zu deiner Schwiegermutter kommen.‹ «
Noomi antwortete: »Bleib nun hier, meine Tochter, und warte ab, wie die Sache ausgeht. Der Mann wird nicht ruhen, bis er sie noch heute geordnet hat.«
Boas war inzwischen zum Versammlungsplatz am Stadttor gegangen und hatte sich dort hingesetzt. Da ging gerade der andere Löser, von dem Boas gesprochen hatte, vorbei. Boas rief ihm zu: »Komm hierher und setz dich«, und der Mann tat es. Dann holte Boas zehn Männer, die zu den Ältesten der Stadt gehörten, und sagte zu ihnen: »Setzt euch hierher zu uns!«
Als sie sich gesetzt hatten, sagte er zu dem anderen Löser: »Du weißt, dass Noomi aus dem Land Moab zurückgekehrt ist. Sie bietet den Landanteil zum Verkauf an, der unserem Verwandten Elimelech gehört hat. Ich wollte dir das sagen und dir den Vorschlag machen: Erwirb den Landanteil Elimelechs in Gegenwart der hier sitzenden Männer und in Gegenwart der Ältesten meines Volkes! Sag, ob du deiner Verpflichtung nachkommen und von deinem Recht als Löser Gebrauch machen willst oder nicht. Ich will es wissen, denn du bist als Erster an der Reihe und nach dir komme ich.«
Der andere antwortete: »Ich mache das!«
Boas fuhr fort: »Wenn du von Noomi das Feld Elimelechs übernimmst, musst du zugleich die Verpflichtung übernehmen, für die Moabiterin Rut zu sorgen und anstelle ihres verstorbenen Mannes einen Sohn zu zeugen. Dem wird später das Feld zufallen, damit der Name des Verstorbenen auf dessen Erbbesitz weiterlebt.«
»Wenn es so ist, verzichte ich«, sagte der andere. »Ich schädige sonst meinen eigenen Erbbesitz. Ich trete dir mein Recht als Löser ab. Ich kann es nicht wahrnehmen.«
Dann zog er seinen Schuh aus und gab ihn Boas mit den Worten: »Erwirb du das Feld!« Mit diesem Zeichen bestätigte man früher in Israel bei Geschäftsabschlüssen den Wechsel des Besitzrechtes an Grund und Boden.
Boas wandte sich an die Ältesten und die anderen anwesenden Männer und sagte: »Ihr seid heute Zeugen, dass ich von Noomi alles erworben habe, was Elimelech und seinen Söhnen Kiljon und Machlon gehörte. Ich habe damit auch die Moabiterin Rut, die Witwe Machlons, als Frau erworben und die Verpflichtung übernommen, an Machlons Stelle einen Sohn zu zeugen, dem sein Erbbesitz gehören wird. Machlons Name soll in seiner Sippe nicht vergessen werden, und seine Familie soll in dieser Stadt und in Israel bestehen bleiben. Ihr habt meine Erklärung gehört und seid dafür Zeugen.«
Die Ältesten und alle Männer auf dem Platz am Tor sagten: »Wir sind dafür Zeugen! Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, kinderreich wie Rahel und Lea, die zusammen das Haus Israel groß gemacht haben. Mögest du in der Sippe Efrat zu Reichtum und Einfluss gelangen und möge dein Name berühmt werden in Betlehem. Durch die Nachkommen, die der HERR dir durch diese Frau geben wird, soll deine Familie so bedeutend werden wie die Familie von Perez, dem Sohn von Tamar und Juda.«
So nahm Boas Rut zur Frau. Der HERR ließ sie schwanger werden und sie gebar einen Sohn.
Da sagten die Frauen zu Noomi: »Der HERR sei gepriesen! Er hat dir heute in diesem Kind einen Löser geschenkt. Möge der Name des Kindes berühmt werden in Israel! Es wird dir neuen Lebensmut geben und wird im Alter für dich sorgen. Denn es ist ja der Sohn deiner Schwiegertochter, die in Liebe zu dir hält. Wahrhaftig, an ihr hast du mehr als an sieben Söhnen!«
Noomi nahm das Kind auf ihren Schoß und wurde seine Pflegemutter.
Ihre Nachbarinnen kamen, um ihm einen Namen zu geben, denn sie sagten: »Noomi ist ein Sohn geboren worden!« Und sie gaben ihm den Namen Obed. Obed wurde der Vater Isais, Isai der Vater des Königs David.
Dies ist die Liste der Nachkommen von Perez: Perez zeugte Hezron, Hezron zeugte Ram, Ram zeugte Amminadab, Amminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai und Isai zeugte David.
Rückkehr ins Ungewisse
Die Frau aus Schunem
Wenn Menschen gezwungen sind auszuwandern, stellt sich ihnen das Problem, Besitz zurücklassen zu müssen, besonders wenn sie plötzlich aufbrechen müssen, z.B. wegen Krieg oder Todesdrohungen. Frauen, Kinder, alte und behinderte Menschen sind meistens am schlimmsten betroffen. Viele Auswanderer können nicht mehr mitnehmen, als sie tragen können. Wenn sie später zurückkehren, ist es nicht leicht, das Eigentum zurückzuerhalten. So erging es auch einer Frau aus Schunem, die ihre Heimat und ihren Grundbesitz wegen einer Hungersnot verlassen musste. Als sie zurückkam, musste sie zum König gehen, der das Land zu dieser Zeit regierte, und ihn um Hilfe bitten, um ihren Besitz zurückzuerhalten.
