sie auch vollen Ersatz bekommt für alles, was man in den Jahren ihrer Abwesenheit auf ihren Feldern geerntet hat!«
Flucht vor Unterdrückung
Xenophobie ist die Angst vor Fremden oder Ausländern. Solche Fremdenfeindlichkeit gab es schon immer und gibt es auch unter uns heute. Um sich ihrer eigenen Identität zu vergewissern, lehnen Menschen oft alles Fremde ab. Auch wenn wir heute im Zeitalter der Globalisierung leben, stellen viele Gruppen immer ihre eigene Kultur ins Zentrum und lehnen den Einfluss anderer Kulturen ab. Tatsächlich hat die Fremdenfeindlichkeit unter den steigenden Zuwanderungszahlen in der heutigen Zeit sogar zugenommen. Das beeinflusst dann oft auch die offizielle Regierungspolitik.
Oft läuft es wie folgt ab: In einem Land kommen Menschen an, die z.B. vor Hunger oder Verfolgung geflohen sind. Sie bleiben und leben dort als Immigranten. Ihre Familien werden nach und nach größer. Sie halten an ihren eigenen Sitten und Bräuchen und an ihrer Sprache fest – bis zu dem Punkt, dass das Land, das sie aufgenommen hat, sie als Problem ansieht und sich bedroht fühlt. Die Fremdenfeindlichkeit verschärft sich und die Zuwanderer werden diskriminiert. Mitunter fürchten die Regierungen, dass diese Gruppen revoltieren oder auf andere Weise Unruhe stiften. Daher leiten sie strenge Maßnahmen gegen sie ein. Möglicherweise weisen sie sie aus oder unterwerfen sie der Zwangsarbeit. In extremen Fällen werden die Gruppen sogar physisch bedroht oder gar vernichtet. Besonders beschämend war z.B. das Schicksal der Afrikaner, die als Sklaven nach Amerika gebracht wurden, um dort auf Plantagen oder in Bergwerken für die Reichen zu arbeiten oder ihnen als Personal in Privathäusern zu dienen. Viele flohen aus der Unterdrückung und Abhängigkeit und emigrierten weiter an andere Orte, an denen es keine Sklaverei gab. Die Menschen mussten bei der Planung ihrer Flucht äußerst vorsichtig vorgehen. Diese Schicksale aus der jüngeren Geschichte erinnern uns an das Leid des Volkes Israel in Ägypten, wie es im Buch 2Mose/Exodus beschrieben ist.
Ihr Schreien drang zu Gott
Der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten
Der Auszug aus Ägypten markiert den eigentlichen Beginn der Geschichte des Volkes Israel. Mit ihm fing alles an. Die Israeliten waren wegen einer Hungersnot nach Ägypten ausgewandert. Es ging ihnen gut dort. So ließen sie sich nieder und vermehrten sich. Nach einiger Zeit fühlte sich der Pharao, die höchste Autorität im ägyptischen Reich, von diesen Fremden bedroht. Daher verpflichtete er die Männer zur Zwangsarbeit. Später entschloss er sich, die neugeborenen Jungen töten zu lassen. Der Pharao wusste: Wenn die Menschen extremem Druck ausgesetzt sind, haben sie keine Zeit, über ihre Freiheit nachzudenken (2Mose/Exodus 5,9). Doch die Israeliten schrien so erbarmungswürdig um Hilfe, dass Gott ihre Gebete erhörte. Gott beschloss, sie aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien, und zwar durch einen Mann namens Mose.
Moses eigene Geschichte war wundersam. Als Baby wurde er von seiner hebräischen Mutter in einem Binsenkörbchen im Schilf des Nil versteckt, damit er nicht getötet wurde. Später sorgte seine ägyptische Adoptivmutter dafür, dass er behütet aufwachsen konnte. Diejenigen, die die Befreiung des Volkes Israel vorbereiteten, zeigten eine erstaunliche Cleverness, wenn es darum ging, ihre Ziele zu erreichen. Sie hatten Erfolg dank der Hilfe und Führung Gottes, der sich als viel mächtiger erwies als der Pharao von Ägypten. (Auszüge aus 2Mose/Exodus 1–12)
Zusammen mit Jakob, der auch Israel heißt, waren elf seiner zwölf Söhne mit ihren Familien nach Ägypten ausgewandert, nämlich: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issachar, Sebulon und Benjamin, Dan und Naftali, Gad und Ascher. Josef war schon vorher nach Ägypten gekommen. Insgesamt waren es mit Kindern und Enkeln siebzig direkte Nachkommen Jakobs.
