sein, aus dem Ganzen entsteht ein Universum.
Begib dich in das unendliche Reich deiner Vorstellungskraft, und stell dir vor, ich schalte das Licht des Raumes aus, in dem du dich gerade befindest. Du kannst nichts mehr sehen, außer der Dunkelheit, die den Raum füllt. Nun verrate mir, ob du dich noch in diesem Raum befindest. Falls ja, woher weißt du, dass du dich noch in diesem Raum befindest? Wieso kannst du den Raum noch sehen, obwohl deine Augen geschlossen sind? Du siehst ihn auch in vollkommener Dunkelheit, weil dieser Raum als Vorstellung in dir existiert. Woher weißt du, wie das Haus hinter den Wänden des Raumes aussieht, in dem du dich gerade befindest? Die Stadt, das Land, der Kontinent, die Erde, das Universum?
Du lebst in deiner Vorstellung.
Möchtest du dein Leben erweitern, musst du die Vorstellung von deinem Leben erweitern.
Die Bedeutung
»Ich habe genug gesehen. Ich möchte diesen Ort verlassen.«
»Gefällt er dir nicht mehr?«
»Nein, er macht mich traurig. Hier sieht alles gleich aus. Ich will etwas Neues sehen. Kannst du mich an einen anderen Ort bringen?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Es existiert kein anderer Ort.«
»Wie kann ich dann etwas Neues erleben?«
»Indem du den Ort veränderst.«
»Wie verändere ich den Ort?«
»Indem du die Augen veränderst, mit denen du ihn ansiehst.«
Vorstellungen verleihen unserer Realität ihre Form, Bedeutungen hauchen ihr Leben ein. Durch die Verknüpfung von Vorstellung und Bedeutung entsteht eine lebendige Realität. Nicht eine universelle, sondern unsere persönliche Realität.
In der Illusion einer universellen Realität besitzt jedes Wesen, jedes Objekt, jeder Zustand und jedes Ereignis eine objektive Allgemeingültigkeit. Jeder Mensch teilt jeder Manifestation in unserem Universum eine identische Bedeutung zu. Alle Menschen beten den gleichen Gott an und pflegen die gleiche Lebensweise. Alle Vorstellungen werden von allen Menschen mit den gleichen Bedeutungen versehen und lösen deswegen in allen Menschen identische Gedanken und Gefühle aus. Jeder Mensch ist gleich.
Diese Missachtung von individuellen Realitäten bildet die Ursache für jeden Konflikt in der Menschheitsgeschichte. Angefangen mit dem Beziehungsstreit um das Ausräumen der Spülmaschine, bis hin zu einem Krieg zwischen zwei Nationen. Jeder Konflikt entsteht durch die Intoleranz gegenüber einer fremden Realität, weil sie nicht der eigenen entspricht. Wir meinen, unsere Realität sei wahrer oder wichtiger, und alle anderen Realitäten seien falsch oder unwichtiger.
Trennen wir uns von der Annahme, es existiere eine universelle Realität, öffnen wir uns für die Erkenntnis, dass jeder Mensch in seiner individuellen Realität lebt. Jeder Mensch betet seine eigene Vorstellung und Bedeutung von Gott an und pflegt seine eigene Lebensweise. Wir alle haben unterschiedliche Vorstellungen, denen wir unterschiedliche Bedeutungen geben, die zu verschiedenen Gedanken und Gefühlen führen. Jeder Mensch ist einzigartig.
Welche Vorstellung wirkt für dich realer? Die Existenz einer einzigen Realität oder einer Unendlichkeit an Realitäten?
Erkennen wir uns als Quelle unserer Realität, sind wir uns bewusst, dass jedes Wesen im besten Willen seiner für sich wahren Realität handelt. Statt mit Intoleranz andere Realitäten zu verurteilen, akzeptieren wir fremde Realitäten nicht weniger als unsere eigene. Statt ein Leben in Trennung, führen wir dann ein Leben in Verbundenheit. Die Annahme von subjektiven Realitäten streitet nicht ab, dass die Vorstellungen, die wir mit unseren fünf äußeren Sinnen wahrnehmen, nicht mit den Vorstellungen anderer übereinstimmen können.
Doch was ist Realität? Wodurch wird das, was wir Realität nennen, für uns real? Durch unsere Vorstellung oder durch die Bedeutung, die wir unserer Vorstellung geben?