Zur Vorgeschichte: Die Frau lebte in Schunem, einem Dorf westlich des Jordan-Flusses, etwa 25 km vom Berg Karmel entfernt. Sie verstand sich sehr gut mit dem Propheten Elischa und hatte sogar ein kleines Zimmer auf dem Flachdach ihres Hauses gebaut, damit der Prophet eine eigene Bleibe hatte, wenn er durch Schunem kam. Elischa war ihr dankbar und sagte ihr, dass sie im folgenden Jahr einen Sohn zur Welt bringen werde. Das war etwas völlig Außergewöhnliches, denn ihr Mann war schon alt und sie selbst hatte bis dahin keine Kinder bekommen. Ein Jahr später brachte sie tatsächlich einen Sohn zur Welt. Doch dann wurde der Sohn schwer krank und starb. Da ritt sie auf einem Esel zum Berg Karmel, wo der Prophet sich aufhielt. Sie wollte von ihm wissen, warum sie mit einem Sohn gesegnet worden war, nur damit er dann starb. Das beunruhigte den Propheten und er ging sofort mit ihr zurück nach Schunem. Sie hatte das Kind in das Zimmer gelegt, in dem Elischa sonst wohnte. So stieg Elischa zu dem Zimmer hinauf und betete zu Gott, ihn wieder lebendig zu machen. Gott erhörte sein Gebet. Das Kind erwachte wieder zum Leben (2Könige 4,8-37).
Einige Zeit später mussten die Schunemiterin und ihr Sohn nun also auswandern. Es war der Prophet Elischa, der der Schunemiterin und ihrem Sohn geraten hatte, mit ihrer Familie wegzugehen, um der Hungersnot zu entkommen. Es scheint ihm ein besonderes Anliegen gewesen zu sein, dass die Menschen genug zu essen hatten. Mehrmals kümmert er sich darum, dass Menschen nicht hungern müssen. In dem Kapitel der Bibel, in dem sich die Geschichte der Frau aus Schunem findet, gibt es zwei weitere Erzählungen über Menschen ohne Nahrung. Eine berichtet von einer sehr armen Witwe, die nichts mehr zu essen hatte. Ihr Gläubiger wollte ihr bereits ihre beiden Söhne wegnehmen und sie als Sklaven arbeiten lassen, um die Schulden ihres verstorbenen Mannes abzubezahlen. Aber Elischa half ihr, eine Lösung zu finden (2Könige 4,1-7). Am Ende des Kapitels versorgt er eine Gruppe von Propheten, die mit den Folgen der Hungersnot zu kämpfen hatten, mit Nahrung (2Könige 4,38-44).
Die Schunemiterin zog also mit ihrer Familie in das benachbarte Philisterland, wo es Nahrung gab. Sieben Jahre lang lebten sie dort als Migranten, obwohl die Philister eigentlich Feinde Israels waren. Vielleicht lernte sie neue Bräuche und neue Techniken kennen – und natürlich die andere Sprache. Denn die Philister waren kein semitisches Volk. Sie haben wohl eine indoeuropäische Sprache gesprochen. Sie waren berühmt für ihre Fertigkeiten in der Eisenherstellung und für ihre Kochkünste.
Aber wie so viele, die fern von ihrem Heimatland leben, wollte die Schunemiterin nach Hause zurück. Das war nicht so einfach. Sie musste ihr Haus und ihre Äcker zurückfordern, die sie durch ihren Weggang verloren hatte. Lesen Sie selbst, ob sie schließlich Erfolg hatte. (2Könige 8,1-6)
Elischa hatte der Frau, deren Sohn er wieder lebendig gemacht hatte, die Weisung gegeben: Zieh weg von hier und suche für dich und deine Familie anderswo ein Unterkommen! Denn der HERR schickt eine Hungersnot ins Land, die sieben Jahre lang anhalten wird.« Die Frau tat, was der Mann Gottes ihr befohlen hatte, und blieb mit den Ihren sieben Jahre im Land der Philister. Dann kehrte sie nach Israel zurück und wandte sich an den König, um ihr Haus und ihre Äcker zurückzubekommen.
Der König sprach gerade mit Gehasi, dem Diener Elischas. Er hatte ihn gebeten: »Erzähl mir doch von den Wundertaten, die Elischa vollbracht hat!« Und gerade als Gehasi ihm erzählte, wie Elischa einmal einen toten Jungen wieder lebendig gemacht hatte, erschien die Frau vor dem König und bat ihn um Hilfe wegen des Hauses und wegen der Äcker.
»Mein Herr und König«, sagte Gehasi, »das ist die Frau, deren Sohn wieder lebendig wurde, und hier ist auch ihr Sohn!« Da ließ sich der König noch einmal