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Beethoven zum Vergnügen


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hier eine dedication von mir an sie [die Zwölf Variationen für Klavier und Violine über die Arie »Se vuol ballare« aus Mozarts Oper »Le nozze di Figaro« WoO 40, erschienen in einem Wiener Verlag], wobey ich mir wünschte, das werk sey größer und ihrer würdiger. man Plagte mich hier um die herausGabe dieses Werckchens, und ich benuzte diese Gelegenheit, um ihnen meine verehrungswürdige E. einen Beweiß meiner Hochachtung und Freundschaft gegen sie und eines immerwährenden Andenkens an ihr Hauß zugeben. nehmen sie diese Kleinigkeit hin, und denken sie dabey, sie kömmt von einem sie sehr verehrenden Freunde, o wenn sie ihnen nur vergnügen macht, so sind meine Wünsche ganz befriedigt. es sey eine kleine wieder Erweckung an die Zeit, wo ich so viele und so seelige Stunden in ihrem Hause zubrachte, vieleicht erhält es mich im Andenken bey ihnen, bis ich einst wiederkomme, was nun freylich sobald nicht seyn wird, o wie wollen wir unß dann meine v.[erehrte] Freundin Freuen, sie werden dann einen Fröhlichern Menschen an ihrem Freunde finden, dem die Zeit und sein Besseres schicksaal die Furchen seines vorhergegangenen widerwärtigen ausgeglichen hat.

      […] Zum Schlusse meines Briefs wage ich noch eine Bitte: sie ist, daß ich wieder gerne so glücklich seyn mögte, eine von HaasenHaaren gestrickte weste von ihrer Hand meine liebe Freundin zu besizen, verzeihen sie die unbescheidene Bitte ihrem Freunde, sie entsteht aus grosser vorliebe für alles, was von ihren Händen ist, und heimlich kann ich ihnen wohl sagen, eine kleine Eitelkeit liegt mit dabey zum Grunde, nemlich: um sagen zu können, daß ich etwas von einem der Besten, verehrungswürdigsten Mädchen in Bonn besize. ich habe zwar noch die Weste, womit sie so gütig waren in Bonn mich damit zu beschenken, aber sie ist durch die Mode so unmodisch geworden, daß ich sie nur als etwas von ihnen mir sehr theures im KleiderSchranke aufbewahren kann.

      vieles vergnügen würden sie mir machen, wenn sie mich bald mit einem lieben Briefe von ihnen erfreuten, sollten ihnen meine Briefe vergnügen verursachen, so verspreche ich ihnen gewiß so viel mir möglich ist hierin willig zu seyn, so wie mir alles willkommen ist, wobey ich ihnen zeigen kann, wie sehr ich bin

      ihr sie verehrender wahrer Freund

      L. v. Beethowen.

      P. S.

      die V.[ariationen] werden etwas schwer zum spielen seyn, besonders die Triller in der Coda, das darf sie aber nicht abschrecken, es ist so veranstaltet, das sie nichts als den Triller zu machen brauchen, die übrige[n] Noten lassen sie aus, weil sie in der ViolinStimme auch vorkommen. nie würde ich so etwas gesezt haben, aber ich hatte schon öfter bemerkt, daß hier und da einer in v.[ien] war, welcher meistens, wenn ich des Abends fantasirt hatte, des andern Tages viele von meinen Eigenheiten aufschrieb, und sich damit Brüstete; weil ich nun voraus sahe, daß bald solche Sachen erscheinen würden, so nahm ich mir vor ihnen zu vor zu kommen. eine andere Ursache war noch dabey, nemlich: die hiesigen Klawiermeister in verlegenheit zu sezen, ma[n]che davon sind meine Todtfeinde, und so wollte ich mich auf diese Art an ihnen rächen, weil ich voraus wußte, daß man ihnen die V. hier und da vorlegen würde, wo die Herren sich den[n] übel dabey produciren würden.

      Beethowen.

      an Eleonore von Breuning in Bonn, Wien, 2. November 1793

      Nikolaus Simrock

      Nikolaus Simrock (1751–1832) war als Hornist Kollege Beethovens in der Bonner Hofkapelle. Er bekam eine Gehaltszulage und wurde beauftragt, neue Musikalien zu besorgen. In der Zeit der französischen Invasion und der Auflösung des Kurstaates baute er seine Musikalien- und Instrumentenhandlung aus und gründete einen rasch florierenden Musikverlag. Angesichts eines lückenhaften Urheberschutzes druckte er viele Werke Beethovens einfach nach, was Beethoven nicht vergnügt haben dürfte. Von sieben Werken verlegte Simrock die Originalausgaben, von denen der Komponist auch finanziell profitierte.

      Lieber Simrock!