Vorstellung und Bedeutung sind untrennbar miteinander verbunden. Objektivität ist eine Illusion, denn wir haben meistens nicht nur individuelle Vorstellungen von der Realität, sondern rüsten alle unsere Vorstellungen auch mit einer individuellen Bedeutung aus. Jede Seite besteht aus zwei Seiten, jede Wahrheit ist nur eine Halbwahrheit, und jede Singularität ist eine Pluralität. »Tatsachen« liegen immer im Auge des Betrachters, denn statt alle in einer einzigen Realität zu leben, leben wir alle in unserer eigenen Realität. Ohne die individuelle Bedeutung ist eine Vorstellung buchstäblich bedeutungslos. Unsere Eltern, Geschwister oder Kinder würden sich für uns nicht von den Milliarden von anderen Menschen unterscheiden. Unser Kontostand wäre nur eine Reihe nichtssagender Ziffern, und auch unser Leben hätte keinen tieferen Sinn.
So, wie die Vorstellung der Samen eines Gedankens ist, so keimt aus der Bedeutung ein Gefühl. Hat etwas keine Bedeutung für uns, haben wir kein starkes Gefühl dazu. Hat es hingegen eine hohe Bedeutung für uns, setzen wir den ganzen Kosmos in Bewegung. Es sind Gefühle, die uns Menschen unsere Menschlichkeit verleihen und die Intensität unserer Gedanken bestimmen. Sie sind nicht nur der Anfang, sondern das Ziel jeder unserer Handlungen. »Ich mache …, weil ich mich dann … fühle.« In der tiefsten Ebene dient alles, was wir tun, der Absicht, Liebe zu erzeugen oder Leid zu vermeiden.
Indem wir unsere Vorstellungen mit einer Bedeutung verbinden, entsteht unsere Realität. Die Bedeutungen wählen nur wir. Nichts und niemand kann uns sagen, welche Bedeutung wir welcher Vorstellung geben. Es ist kein Zwang, sondern unsere Freiheit. Die Illusion der zwanghaften Deutung entsteht, wenn wir den freien Raum zwischen Vorstellung und Deutung nicht erkennen. Doch wir können die Verbindung zwischen Vorstellung und Bedeutung jederzeit trennen, um einer alten Vorstellung eine neue Bedeutung zu geben und unser Leid zu transformieren. So werden Fehler zu Lehren, Verluste zu Chancen und Grenzen zu Möglichkeiten.
Materialisten können ihr gesamtes Leben der Jagd nach Ruhm, Macht und Reichtum widmen, ohne zu bemerken, dass sie nur Illusionen nachjagen, weil diese ihnen ein Gefühl versprechen, das sie jedoch auch ohne die Kosten der äußeren Schleier mühelos in ihrem Inneren erschaffen könnten. Es ging nie darum, was wir werden. Es geht darum, wie wir werden.
Alle Gefühlsqualitäten, die wir uns wünschen, sind bereits in uns. Es gibt nichts, was nicht in unserem Bewusstsein angelegt ist. Das Einzige, was uns von Gefühlen wie Glück, Freude und Liebe trennen kann, ist unser eigener Glaube daran, von ihnen getrennt zu sein.
Der Glaube
»Warum fühle ich mich manchmal, als sei ich in einer Hölle?«
»Weil du daran glaubst, in einer Hölle zu sein.«
»Bedeutet das, sie existiert nicht?«
»Doch. Und immer wenn du daran glaubst, befindest du dich in ihr. Du bist immer dort, wo dein Glaube ist.«
»Kann ich von der Hölle in den Himmel kommen?«
»Das weiß ich nicht. Es hängt davon ab, ob du den Himmel findest.«
»Wo kann ich ihn finden?«
»Himmel und Hölle liegen nur einen Glauben auseinander.«
Unsere Gedanken und Gefühle erschaffen unser Verhalten. Unser Verhalten erschafft unsere Realität. Kürzen wir diese Gleichung, erkennen wir: Unsere Gedanken und Gefühle erschaffen unsere Realität. Sie sind die schöpferische Kraft in uns. Die höchste schöpferische Kraft besitzt dabei unser Glaube, der sich aus unseren Glaubenssätzen zusammensetzt.
Glaubenssätze sind Annahmen, die wir als unumstößliche und einzige Wahrheit über uns und unsere Umwelt wahrnehmen. In ihrem Wesen drehen sich alle Glaubenssätze um: sein, haben, wollen, brauchen, müssen, dürfen oder können. Sie besitzen den höchsten transformativen Einfluss in unserem Leben. Ein Glaubenssatz entsteht durch einen wiederholten Gedanken verbunden mit einem intensiven Gefühl. Da bereits ein Paar aus Gedanke