Джо Диспенза

Schöpfer der Wirklichkeit


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      Sheila: Der Fluch der Vergangenheit

      Sheila litt unter den verschiedensten schwächenden Symptomen: Übelkeit, Fieberanfälle, Verstopfung und teilweise schwere Bauchschmerzen. Ihr Arzt hatte eine chronische Divertikulitis diagnostiziert, eine schmerzhafte Entzündung kleiner Ausstülpungen im Darm. Daraufhin wurde Sheila medikamentös behandelt, doch ihre Schmerzanfälle nahmen eher zu.

      Eines Tages erfuhr Sheila vom Zusammenhang zwischen ungesunden Emotionen und körperlichen Beschwerden. Das veranlasste sie, ihr Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Selbst als Erwachsene in ihren Dreißigern sah Sheila sich immer noch als Opfer ihrer Kindheit. Ihre Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie noch klein war. Sheila war bei ihrer Mutter aufgewachsen, die viel gearbeitet und das Mädchen oft allein zu Hause gelassen hatte. So war Sheila ohne die materiellen und sozialen Möglichkeiten der meisten anderen Kinder herangewachsen und fühlte sich vom Leben betrogen.

      Als Sheila sich entschloss, ihre Gefühle zu untersuchen, musste sie zugeben, dass diese als »ungesund« einzustufen waren. Seit 20 Jahren dachte sie ständig, sie würde ihrer schweren Kindheit wegen nie etwas Wertvolles oder persönlich Befriedigendes zustande bringen. Immer wieder erinnerte sie sich selbst an die Vergeblichkeit ihrer ganzen Existenz, und dass sich das auch nie ändern würde und die Schuld daran bei ihren Eltern läge. Jetzt dämmerte ihr, dass der größte Teil ihres Wachbewusstseins all die Jahre von Schuldzuweisungen, Klagen und Ausreden bestimmt gewesen war. Da man ihr mit medizinischen Mitteln nicht hatte helfen können, begann Sheila darüber nachzudenken, ob ihre körperlichen Beschwerden nicht vielleicht mit dem Groll zusammenhingen, den sie gegen ihre Eltern hegte. Sie wurde sich all der Menschen und Situationen in ihrem Leben bewusst, die ihr ermöglicht hatten, sich als Opfer zu fühlen, und wie sie erkannte, hatte sie diese Menschen und Umstände dazu benutzt, ihren eigenen Unwillen, sich zu ändern, zu kaschieren.

      Mit beständiger Aufmerksamkeit und Willenskraft gelang es Sheila, ihre alten Denkmuster und die damit verbundenen Gefühle loszulassen. Sie brachte sich bei, jenen Teil ihrer Identität aufzugeben, der diesen negativen Gedanken an ihre Kindheit verhaftet war, und vergab ihren Eltern. Nun hatte Sheila keinen Grund mehr zu leiden, folglich wurde sie glücklich. Ihre Symptome klangen ab. Binnen kurzer Zeit verschwanden sämtliche Beschwerden. Sheila hatte sich selbst geheilt. Vor allem aber hatte sie sich aus den Ketten ihrer selbst verursachten Gefangenschaft befreit.

      Die Suche nach Ähnlichkeiten

      Im Lauf der letzten sieben Jahre habe ich viel Zeit damit verbracht, Fallstudien von Menschen zu analysieren, die Remissionen und Spontanheilungen erlebt hatten. Die dabei gesammelten Informationen und die Geschichten, die mir diese Menschen erzählt haben, sind wirklich eindrucksvoll. Sie zeigen wesentliche, klinisch nachweisbare Veränderungen in Fällen von gutartigen und bösartigen Tumoren, Herzkrankheiten, Diabetes, Atembeschwerden, Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel, Krampfadern, Schilddrüsenproblemen, Zahnproblemen, Augenbeschwerden, Muskelschmerzen und seltenen genetischen Störungen, denen die Medizin machtlos gegenübersteht, um nur einige zu nennen.

      Diese Männer und Frauen wurden gesund, obwohl ihnen weder konventionelle noch alternative Therapien geholfen hatten. Sie alle haben ihren Körper selbst geheilt. Bei der medizinischen Überprüfung ihrer Krankengeschichten konnte ich auf der äußeren Ebene keinen gemeinsamen Faktor finden, der diese Genesungen erklärt hätte.

      Durch diverse Therapien hatten manche zuvor zwar Erleichterung erfahren, aber keine Heilung. Einige Krebspatienten hatten sich beispielsweise bestrahlen lassen oder Chemotherapien gemacht, doch war der Krebs dadurch nicht ganz verschwunden oder schnell wiedergekommen. Andere hatten sich operieren lassen, was ihre Beschwerden linderte, aber nicht wirklich zum Verschwinden brachte. Viele hatten jahrelang Medikamente eingenommen, etwa gegen hohen Blutdruck, ohne dass sich dadurch wirklich etwas verändert hätte. Einige Patienten hatten an klinischen Studien teilgenommen und neue Medikamente getestet – ohne positive Wirkung. Manche hatten auch auf Vitamine und spezielle Ernährungsweisen gesetzt. Ein paar berichteten, durch Fastenkuren hätten sie sich zwar besser gefühlt, seien jedoch nicht dauerhaft beschwerdefrei geworden. Auch alternative Heilmethoden waren erfolglos angewendet worden. In manchen Fällen hatte eine Psychotherapie geholfen, den Stress zu reduzieren, aber auch keine Heilung herbeigeführt.

