können es schaffen. Sie können bisher für unmöglich gehaltene Veränderungen bewirken. Die einfachen Übungen, die Sie bis jetzt gemacht haben, sind der Anfang der Meisterschaft.
* Anm. d. Übersetzers: Paul Linden verwendet das amerikanische Wort „power“, das ich kontextabhängig von Fall zu Fall als Macht, Stärke oder Kraft übersetzt habe. Das amerikanische Wort „Empowerment“ wurde hier zuweilen auch als „Souveränität“ übersetzt, im Sinne von Eigenständigkeit, Selbstständigkeit und eigener Handlungsmacht.
3Die Konzepte im Hintergrund
Zum besseren Verständnis dessen, was wir in diesem Buch gemeinsam tun wollen, werde ich Ihnen in diesem Kapitel einige Hintergrundinformationen über die Grundlagen meiner Arbeit geben. Je mehr Sie den von uns genutzten Lehr- und Lernprozess verstehen, desto schnellere und profundere Fortschritte werden Sie persönlich machen.
Being in Movement® Mindbody Training
Ich bin Körpererzieher und Kampfkunstlehrer. Seit fast 40 Jahren übe und unterrichte ich Körperwahrnehmung und Bewegung als Weg zum Verständnis des eigenen Selbst, zu Harmonie und Effizienz. Ich habe ein systematisches Körperbewusstseinstraining entwickelt, das ich Being in Movement (BIM) nenne – in Bewegung sein – und das die Basis meines Ansatzes in der Arbeit mit Missbrauchsverarbeitung bildet.
BIM ist ein Erziehungsprozess, in dem damit gearbeitet wird, wie Struktur und Funktion des Körpers das Selbstgefühl formen und wie sie ihrerseits durch dieses Selbstgefühl geformt werden. BIM untersucht das Selbst in der Welt, indem das Zusammenwirken von Muskelstrukturen und -funktionen, von Gedanken, Gefühlen und Glaubenssätzen, von Strategien der Problemlösung und von ethischem Verhalten individuell untersucht wird.
BIM betrachtet den Körper einerseits als ein mechanisches Objekt, das durch die Gesetze der Physik und Biologie bestimmt wird. Gleichzeitig ist die Physis als subjektiver Prozess anzusehen, anhand dessen Sie sich selbst so wahrzunehmen lernen, dass Sie dauerhaft ein ganzheitliches körper-seelisches Selbstgefühl entwickeln, aus dem heraus Sie effektiv handeln können. Strukturell betrachtet ist in diesem Zustand das Muskel- und Skelettsystem balanciert, schmerz- und stressfrei. Funktional gesehen erlaubt dies stabile, variantenreiche und ausgeglichene Bewegungen. Im Hinblick auf Handlungsabsicht und Energiehaushalt befähigt uns dieser Zustand strahlender Präsenz, symmetrischer, expansiver Willenskraft und selbstbewusster Achtsamkeit, fest verankert im eigenen Selbst hinaus in die Welt zu gehen. Psychologisch oder spirituell gesprochen ist das Ziel die Integration von Macht und Liebe.*
Was Sie bei der Ausführung der Übungen beachten sollten
Körperbewusstseinstraining kann, abgesehen von seiner stärkenden und aufmunternden Wirkung, harte Arbeit sein. Insofern ist es eventuell hilfreich, sich therapeutischer Unterstützung bei der Verarbeitung der starken Gefühle zu versichern, die durch die Körperübungen ausgelöst werden können.
Probieren Sie aus, welches Tempo bei der Durchführung der Übungen für Sie angenehm ist. Vielleicht sind es ein oder zwei Übungen am Tag, vielleicht ist es nur eine und Sie geben sich einige Tage Zeit, das Erlebte zu verdauen und in Ihren Alltag zu integrieren, bevor Sie zu einer neuen Übung übergehen. Oder Sie verspüren den Wunsch, möglichst schnell voranzukommen, und wollen gleich mehrere Übungen auf einmal machen. Wichtig ist: Gehen Sie auf jeden Fall so langsam vor, dass Sie durch das, was Sie erleben, nicht überschwemmt und überwältigt werden. Das ist eine echte Herausforderung. Sie müssen notwendigerweise mit Ihrem Schmerz in Berührung kommen, um ihn loszuwerden. Aber es wird Ihnen nicht helfen, wenn Sie sich von diesem Schmerz überwältigen lassen. Also, wie viel ist zu viel? Letztlich werden nur Sie das entscheiden können, durch Versuch und Irrtum. Meine Philosophie lautet hier: Seien Sie behutsam, gehen Sie langsam voran.
Wenn wir persönlich miteinander arbeiten würden, könnte ich Ihren Prozess begleiten und an der richtigen Stelle die richtige Übung für Sie herausfinden. Wenn Sie allein durch diese Übungen gehen, ist es wichtig, dass Sie sich nicht unter Druck setzen. Sie haben genug Zeit. Es ist besser für Sie, übertrieben langsam vorzugehen, als dass Sie sich zu viel zumuten und sich erschöpfen.
