Джо Диспенза

Schöpfer der Wirklichkeit


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niederen Bereiche meines Gehirns schon die ganze Zeit über mit dem Heilungsprozess beschäftigt. Ich musste mich nur der Intelligenz überlassen, die bereits in mir wirkte. Mir war aber auch klar, dass mein Körper diese Aufgaben nur in recht geringem Umfang erfüllte – im Rahmen seiner genetischen Programmierungen. In meiner Situation brauchte ich jedoch mehr.

      Wie ich heute weiß, sah ich das Ganze einfach mit anderen Augen als die Ärzte. Ich lebte in einer ihnen völlig unbekannten Welt. Langsam spürte ich, dass ich die Kontrolle über mein Leben zurückerhielt, wenigstens prinzipiell.

      Am nächsten Tag wurde ich auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen. Ein sehr aufgebrachter Arzt erklärte meinem Vater, ich sei durch das Unfalltrauma offensichtlich psychisch gestört und er solle mir dringend psychologischen Beistand besorgen. Doch etwas in mir wusste, dass meine Entscheidung richtig war. Als ich das Krankenhaus verließ, klammerte ich mich an einen einzigen Gedanken: an mein Wissen, die immaterielle Kraft und Energie in mir, die meinem Körper ständig Leben schenkte, würde mich heilen, wenn ich erst mit ihr in Kontakt treten und sie lenken könnte. Viele Chiropraktiker sagen: »Die Kraft, die den Körper erschaffen hat, kann ihn auch heilen.«

      Der Krankenwagen brachte mich zum Haus zweier guter Freunde. Die nächsten drei Monate lang wohnte ich in einem wundervollen Spitzgiebelzimmer mit vielen Fenstern, Blick in den Himmel, es war hell und offen, viel besser als das stickige Krankenhaus. Allmählich entspannte ich mich und ließ meinen Geist weit werden, ohne meine Entscheidung weiter infrage zu stellen. Ich musste mich auf meine Heilung konzentrieren und durfte mich weder von gedanklichen Zweifeln noch von Angstgefühlen ablenken lassen. Mein Entschluss stand fest.

      Wenn ich diese Verletzung tatsächlich völlig ausheilen wollte, brauchte ich eine Strategie, so viel war mir klar. Ich wollte nur Rohkost zu mir nehmen, und das auch nur in kleinen Mengen. Auf diese Weise verbrauchte ich weniger Energie bei der Verdauung und hatte mehr für die Heilung übrig. (Neben Sex und starkem Stress ist die Verdauung der größte Energiekonsument im Körper.) Die in lebendiger Rohkost enthaltenen Enzyme würden meine Verdauung fördern und der Körper weniger Energie zur Verarbeitung und Ausscheidung benötigen.

      Drei Stunden täglich, je eine morgens, mittags und abends, brachte ich in Selbsthypnose und Meditation zu. Mit der Freude des vollständig Geheilten visualisierte ich, dass meine Wirbelsäule wieder völlig in Ordnung war. Ich rekonstruierte sie Stückchen für Stückchen. Ich studierte Hunderte von Abbildungen der Wirbelsäule, um mein inneres Bild davon zu vervollkommnen. Meine konzentrierten Gedanken sollten die größere Intelligenz in mir bei der Heilung unterstützen.

      Während meiner Schulzeit und später im Chiropraktik-College hatte ich großes Interesse an der Hypnose entwickelt – ausgelöst durch zwei Zimmergenossen, die viel schlafwandelten und im Schlaf sprachen. Ich konnte sie oft dabei beobachten, das machte mich neugierig auf die Kräfte des Unterbewusstseins. Ich verschlang jedes verfügbare Buch über Hypnose. Dabei hatte ich auch ein klares Eigeninteresse: Ich wollte am Unterricht teilnehmen, ohne mir Notizen zu machen, und mich trotzdem an alles erinnern können. Zwei Jahre lang besuchte ich an vielen Wochenenden und Abenden das Hypnosis Motivation Institute in Norcross, Georgia. Als ich das Chiropraktik-College absolviert hatte, lagen hinter mir auch über 500 Stunden in der klinischen Hypnose, die von Dr. John Kappas, dem »Vater der modernen Hypnose«, entwickelt worden war.

      Noch in meiner College-Zeit machte ich meinen Abschluss als klinischer Hypnotherapeut und eröffnete eine Teilzeitpraxis in einem ganzheitlichen Heilungszentrum am Stadtrand von Atlanta. Damals begriff ich noch nicht so genau, wie der menschliche Geist funktioniert, aber bei meiner Arbeit mit verschiedenen gesundheitlichen Problemfällen wurde ich Zeuge der Macht des Unterbewusstseins. So sah ich eine anorgasmische Frau in einem veränderten Bewusstseinszustand ohne jede Berührung einen klinischen Orgasmus erleben; einen Raucher nach 20 Jahren durch eine einzige Sitzung das Rauchen endgültig aufgeben und einen Patienten mit chronischer Dermatitis und Ekzemen seine Haut binnen einer Stunde heilen.

      Daher ging ich meinen eigenen Heilungsprozess mit der simplen Idee an, die Heilung meiner Verletzung sei absolut möglich, weil ich die Kraft des Unterbewusstseins mit eigenen Augen gesehen hatte. Jetzt war die Reihe an mir, sie unter Beweis zu stellen.