      Viele Patienten hatten ihre Therapien wegen erwiesener Nutzlosigkeit abgebrochen. Manche hatten sich auch nie um medizinische Unterstützung bemüht. Was also hatten alle diese ehemals Kranken letztlich getan, das sie wieder gesund werden ließ?

      Nach Auswertung der Informationen aus meinen sämtlichen Gesprächen musste ich aus wissenschaftlicher Perspektive davon ausgehen, dass es sich hier um mehr als einen Zufall handelte. Ein einmaliges Ereignis heißt im Englischen incident. Geschieht das Gleiche ohne erkennbaren Grund ein zweites Mal, nennen wir das co-incident, vielmehr coincidence: ein überraschendes, zufällig wirkendes Zusammentreffen von Ereignissen.

      Doch ereignet sich das Gleiche ein drittes, ein viertes und gar ein fünftes Mal, müssen wir die Zufalls-Hypothese fallenlassen: Es muss etwas in Übereinstimmung geschehen sein, damit es zu diesen Wiederholungen kommen konnte. Im Licht dieser Wiederholungen erscheint es sinnvoll, dem alten Spruch nachzugehen, der besagt: Keine Wirkung ohne Ursache. Angenommen – so fragte ich mich –, es gibt hier eine Ursache-und-Wirkung-Beziehung und weiter angenommen, die Wirkung ist in all diesen Fällen die spontane Wiederherstellung der Gesundheit: Was kann das in allen diesen Individuen verursacht haben?

      Da in keinem der Fälle eine wie auch immer geartete Behandlung in direkter Weise auf den Körper eingewirkt hätte, nahm ich an, es könnte vielleicht ein innerer Prozess im Gehirn diese Veränderungen hervorgerufen haben. Sollte unser Denken tatsächlich so viel Macht haben? Wie die meisten Ärzte zugestehen, beeinflusst die innere Einstellung eines Patienten den Erfolg seiner Behandlung. Wäre es möglich, dass die Heilung aller dieser Menschen einfach auf einer Veränderung ihres Geistes, ihres Denkens beruhte?

      Ich sann auch darüber nach, ob es eine wissenschaftlich haltbare Beziehung zwischen den Vorkommnissen in diesen Fällen und dem menschlichen Geist gab. Wenn wir das Ganze streng wissenschaftlich angingen, würden wir dann vielleicht entdecken, dass ein Prozess im Geist – und zwar unmittelbar im Gewebe des Gehirns – stattgefunden hatte, der solche Heilungen hervorruft? Könnten wir diesen Prozess mit denselben Ergebnissen wiederholen? Würden wir dabei wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten aufspüren, mit deren Hilfe sich die Verbindung zwischen Körper und Geist erklären ließe?

      Fasziniert von meinen Erkenntnissen an der Ramtha-Schule, deren Credo gerade das Primat des Geistes über die Materie ist, machte ich diese Fragen zum Ausgangspunkt meiner Studien der Spontanheilungen und ihrer möglichen Beziehung zum menschlichen Geist. Ich war sehr geneigt, an diese Beziehung zu glauben – immerhin hatte ich die Erfahrung, dass der menschliche Geist den Körper heilen kann, bereits selbst gemacht. Tatsächlich waren einige Menschen, die ich im Lauf der Zeit zu diesem Thema interviewte, Schüler der Ramtha-Schule, die gelernt hatten, ihren eigenen Körper zu heilen.

      Vom Wesen der Wunder

      Manchmal bereitete es mir durchaus Mühe, die Heilungen zu akzeptieren. Andererseits wird seit Menschengedenken davon berichtet. In alter Zeit wurden sie in der Regel im Rahmen der jeweiligen religiösen Überzeugungen interpretiert. Aus christlichen, buddhistischen, islamischen, alten ägyptischen oder hebräischen Überlieferungen erfahren wir, dass viele zivilisierte Kulturen an die Möglichkeit einer spontanen Wiederherstellung der Gesundheit glaubten und davon berichteten.

      In der Vergangenheit bezeichneten die Menschen es oft als »Wunder«, wenn etwas geschah, das sich mit dem Wissenschafts- und Kenntnisstand der jeweiligen Zeit nicht erklären ließ. Das Lexikon definiert ein Wunder als eine Wirkung oder ein außergewöhnliches Ereignis in der physischen Welt, das alle bekannten menschlichen oder natürlichen Kräfte übersteigt und deshalb einer übernatürlichen Ursache zugeschrieben wird.

      Wie das Studium geschichtlicher Quellen zeigt, pflegte man früher Ereignisse, die nicht in die kulturellen Überzeugungen und die sozialen, wissenschaftlichen oder politischen Konventionen passten,