Джо Диспенза

Schöpfer der Wirklichkeit


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vor zwei Jahrhunderten hätte das als Wunder gegolten und wäre, wie andere unerklärliche Phänomene, dem Wirken einer übernatürlichen Kraft zugeschrieben worden – sei sie göttlicher oder dämonischer Natur.

      Zurück in die Gegenwart: Eine Frau bildet eine schwere Krankheit aus, die normalerweise zum Tod führt, und erhält die Prognose, sie habe nur mehr sechs Monate zu leben. Nach sechs Monaten sucht sie den Arzt erneut auf, um sich untersuchen zu lassen. Und dieser stellt zu seiner Überraschung fest, dass er keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr finden kann. Nach objektiven Kriterien ist die Frau geheilt.

      Wenn wir eine Genesung dieser Art als »Wunder« bezeichnen, übersehen wir eine weiter reichende Wahrheit: Sobald eine Gesellschaft die Ursachen, Funktionen und Auswirkungen eines Ereignisses begriffen hat, erhebt sie es nicht mehr auf die Ebene des Übernatürlichen. Früher dienten Mythen und Legenden der Erklärung von Naturphänomenen. So hat jede Kultur beispielsweise ihren eigenen Schöpfungsmythos. Und es berichten neben der christlichen auch viele andere Überlieferungen von einer großen Flut. Wie wir heute erkannt haben, könnte unsere individuelle oder die Unfähigkeit unserer Kultur, ein Ereignis zu erklären, mit unserem Wissensdefizit zusammenhängen. Vieles, was einst als wundersam galt, betrachten wir heute als natürlich. Existiert also vielleicht auch für Spontanheilungen eine plausible Erklärung?

      Das Wundersame besitzt eine interessante Komponente. Wer nach sogenannten wundersamen Erfahrungen oder Ergebnissen strebt, die nicht den jeweiligen kulturellen Überzeugungen entsprechen, handelt gegen die medizinischen, sozialen oder gar religiösen Konventionen. Angenommen, bei einem Mann werden Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel festgestellt. Sein allopathischer Hausarzt erklärt ihm die Therapie und deren Aussichten, gibt ihm einen Behandlungsplan, vielleicht verschreibt er Medikamente, empfiehlt eine bestimmte Diät und gibt ihm alle möglichen Verhaltensratschläge. Reagiert der Patient in der Weise, dass er sich freundlich bedankt, aber andeutet, er würde auf seine eigene Weise damit umgehen, wäre der Arzt sicherlich der Ansicht, er setze mutwillig sein Leben aufs Spiel. Jeder, der sich auf den hoffnungsvollen Weg zu einer wundersamen Veränderung in seinem Leben begibt, muss damit rechnen, für fehlgeleitet, irrational, fanatisch oder sogar verrückt gehalten zu werden.

      Gäbe es jedoch Mittel und Wege, das Wie und Warum solcher »Wunderheilungen« zu erklären, würden jene, die nach solchen Erfahrungen streben, nicht länger als tollkühn oder unzurechnungsfähig bezeichnet. Besäßen wir Zugang zu Informationen, wie man solche Leistungen vollbringen kann, und könnten wir dieses Wissen auf wissenschaftlicher Basis individuell anwenden, würden unsere Bemühungen um wundersame Ergebnisse nicht mehr auf Widerstand, sondern auf Unterstützung stoßen.

      Die vier Säulen der Heilung

      Nachdem ich jahrelang Menschen interviewt hatte, die Spontanheilungen am eigenen Leib erlebt hatten, wurde mir klar, dass den meisten von ihnen vier Faktoren gemeinsam waren.

      Bevor ich diese vier Qualitäten oder »Koinzidenzen« beschreibe, die sich bei den meisten aufspüren lassen, möchte ich einige Punkte aufführen, die in meinen Fallstudien nicht gehäuft auftraten. Nicht alle Teilnehmer praktizierten eine Religion, einige besaßen gar keine religiösen Neigungen. Nur wenige hatten einen Hintergrund als Priester, Rabbi, Pfarrer oder dergleichen. Nicht alle waren Anhänger der New-Age-Bewegung. Nur wenige beteten zu einem religiösen Wesen oder verehrten ein charismatisches Religionsoberhaupt. Sie unterschieden sich in Geschlecht, Alter, Rasse, Kultur, Bildung, Beruf und Steuerklasse. Nur wenige trieben täglich Sport und auch ihre Ernährung war unterschiedlich. Sie entsprachen unterschiedlichen Körpertypen und waren unterschiedlich fit. Manche konsumierten gewohnheitsmäßig Alkohol, Nikotin, Fernsehen oder andere Medien. Nicht alle waren heterosexuell und nicht alle sexuell aktiv. Es gab nichts in der äußeren Lebenssituation meiner Interviewpartner, was zu den deutlichen Veränderungen ihres Gesundheitszustandes beigetragen haben könnte.