Dann waren Josef und seine Brüder gestorben. Von ihrer ganzen Generation lebte niemand mehr. Aber ihre Nachkommen, die Israeliten, waren fruchtbar und vermehrten sich; sie nahmen überhand und wurden so zahlreich, dass sie das Land füllten.
Da kam in Ägypten ein neuer König an die Macht, der von Josef nichts mehr wusste. Er sagte zu seinen Leuten: »Die Israeliten sind so zahlreich und stark, dass sie uns gefährlich werden. Wir müssen etwas unternehmen, damit sie nicht noch stärker werden. Sie könnten sich sonst im Kriegsfall auf die Seite unserer Feinde schlagen, gegen uns kämpfen und dann aus dem Land fortziehen.«
Die Ägypter setzten deshalb Aufseher ein, um die Israeliten mit Fronarbeit unter Druck zu halten. Die Männer mussten für den Pharao die Vorratsstädte Pitom und Ramses bauen. Aber je mehr man die Israeliten unterdrückte, desto zahlreicher wurden sie und desto mehr breiteten sie sich aus. Den Ägyptern wurde das unheimlich.
Darum ließen sie die Männer Israels als Sklaven für sich arbeiten, misshandelten sie und machten ihnen das Leben zur Hölle. Sie zwangen sie, aus Lehm Ziegel herzustellen und harte Feldarbeit zu verrichten.
Hier folgt die Geschichte von der Geburt und wundersamen Rettung von Mose sowie seiner Flucht in das Land Midian.
Das Schreien der Israeliten drang zu Gott, und er erinnerte sich an den Bund, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte. Er wandte sich den Israeliten zu und kümmerte sich um sie.
Mose hütete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Als er die Herde tief in die Wüste hineintrieb, kam er eines Tages an den Gottesberg, den Horeb.
Dort erschien ihm der Engel des HERRN in einer lodernden Flamme, die aus einem Dornbusch schlug. Mose sah nur den brennenden Dornbusch, aber es fiel ihm auf, dass der Busch von der Flamme nicht verzehrt wurde.
»Das ist doch seltsam«, dachte er. »Warum verbrennt der Busch nicht? Das muss ich mir aus der Nähe ansehen!«
Als der HERR sah, dass Mose näher kam, rief er ihn aus dem Busch heraus an: »Mose! Mose!«
»Ja«, antwortete Mose, »ich höre!«
»Komm nicht näher!«, sagte der HERR. »Zieh deine Schuhe aus, denn du stehst auf heiligem Boden.«
Dann sagte er: »Ich bin der Gott, den dein Vater verehrt hat, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.«
Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzusehen.
Weiter sagte der HERR : »Ich habe genau gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. Ich habe gehört, wie es um Hilfe schreit gegen seine Antreiber. Ich weiß, wie sehr es leiden muss, und bin herabgekommen, um es von seinen Unterdrückern zu befreien. Ich will es aus Ägypten führen und in ein fruchtbares und großes Land bringen, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ich bringe es in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.
Ich habe den Hilfeschrei der Leute von Israel gehört, ich habe gesehen, wie grausam die Ägypter sie unterdrücken. Deshalb geh jetzt, ich schicke dich zum Pharao! Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten herausführen.«
Aber Mose wandte ein: »Ich? Wer bin ich denn! Wie kann ich zum Pharao gehen und das Volk Israel aus Ägypten herausführen?«
Gott antwortete: »Ich werde dir beistehen. Und das ist das Zeichen, an dem du erkennst, dass ich dich beauftragt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr mir an diesem Berg Opfer darbringen und mich anbeten.«
Mose sagte zu Gott: »Wenn ich nun zu den Leuten von Israel komme und zu ihnen sage: ›Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch geschickt‹, und sie mich dann fragen: ›Wie ist sein Name?‹ – was soll ich ihnen sagen?«
Gott antwortete: »Ich bin da«, und er fügte hinzu: »Sag zum Volk Israel: ›Der Ich-bin-da hat mich zu euch geschickt: der HERR ! Er ist der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‹ Denn ›HERR ‹ (Er-ist-da) ist mein Name für alle Zeiten. Mit diesem Namen sollen mich auch die kommenden Generationen ansprechen, wenn sie zu mir beten.
Geh nun und rufe die Ältesten des Volkes Israel zusammen! Sag zu ihnen: ›Der HERR , der Gott eurer Vorfahren, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er hat zu mir gesagt: Ich habe genau gesehen,