      Ich organisierte auch, dass ich zweimal am Tag für je eine Stunde Besuch bekam, einmal vormittags vor dem Mittagessen und einmal vor dem Abendessen. Diese Menschen legten die Hände über den verletzten Bereich meiner Wirbelsäule. Freunde, Patienten, Ärzte, Familienmitglieder und sogar Leute, die ich gar nicht kannte, halfen mit, indem sie ihre Hände auf meinen Rücken legten und mich an der Heilwirkung ihrer Energie teilhaben ließen.

      Irgendwann wurde mir auch klar, dass ich eine gewisse Belastung brauchte, damit sich die richtige Menge Calcium an den gebrochenen Wirbelkörpern anlagern würde. Wenn ein Knochen sich entwickelt oder heilt, wirkt die natürliche Schwerkraft als Stimulans, um die elektrische Ladung an der Außenseite des Knochens zu verändern. Durch die Polarität wird das positiv geladene Calcium-Molekül dann zu der negativ geladenen Knochenoberfläche hingezogen. Dieses Konzept leuchtete mir sehr ein. Die Tatsache, dass ich keinerlei Hinweise in der Literatur fand, dass diese Erkenntnis bei der Behandlung von Kompressionsbrüchen irgendwo angewendet worden wäre, hielt mich keineswegs ab.

      Ich bat einen Freund, mir ein stufenlos kippbares Brett zu bauen, mit einer Stütze für meine Füße. Jeden Tag rollte ich mich ganz langsam und vorsichtig von meinem Bett auf das Brett und wurde dann ins Freie geschoben. Am Anfang wurde das Brett bloß um zwei Grad gekippt, um meine Wirbelsäule nur ganz langsam zu belasten. Tag für Tag vergrößerten wir den Winkel. In der sechsten Woche konnte ich bereits 60 Grad schmerzfrei aushalten. Angesichts der Tatsache, dass ich drei bis sechs Monate nur in der Horizontalen hätte verbringen sollen, war das höchst erstaunlich.

      So gingen sechs Wochen ins Land. Ich fühlte mich stark, zuversichtlich und glücklich. Wir fanden jemanden, der mich in meiner Praxis vertreten konnte, und ich verwaltete sie übers Telefon.

      Nach einer Weile entschied ich, dass mir nicht die medizinisch verordnete Unbeweglichkeit, sondern gerade Bewegung gut tun würde. Schwimmen erschien mir am sinnvollsten, da das Wasser meine Wirbelsäule entlasten und mir viel Bewegungsfreiheit schenken würde. Das Haus meiner Freunde verfügte idealerweise über einen Indoor-Outdoor-Swimmingpool. Man zog mir einen sehr engen Neoprenanzug an und trug mich auf einer Sonnenliege zu dem geheizten Pool. Mein Herz raste genauso wie meine Gedanken: Ich war doch so lange nicht in der Vertikalen gewesen. Zuerst ließ ich mich eine Weile horizontal auf der Liege treiben, aber nach einer Weile begab ich mich ganz langsam in die Vertikale und hielt mich dabei an einer Art Schaukel fest, die man zu meiner Unterstützung montiert hatte. Ich ließ mich einfach im Wasser hängen und schaukelte mit den Wellen, die meine Bewegungen erzeugten, ein wenig auf und ab. Indem ich im Wasser hing, anstatt zu stehen, minderte ich die Belastung meiner Wirbelsäule noch weiter. So konnte ich die Vertikale einnehmen und meine heilende Wirbelsäule hatte dennoch nur einen minimalen Druck auszuhalten.

      Von da an schwamm ich jeden Tag, zuerst nur ein wenig mit den Füßen rudernd, doch nach ein paar Tagen schon munter wie ein Fisch. Endlich konnte ich wieder alle meine Muskeln bewegen. Ich genoss die neue Freiheit und konnte sogar ein bisschen spielen. Wenn die Ärzte das gesehen hätten! Mein Körper reagierte unglaublich positiv.

      In der achten Woche begab ich mich dann auf weniger feuchtes Terrain und begann zu krabbeln. Ich dachte, wenn ich die Bewegungen eines Kindes imitierte, könnte ich mich vielleicht ähnlich entwickeln und allmählich zum Stehen finden. Um meine Beweglichkeit wiederzuerlangen, machte ich jeden Tag Yoga. Die meisten Yoga-Übungen fanden ohnehin im Liegen statt. Nach neun Wochen konnte ich mich aufsetzen, ein Bad nehmen und endlich wieder auf die Toilette gehen. Die einfachen Freuden des Lebens!

      So weit meine Schilderung, was ich mit meinem Körper angestellt habe. Aber ich machte noch eine weitere wichtige Erfahrung, sie betraf meinen Geist und hatte einen wichtigen Einfluss auf das positive Ergebnis meiner Entscheidung. In der sechsten Woche wurde ich allmählich kribbelig. Für manche Ohren mag es toll klingen, den ganzen Tag in der Sonne oder im Bett zu liegen, aber das ist es eigentlich nur, wenn man das freiwillig macht und sich jederzeit nach Lust und Laune erheben kann. In meinem Fall war das anders. Ich sehnte mich nach mentalen Anregungen. Man kann