Wien, November/Dezember 1816
Graf Franz Brunsvik de Korompa
Franz Graf Brunsvik de Korompa (1777–1849) war das zweitälteste der Beethoven besonders verbundenen Brunsvik-Geschwister. Er war ein guter Cellist. Beethoven hätte ihn liebend gerne als Begleiter und Betreuer auf seinen ersten Kuraufenthalt in den böhmischen Bädern im Sommer 1811 mitgenommen. Obwohl er über dessen Absage sehr enttäuscht war, begann er auch danach seine Briefe an ihn mit der Anrede: »Lieber Freund und Bruder!«. 1807 hatte er ihm die Klaviersonate op. 57 »Appassionata« gewidmet.
Lieber, lieber B.! […]
Wenn du machen kannst, daß auch die ungarn [mich] kommen laßen, um ein paar Konzerte zu geben, so thue es – für 2000 in Gold könnt ihr mich haben – ich bringe mein[e] oper [Fidelio op. 72] alsdenn auch mit – mit dem Fürstlichen Theater-gesindel [eine »Gesellschaft der Cavaliere« hatte drei Wiener Theater übernommen] werde ich nicht zurechtkommen – so oft wir (mehrere)(amici) deinen Wein Trinken, betrinken wir dich d. h. wir trinken deine Gesundheit – – –
leb wohl eile – eile – eile mir die quartetten zu schicken – sonst kannst du mich dadurch in die gröste Verlegenheit bringen – Schuppanzig [der über eine beträchtliche Körperfülle verfügende Geiger Ignaz Schuppanzigh] hat geheirathet – man sagt, mit einer ihm sehr ähnlichen [Barbara Killitschky] – welche Familie???? – Küße deine Schwester Therese, sage ihr, ich fürchte, ich werde groß, ohne daß ein Denkmal von ihr dazu beyträgt, werden müßen – schicke Morgen gleich die quartetten – quar – tetten – t – e – t – t – e – n
dein Freund Beethowen
an Graf Franz Brunsvik de Korompa in Ofen [Budapest], Wien, 11. Mai 1807
Ignaz Freiherr von Gleichenstein
Ignaz Freiherr von Gleichenstein (1778–1828), im vorderösterreichischen Breisgau geboren, wurde Jurist und ließ sich im Sommer 1800 in Wien nieder. 1801 erhielt er eine Stelle als Konzipist im k. k. Hofkriegsrat, wo später Beethovens Bonner Jugendfreund Stephan von Breuning sowie etliche für das Wiener Musikleben sehr bedeutende Personen seine Kollegen wurden. Gleichenstein war Beethoven in vielen Angelegenheiten behilflich und beriet ihn bei den Verhandlungen bezüglich der Berufung an den königlich-westfälischen Hof Jérôme Bonapartes nach Kassel bzw. die damit verbundene Aussetzung einer »Rente« durch drei adelige Gönner in Wien. Beethoven dankte ihm mit der Widmung der Sonate für Klavier und Violoncello op. 69. In den Jahren 1808 und 1809 war Gleichenstein in geheimdienstlicher Mission in Süddeutschland und Frankreich unterwegs. Danach quittierte er den Dienst und zog 1811 nach seiner Hochzeit mit Anna Malfatti zurück nach Freiburg, wo er das heute noch existierende elterliche Weingut mit Landwirtschaft in Oberrotweil betrieb. Beethoven wäre liebend gerne Gleichensteins Schwager geworden, der – wie er ihn wissen ließ – »kein Kenner von Musik aber doch ein Freund alles Schönen und Guten« war.
Lieber gleichenstein –
die vorgestrige Nacht hatte ich einen Traum, worin mir vorkam, als sey’s du in einem Stall, worin du von ein paar prächtigen Pferden ganz bezaubert und hingerissen wardst, so daß du alles rund um dich her vergaßest.
dein Hut-Kauf ist schlecht aus gefallen, er hat schon gestern morgen in aller Früh einen Riß gehabt, wie ich hieher bin, da er zu viel Geld kostet, um gar so erschrecklich angeschmiert zu werden, so must du Trachten, daß sie ihn zurück nehmen, und dir einen andern geben, du kannst das diesen schlechten Kaufleuten derweil ankündigen, ich schike dir i[h]n wieder zurück – das ist gar zu arg –
[…] – leb wohl und – denk an meinen Traum und mich –
dein treuer Beethowen
Baaden am 13ten Juni
Pour Mr. de Gleichenstein Antworte mir Wegen dem Hut –
an Ignaz Freiherr von Gleichenstein, den er wenige Tage später so tituliert: »Meinem Freunde Gleichen-Stein ohne Gleichen im Guten und bösen«, Baden, 13. Juni 1807
Liederlicher Baron – ich hab’ dich gestern umsonst erwartet – mach nur doch, daß ich weiß, ob mir Durch Seine Frechheit Holz zukommt oder nicht – ich habe einen schönen Antrag als Kapellmeister Vom König von Westphalen erhalten – man will mich gut bezahlen – ich soll sagen wie viel Dukaten ich haben will – etc – ich möchte das mit dir überlegen – wenn du daher kannst, kom[m] diesen Nachmittag gegen halb 4 zu mir – diesen Morgen muß ich ausgehn –
an Ignaz Freiherr von Gleichenstein, Wien, um den 1. November 1808
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