      Koinzidenz Nr. 1: Eine höhere Intelligenz schenkt uns Leben und kann den Körper heilen

      Die Menschen, mit denen ich sprach und die selbst eine Spontanheilung erlebt hatten, glaubten an eine in ihnen wirkende höhere Ordnung oder Intelligenz. Manche nannten diese Kraft »göttlich«, andere »spirituell«, wieder andere »das Unterbewusstsein«, doch alle sahen diese Kraft als den Quell ihres Lebens an und hielten sie für weiser, als Menschen es je sein können. Und wer Zugang zu dieser Kraft oder Intelligenz finde, könne sie für sich arbeiten lassen.

      Wie ich inzwischen erkannt habe, ist an diesem größeren Geist nichts Mystisches. Es ist dieselbe Intelligenz, die alle Funktionen des Körpers organisiert und steuert. Diese Kraft hält unser Herz ohne Unterbrechung mehr als 100000 Mal pro Tag am Schlagen, ohne dass wir darüber nachdenken müssten. Jährlich sind das rund 40 Millionen Herzschläge! In einem Leben von 70 bis 80 Jahren summiert es sich auf etwa 3 Milliarden. Und das geschieht automatisch, ohne weiteren Wartungs- oder Reinigungsbedarf. Dieses höhere Bewusstsein verfügt offensichtlich über eine sehr viel größere Willenskraft als wir.

      Wir kümmern uns auch überhaupt nicht darum, was unser Herz durch uns hindurchpumpt: über 5 Liter Blut pro Minute, das sind 300 Liter pro Stunde, die durch ein Adernsystem von etwa 96000 Kilometern Länge fließen – das ist mehr als der doppelte Erdumfang. Und doch macht das Kreislaufsystem nur etwa 3 Prozent unserer Körpermasse aus.1 Alle 20 bis 60 Sekunden hat jede Blutzelle den gesamten Körper einmal durchreist, und jedes rote Blutkörperchen macht in seinem Leben etwa 75000 bis 250000 solcher Rundtrips. (Übrigens: Aneinandergereiht ergäben alle roten Blutkörperchen aus Ihrem Blut eine gut 50000 Kilometer lange Schlange.) In der Sekunde, die Sie zum Einatmen benötigen, verlieren Sie 3 Millionen rote Blutkörperchen, die in der nächsten Sekunde bereits wieder ersetzt sind. Wie lange würden Sie überleben, wenn Sie selbst daran denken müssten, all diese Prozesse in Gang zu halten? Es muss ein größerer Geist als der unsere sein, der diese Symphonie orchestriert.

      Bitte halten Sie eine Sekunde lang inne, bevor Sie weiterlesen …

      Gerade eben liefen in jeder einzelnen Ihrer Zellen etwa 100000 chemische Reaktionen ab. Jetzt multiplizieren Sie das mal mit den 70-100 Billionen Zellen Ihres Körpers: Das Ergebnis hat mehr Nullen, als die meisten Taschenrechner anzeigen können, und dennoch findet in unserem Körper jeden Augenblick diese gigantische Anzahl chemischer Reaktionen statt. Und müssen Sie auch nur an die Ausführung einer einzigen denken? Vielen von uns fällt es schon schwer, die Bewegungen auf ihrem Bankkonto im Auge zu behalten oder sich mehr als sieben Posten auf einer Einkaufsliste zu merken. Zu unserem Glück kümmert eine Intelligenz, die unser gewöhnliches Bewusstsein übersteigt, sich um all diese Abläufe.

      In derselben Sekunde sind 10 Millionen Ihrer Zellen gestorben, doch haben gleichzeitig 10 Millionen neue Zellen ihren Platz eingenommen.2 Die Bauchspeicheldrüse erneuert täglich praktisch alle ihre Zellen. Und trotzdem müssen wir keinen Augenblick lang darüber nachdenken, was wir mit all diesen toten Zellen anfangen sollen oder was nötig ist, um die Mitose, die Produktion neuer Zellen, in Gang zu halten. Jüngsten Berechnungen zufolge soll die Kommunikation zwischen Zellen schneller als in Lichtgeschwindigkeit ablaufen.

      In diesem Moment haben Sie vielleicht einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit auf Ihren Körper gerichtet. Und dennoch sorgt nicht Ihr bewusstes Denken dafür, dass genau die richtige Art und Menge von Enzymen ausgeschüttet wird, die Sie für die Verdauung der zuvor gegessenen Nahrung benötigen. Vielmehr ist ein übergeordneter Mechanismus dafür verantwortlich, dass jede Stunde viele Liter Blut durch Ihre Nieren gefiltert werden, um Urin zu bilden und Abfallstoffe auszuscheiden. (Auch die besten Dialysegeräte können in einer Stunde nur etwa 15-20 Prozent der Abfallstoffe aus dem Blut filtern.) Diese überlegene Intelligenz erhält sämtliche 66 Funktionen der Leber aufrecht, wohingegen die meisten Menschen nicht einmal erahnen, dass dieses Organ überhaupt so viele Aufgaben erfüllt.

      Dieselbe Kraft steuert winzige Proteine, welche die ausgeklügelten Abfolgen der DNA-Doppelspirale besser »entziffern« können als irgendeine unserer Technologien. Ziemlich eindrucksvoll, vor allem, wenn man sich vor Augen