER und PRESCHE, Kaufungen 1011 (wie Anm. 1), S. 28–31.
5 MGH DD H II, S. 274, Anm. 236d u. Anm. 237e.
6 Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 56 (alte Signatur: Urk. M I), 1011 Aug. 10; Maße: Höhe links 51,3 cm, Höhe rechts 51,7 cm, Breite oben 45,2 cm, Breite unten 45,7 cm; Abb. Online: Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden bis 1250, Philipps-Universität Marburg, Nr. 5416. Das Original der Magdeburger Urkunde, früher im dortigen Landeshauptarchiv, ist verschollen. Vgl. Johann Friedrich BÖHMER und Theodor GRAFF, Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich II. 1002–1024 (Regesta Imperii, Bd. 2,4), Wien, Köln, Graz 1971, Nr. 1749 u. 1750.
7 MGH DD H II 236 und Übersetzung bei BAUMGÄRTNER und PRESCHE, Kaufungen 1011 (wie Anm. 1), S. 28–31.
8 Vgl. Josef FLECKENSTEIN, Art. Godehard, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München, Zürich 1989, Sp. 1531f.; Hans GOETTING, Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Bistum Hildesheim, Bd. 3: Die Hildesheimer Bischöfe von 815 bis 1221 (1227) (Germania sacra NF 20), Berlin, New York 1984, S. 231–256.
9 Regesta Imperii, Bd. 2,4 (wie Anm. 6), Nr. 1598a; GOETTING, Die Hildesheimer Bischöfe (wie Anm. 8), S. 235f. Zum Kloster Hersfeld vgl. Johannes BURKARDT, Niklot KLÜSSENDORF, Thomas LUDWIG, Ludwig UNGER und Wolfhard VAHL, Hersfeld, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Hessen (Germania benedictina 7), bearb. von Friedhelm JÜRGENSMEIER und Franziskus BÜLL OSB, in Verbindung mit Regina Elisabeth SCHWERDTFEGER, München 2004, S. 589–629.
10 MÜLLER-WIEGAND, Vermitteln (wie Anm. 2), S. 168–184, bes. S. 181–184.
11 MGH DD H II 198 u. 236.
12 Vgl. Martin KINTZINGER, Art. Tagino, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 432f.; Dietrich CLAUDE, Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert (Mitteldeutsche Forschungen 67), Bd. 1, Köln 1972, S. 221–227 u. 234f.; Thietmar von Merseburg, Chronik V, 41–44.
13 Thietmar von Merseburg, Chronik VI, 32; CLAUDE, Geschichte des Erzbistums Magdeburg (wie Anm. 12), S. 271. Zur Synode vgl. MGH DD H II 143; SCHNEIDMÜLLER, Die einzigartig geliebte Stadt (wie Anm. 3), S. 38f.
14 Zuerst MGH DD H II 198 vom 7. Juni 1009 für Niederaltaich; dann MGH DD H II 211 u. 217 vom April 1010 für Niederaltaich und Niedernburg; zuletzt MGH DD H II 229, 231 u. 232, ausgestellt im Juni 1011 in Regensburg und Ramspau.
15 MGH DD H II, S. XXII; vgl. Thietmar von Merseburg, Chronik VI, 87.
16 Zu den Siegeln Heinrichs II. vgl. KIRMEIER u. a. (Hg.), Kaiser Heinrich II. (wie Anm. 3), S. 185–190; Otto POSSE, Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913, Bd. 5, Dresden 1913, ND Leipzig 1981, S. 16f. mit Abbildung.
17 MGH DD H II 235.
18 Adrian VERHULST, Art. Curtis, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3, München, Zürich 1986, Sp. 392f. Zur Bedeutung von curtis als Hofhaltung vgl. DU CANGE, Glossarium mediae et infimae Latinitatis, hg. v. G. A. L. HENSCHEL, Paris 1883, Bd. II, S. 585f. Auch Elsbet ORTH, Frankfurt (A), in: Die Deutschen Königspfalzen, Bd. 1, 2. Lieferung, Göttingen 1985, S. 151 deutet curtis „als Bezeichnung für die Pfalz bzw. die herrschaftliche Hofhaltung“ und als „Anwesenheit der Hofversammlung“.
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