Dieses Buch ist logisch fortschreitend aufgebaut. Die Übungen sind so konzipiert und angeordnet, dass Sie in einen allmählich sich steigernden Prozess der Selbststärkung geführt werden. Durch die einfacheren Übungen, mit denen Sie beginnen, werden Sie gestärkt und auf spätere schwierigere Aufgaben vorbereitet. Da die einzelnen Übungen und Kapitel aufeinander aufbauen, wird es für Sie am hilfreichsten sein, wenn Sie das in diesem Buch vorgestellte Material der Reihe nach abarbeiten. Sollte aber irgend etwas für Sie nicht passen, überspringen Sie den Abschnitt und holen Sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt nach.
Eine Warnung noch: Wenn Sie das Buch durchblättern und hier und da etwas lesen oder ausprobieren, kann Sie das verwirren. Sie könnten sowohl meine Absicht als auch den tatsächlichen Gehalt einer Übung verfehlen, wenn Sie spätere Teile des Buches zu verstehen versuchen, ohne die Grundlagen zu kennen. Mehr noch: Sollten Sie versuchen, weiter hinten im Buch enthaltene Anweisungen auszuprobieren, ohne vorher über aus den grundlegenden Übungen resultierende Ressourcen zu verfügen, werden Sie vielleicht auf das, was Sie erleben, nicht ausreichend vorbereitet sein. Verschiedene Übungen in unterschiedlichen Sequenzen durchzugehen und wieder zu erleben, nachdem Sie das Buch einmal durchgearbeitet haben, kann hingegen sehr fruchtbar sein.
Viele Übungen erfordern einen Partner. Es kann sinnvoll sein, diese Übungen in einer kleinen, sich regelmäßig treffenden Gruppe zu erforschen. Sie könnten abwechselnd die Anweisungen vorlesen und die Übungen anleiten. Eine stabile Übungsgruppe bietet meist eine schützende Struktur und motiviert die Teilnehmer. Sehr unterstützend wirkt es oft auch, wenn Sie vertraute Personen haben, mit denen Sie sprechen können, wenn Sie an einen für Sie unangenehmen Punkt kommen. In einer solchen Übungsgruppe werden Sie sehen, dass andere Menschen ähnliche Schwierigkeiten haben wie Sie. Dies verhindert, dass Sie sich wegen Ihrer Schwierigkeiten bei bestimmten Übungen schlecht fühlen oder schämen. Es hilft im Übrigen auch, unterschiedliche Reaktionen verschiedener Menschen auf bestimmte Reize zu erleben. Jeder Einzelne beginnt seinen Weg genau dort, wo er augenblicklich steht, nirgendwo sonst. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Grenzen und Bedürfnisse respektieren. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen. Sie sind, wo Sie sind, und genau da lernen Sie, was zu lernen ist.
Am eindrücklichsten werden Sie die Wirksamkeit dieses Übungsprogramms erleben, wenn Sie es in Ihrem Alltagsleben erproben. Nichts macht so erfolgreich wie ein Erfolg. Je öfter Sie Ihre neu gewonnene Selbstbewusstheit und neuentdeckte Kraft erfolgreich im Alltag anwenden, desto gewohnheitsmäßiger werden Sie sich an diese Fähigkeiten erinnern und sie einsetzen.
Die Lehre
Einige Elemente meines Unterrichts könnten ungewöhnlich auf Sie wirken, wenn Sie Ihnen das erste Mal begegnen. Es wird Ihnen helfen, wenn Sie darauf vorbereitet sind und wissen, dass ich meine Lehre auf der Grundlage meines Kampfkunsttrainings entwickelt habe.
Das Modell von Herausforderung und Antwort
Das erste hierbei zu berücksichtigende Element ist das von Angriff und Verteidigung. Meine Heimat sind die Kampfkünste. Ich bin Träger des schwarzen Gürtels im Aikido (6. Dan) und im Karate (1. Dan). Seit 39 Jahren ist das Aikido, eine gewaltfreie japanische Kampfkunst, mein Studien- und EntwicklungsLabor. Diese Kampfkunst ist Selbstverteidigung, sie ist aber auch ein Weg, auf dem Sie trainieren, ruhig, kraft- und liebevoll auf eine Bedrohung zu reagieren.
In den Kampfkünsten lernt man, indem man sich mit einem Problem konfrontiert und es löst. Ohne einen Angriff – das Problem – gibt es nichts zu tun. Dadurch, dass Sie der Herausforderung begegnen, können Sie sich selbst prüfen, feststellen, was Sie verbessern müssen, und an ihrer Veränderung und Ihrem Wachstum arbeiten. Weil meine Wurzeln die Kampfkünste sind, besteht mein Körperbewusstseinstraining aus praktischen Bewegungsexperimenten und nutzt das Modell von Herausforderung und Antwort für das Erforschen von Entwicklungsaufgaben.
In all den Jahren meines Unterrichts ist nie jemand an mich herangetreten, der gesagt hätte: