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Geldgeschichten der Bibel


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(Sirach 14,3-19)

      Reichtum taugt nicht für einen kleinlichen Menschen. Was fängt ein Geizhals mit Wohlstand an? Wer Schätze anhäuft und sich selbst nichts gönnt, sammelt für andere; sie werden sich mit seinem Besitz ein gutes Leben machen. Wie kann jemand gut zu anderen sein, wenn er zu sich selbst schlecht ist? Er wird mit seinem Wohlstand niemals glücklich! Niemand ist schlimmer dran als ein Mensch, der sich selbst nichts gönnt. Solche Schlechtigkeit trägt ihre Strafe in sich. Tut er einmal etwas Gutes, dann nur aus Versehen; und hinterher wird seine ganze Verkehrtheit sichtbar.

      Wer gierige Augen hat, ist ein schlechter Mensch; denn wenn er andere in Not sieht, wendet er sich einfach ab. Er ist nie zufrieden mit dem, was er hat; seine Habgier trocknet seine Gefühle aus. Mancher geizt sogar mit dem eigenen Brot, darum sitzt er hungrig an seinem Tisch. Mein Sohn, tu dir selbst etwas Gutes, soweit du dazu in der Lage bist, und bring dem Herrn die Opfergaben, die ihm zustehen! Denk daran, dass der Tod nicht lange auf sich warten lässt und du den festgesetzten Tag nicht kennst. Tu deinem Freund Gutes, bevor du stirbst; gib ihm so großzügig, wie du kannst! Lass dir keinen einzigen Freudentag entgehen! Wenn du zu etwas Lust hast und es recht ist, dann tu es! Was du durch deine Mühe erworben hast, musst du ja doch anderen hinterlassen. Dann wird es durch das Los unter die Erben aufgeteilt. Darum hab deine Freude daran, anderen zu geben und auch für dich selbst zu nehmen; in der Totenwelt ist keine Freude mehr zu finden!

      Wir alle altern und nutzen uns ab wie ein Gewand; es ist ein uraltes Gesetz: »Mensch, du musst sterben!« Die Blätter am Baum welken und fallen ab und neue wachsen nach. So ist es auch mit den Geschöpfen aus Fleisch und Blut: Eine Generation stirbt und eine neue wird geboren. Alles, was ein Mensch schafft, vergeht und zerfällt, und mit seinem Werk geht auch er selbst dahin, der es gemacht hat.

      Lohn und Gehalt

      Ein regelmäßiges Einkommen ist uns allen wichtig. Wenn Arbeiter auf die Straße gehen, um für drei oder fünf Prozent Lohnsteigerung zu streiken, dann zeigt dies die existenzielle Bedeutung des laufenden Lohns und den Wunsch nach realer Einkommenssicherung. Wir leben von den Früchten unserer Arbeit und sind in höchstem Maße auf sie angewiesen. Das bekommen vor allem jene Menschen zu spüren, die keine Beschäftigung haben. Die Sicherung des Lebensunterhalts wird für sie zur Überlebensfrage.

      Wenn diese Früchte im Zuge von Gehaltskürzungen oder ausbleibenden Gehaltserhöhungen zusammenschrumpfen, reagieren wir äußerst empfindlich. Unser Gerechtigkeitsempfinden auf diesem Gebiet ist sehr ausgeprägt. Wir erwarten eine angemessene Bezahlung unserer Arbeit – auch im Vergleich zu anderen Gehältern. Wenn Tageszeitungen immer wieder von neuen Auswüchsen bei den Managergehältern berichten, verärgert dies viele. In den Führungsetagen der Großindustrie ist bei den Gehältern und Tantiemen einiges aus dem Lot geraten. Wie kann eine amerikanische Fluggesellschaft für alle Piloten sowie das Flug- und Bodenpersonal die Gehälter um ein Drittel kürzen, für das Management gleichzeitig aber hohe Bleibeprämien zahlen? Gerecht ist das jedenfalls nicht.

      Auch die Bibel interessiert sich erstaunlich lebhaft für Löhne und Gehälter. Ihre Vorstellungen von einem gerechten Lohn sind für uns manchmal allerdings eher verblüffend. Die Bibel denkt nicht nur an den Lohnzettel und was darauf steht, sondern sie weiß etwas von einem bleibenden und immerwährenden, einem himmlischen Lohn. Selbst Tarifverhandlungen werden im Neuen Testament unter diesem weitreichenden Aspekt geführt, allerdings noch ohne Gewerkschaften oder Arbeitgeberverbände.

       Jakob kommt zu seinem verdienten Lohn

      Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern sind ein besonderes Ritual, das Außenstehende oft nicht verstehen. Die Gewerkschaften müssen die ursprünglichen Forderungen aufrechterhalten und sich der uneingeschränkten Unterstützung ihrer Mitglieder versichern. Die Arbeitgeber machen sich Gedanken um die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Mit harten Bandagen und vielen Argumenten wird gekämpft, gerechnet, kalkuliert, verglichen und taktiert. Und irgendwann, nach einer 24-stündigen Marathonsitzung, kurz vor Sonnenaufgang, wird ein Kompromiss präsentiert. Beide Seiten verbuchen das Ergebnis auf dem Konto ihrer Klugheit, Schlauheit und Strategie.