      […] ich versprach ihnen im vorgen Briefe etwas von mir zu schicken, und sie legten das als Cavalier Sprache aus, woher hab ich den[n] dieses praedikat verdient? – Pfui, wer würde in unsern demokratischen Zeiten noch so eine Sprache annehmen; um mich ihres gegebnen praedikats verlustig zu machen, sollen sie, so bald ich die Grosse Revue an meinen Compositionen vorgenommen habe, was jezt bald geschiet, etwas haben, was sie gewiß stechen werden. –

      […] hier ist es sehr heiß; die Viener sind bange, sie werden bald kein gefrornes mehr haben können, da der winter so wenig kalt war, so ist das Eiß rar. hier hat man verschiedene Leute von Bedeutung eingezogen, man sagt, es hätte eine Revolution ausbrechen sollen – aber ich glaube, so lange der österreicher noch Braun’s Bier und würstel hat, revoltirt er nicht. es heißt, die Thöre zu den vorstädten sollen nachts um 10 uhr gesperrt werden. die Soldaten haben scharf geladen. man darf nicht zu laut sprechen hier, sonst giebt die Polizei einem quartier.

      sind ihre Töchter schon groß, erziehen sie mir eine zur Braut, denn wenn ich ungeheirathet in Bonn bin, bleibe ich gewiß nicht lange da; – sie müssen doch auch jezt in Angst leben. was macht der gute Ries [Beethovens ehemaliger Geigenlehrer und Mentor Franz Anton Ries], ich will ihm nächstens schreiben, er kann nicht anders als unvortheilhaft denken von mir, aber das verfluchte schreiben, daß ich mich darin nicht ändern kann. – […] schreiben sie mir zuweilen.

      ihr Beethowen

      an Nikolaus Simrock in Bonn, 2. August 1794

      Franz Gerhard und Eleonore Wegeler

      Mein lieber alter Louis!

      […] Wenn du binnen den 28 Jahren, daß ich Wien verließ, nicht alle 2 Monate einen langen Brief erhalten hast, so magst du dein Stillschweigen auf meine ersten als Ursache betrachten. Recht ist es keineswegs und jetzt um so weniger, da wir Alten doch so gern in der Vergangenheit leben, und uns an Bildern aus unsrer Jugend am meisten ergötzen. Mir wenigstens ist die Bekanntschaft und die enge, durch deine gute Mutter gesegnete, Jugendfreundschaft mit dir ein sehr heller Punkt meines Lebens, auf den ich mit Vergnügen hinblicke und der mich vorzüglich auf Reisen beschäftigt. […]

      Warum hast du deiner Mutter Ehre nicht gerächt [verteidigt], als man dich im Conversations-Lexikon, und in Frankreich zu einem Kind der Liebe machte? Der Engländer, der dich vertheidigen wollte, gab, wie man in Bonn sagt, dem Dreck eine Ohrfeige und ließ deine Mutter 30 Jahre mit dir schwanger gehen, da der König von Preußen, dein angeblicher Vater, schon 1740 gestorben sey, eine Behauptung, die durchaus falsch ist, da Friedrich II 1740 zum Throne kam, und 1786 erst starb. Nur deine angebohrne Scheu etwas andres als Musick von dir drucken zu lassen, ist wohl Schuld an dieser sträflichen Indolenz. Willst du, so will ich die Welt hierüber des Richtigen belehren. Das ist doch wenigstens ein Punkt, auf den du antworten wirst. – Wirst du nie den Stephansthurm aus den Augen lassen wollen? Hat Reisen keinen Reiz für dich? Wirst du den Rhein nie mehr sehn wollen? – Von Frau Lore alles Herzliche, so wie von mir.

      Dein uralter Freund Wglr.

      aus einem Brief Franz Gerhard Wegelers an Beethoven, Koblenz, 28. Dezember 1825.

      Die 3., 1814 erschienene Auflage des Conversations-Lexikons von Friedrich Arnold Brockhaus hatte in seinem Beethoven-Artikel das in Alexandre Chorons und François Fayolles Dictionnaire historique des musiciens (Paris 1810) zuerst verbreitete Gerücht vermerkt, Beethoven sei ein natürlicher Sohn Friedrich Wilhelms II. von Preußen (1744–1797). Für ihn schrieb Beethoven 1796 seine Sonaten für Klavier und Violoncello op. 5. In der in London erscheinenden Musikzeitschrift Harmonicon vom November 1823 ist unter irreführendem Bezug auf Friedrich Wilhelm I. zu lesen: »but if this prince were really his father, he is the greatest prodigy the world ever saw, or most likely, will ever see again: for as Frederick II. [gemeint ist der »Soldatenkönig« Friedrich Wilhelm I. (1688–1740)] died in 1740, the period of Mad. Beethoven’s gestation must in such a case, have been exactly thirty years.« Wegeler bezieht sich auf den »Alten Fritz« (1712–1786), den Sohn Friedrich Wilhelm I. und Onkel Friedrich Wilhelms II.

      Mein alter geliebter Freund!

      Welches Vergnügen mir dein, u. deiner Lorchen Brief verursachte, vermag ich nicht auszudrücken. Freylich hätte pfeilschnell eine Antwort darauf erfolgen sollen; ich bin aber im Schreiben überhaupt