      Eine Lohnverhandlung der etwas anderen Art schildert die Geschichte von Jakob und Laban. Jakob, der Erzvater Israels, ist bei seinem Schwiegervater Laban in einem leitenden Dienstverhältnis. Durch seinen Unternehmergeist hat er Laban Wohlstand erwirtschaftet und ihn reich gemacht. Der Segen Gottes ruht auf Jakob. Jetzt will er sich selbständig machen und erbittet die Auszahlung seines Lohns, also Viehherden und Mitarbeiter. Auch seine Frauen und Kinder möchte er mitnehmen.

      In einer ebenso klugen wie raffinierten Lohnverhandlung findet Jakob eine ungewöhnliche Lösung. Dabei haben es beide Seiten faustdick hinter den Ohren und lassen sich so einige Tricks einfallen, um die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen – im wahrsten Sinne des Wortes! Klugheit und Gottvertrauen führen schließlich zum Erfolg für Jakob, der seinen verdienten Lohn erhält. (1Mose/Genesis 30,25–31,13)

      Nachdem Rahel Josef geboren hatte, sagte Jakob zu Laban: »Lass mich nun frei! Ich möchte in meine Heimat zurückkehren. Gib mir meine Frauen und Kinder, die ich mit meiner Arbeit verdient habe, und lass mich ziehen! Du weißt, wie ich mich mit aller Kraft für dich eingesetzt habe.« Aber Laban erwiderte: »Erweise mir die Gunst, noch zu bleiben! Ich habe genau gemerkt, dass der HERR mich deinetwegen gesegnet und mir Wohlstand geschenkt hat. Was willst du künftig als Lohn? Ich gebe dir, was du verlangst.« Jakob sagte: »Du weißt ja, was ich für dich getan habe und wie dein Vieh sich vermehrt hat. Bevor ich kam, hattest du nur ein paar Tiere, und nun sind daraus so riesige Herden geworden. Für jeden meiner Schritte hat der HERR dich gesegnet. Jetzt muss ich endlich einmal an mich selbst denken und für meine Familie sorgen!«

      »Sag doch, was verlangst du als Lohn?«, fragte Laban. »Gar nichts«, sagte Jakob; »du musst nur eine einzige Bedingung erfüllen, dann werde ich auch weiterhin für deine Herden sorgen: Ich werde heute aus deiner Herde alle schwarzen, schwarz gefleckten und schwarz gesprenkelten Schafe und alle weiß gescheckten und weiß gesprenkelten Ziegen entfernen. Wenn danach trotzdem noch ein gesprenkeltes oder geflecktes Ziegenlamm oder ein schwarzes Schaflamm geworfen wird, soll es mir als Lohn gehören. Du wirst künftig auf einen Blick sehen können, ob ich ehrlich gegen dich bin oder ob ich dich bestohlen habe: Die Farbe meiner Tiere wird für mich zeugen.«

      »Einverstanden!«, antwortete Laban. »Wir machen es, wie du vorgeschlagen hast.« Er suchte noch am gleichen Tag aus seiner Herde alle Ziegen und Ziegenböcke heraus, an denen etwas Weißes war, und alle Schafe, an denen etwas Schwarzes war. Er gab sie seinen Söhnen, und die mussten damit drei Tagereisen weit wegziehen. Die restliche Herde blieb unter der Aufsicht Jakobs.

      Nun schnitt sich Jakob Zweige von Pappeln, Mandelbäumen und Platanen und schälte Streifen von der Rinde ab. Diese weiß gestreiften Stecken legte er in die Tränkrinnen, wenn die Tiere zum Trinken kamen; denn er wusste, dass sie sich dort paarten. Und weil die Tiere beim Anblick der Stäbe begattet wurden, warfen sie lauter gestreifte, gesprenkelte und gescheckte Junge. Außerdem ließ Jakob die Tiere bei der Paarung in Richtung auf die gestreiften und dunkelfarbigen Tiere der Herde Labans blicken. Die jungen Tiere nahm Jakob beiseite und bildete eine eigene Herde daraus.

      Er legte die Stecken aber nur dann in die Tränkrinnen, wenn die kräftigen Tiere sich begatteten; bei den schwächlichen Tieren tat er es nicht. So bekam Jakob die kräftigen Jungtiere und Laban die schwachen.

      Auf diese Weise wurde Jakob sehr reich und besaß schließlich viele Herden, dazu Esel, Kamele, Sklaven und Sklavinnen. Jakob kam zu Ohren, wie die Söhne Labans über ihn redeten. »Sein ganzer Reichtum gehört eigentlich unserem Vater«, sagten sie. »Alles, was er hat, hat er uns weggenommen.« Auch Laban war ihm nicht mehr so wohlgesinnt wie früher. Wenn Jakob ihn sah, konnte er es deutlich an seinem Gesicht ablesen.

      Da sagte der HERR zu Jakob: »Kehre in das Land deiner Vorfahren und zu deinen Verwandten zurück! Ich werde dir beistehen.« Jakob ließ Rahel und Lea zu sich auf die Weide rufen. Er sagte zu ihnen: »Ich merke genau, dass euer Vater