Katharina Wesselmann

Die abgetrennte Zunge


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      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

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      wbg THEISS ist ein Imprint der wbg.

      © der deutschen Ausgabe 2021 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

      Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.

      Lektorat: Melanie Kattanek, Hemmingen

      Gestaltung und Satz: Arnold & Domnick, Leipzig

      Einbandgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

      Einbandmotiv: Statue aus dem Archäologischen Nationalmuseum, Athen, © Flo Meixner/unsplash

      Abb. auf S. 2: Sebastiano del Piombo, Tereus und Philomela, Rom, Villa Farnesina, 1512

      Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

      ISBN 978-3-8062-4342-0

      Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

      eBook (PDF): ISBN 978-3-8062-4409-0

      eBook (epub): ISBN 978-3-8062-4410-6

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       Innentitel

       Inhaltsverzeichnis

       Informationen zum Buch

       Informationen zur Autorin

       Impressum

      Inhalt

       Einleitung – Was ist bloß mit dem Feminismus los?

       Erzählte Frauen – Sklavin, Gattin, Göttin

       Das fatale monstrum – Die mächtige Frau

       Das Schicksal der Verlassenen – Dido und Medea

       Stumme Schreie – Mundtote Opfer

       Ehe als Besitz – Die Tradition der legalisierten Gewalt .

       But what about men? – Konsens und Asymmetrie

       Incels, Stalker, Gewalttäter – Der gekränkte Liebhaber

       Schwuler Romulus – Mackertum und Brechung

       Das ultimative Scheusal – Hässlich, alt und geil

       Anhang

       Dank

       Anmerkungen

       Bibliografie

       Register der antiken Autor:innen mit ihren Lebensdaten

       Bildnachweis

       Die Autorin

      Einleitung

       Was ist bloß mit dem Feminismus los?

      Diese Frage dürfte sich der Dichter Eugen Gomringer gestellt haben, als Studierende der Berliner Alice Salomon Hochschule 2017 forderten, sein Gedicht Avenidas von der Fassade zu entfernen, da es eine „klassische patriarchale Kunsttradition“ repräsentiere. Gomringer selbst betrachtet sein Werk als „eines der bedeutendsten Gedichte der modernen Lyrik“.1

      Diese Frage dürfte sich die Schauspielerin Catherine Deneuve gestellt haben, die 2018 gemeinsam mit etwa hundert anderen Frauen einen Gastbeitrag in der Zeitung Le Monde unterschrieb. Verteidigt wurde darin die „Freiheit, jemandem lästig zu werden“, die in einer „Kampagne der Denunziation und öffentlicher Anschuldigungen“ unterzugehen drohte.2

      Diese Frage dürfte sich Joanne K. Rowling stellen, die sich gegen eine Negierung des biologischen Geschlechts wehrt. Rowling sieht Schutzräume von Frauen durch Transfrauen bedroht. Ihre Position wird massiv angefeindet, weil es vielen Menschen wenig sinnvoll erscheint, eine diskriminierte Gruppe – Frauen – gegen eine andere, noch stärker diskriminierte – nicht-binäre Menschen – zu verteidigen.3

      Ja, was ist los mit dem Feminismus? Frauen haben in den meisten Ländern das Wahlrecht und werden in Deutschland sogar Bundeskanzlerin. Das ist doch ein ganz schöner Erfolg im Vergleich zu den letzten Jahrtausenden. Was hat es auf sich mit den immer hitzigeren Diskussionen der letzten Jahre?

      Begonnen hat die Lawine der sich überschlagenden Ereignisse wahrscheinlich mit der medialen Explosion der #metoo-Bewegung. Im Oktober 2017 schlug die Schauspielerin Alyssa Milano vor, Opfer sexueller Belästigung sollten sich unter dem Hashtag #metoo zu ihren Erlebnissen bekennen, um die Dimension des Problems deutlich zu machen. Allein auf Facebook verwendeten innerhalb der ersten 24 Stunden nach Milanos Tweet über zwölf Millionen Postings diesen Hashtag. Seitdem ist die Debatte nicht abgerissen, aber der Strom hat sich verbreitert. Längst geht es nicht mehr nur um konkrete Fälle von sexueller Belästigung, sondern auch um genderbedingte Machtstrukturen in allen möglichen Kontexten. Etablierte Inhalte in allen möglichen Diskursen – Literatur, Kunst, Film, Alltagssprache – werden plötzlich anders wahrgenommen: Fragen von Autorschaft, von narrativen Dominanzen, von Komik oder Harmlosigkeit werden nun neu gestellt.

      Der Fall Rowling ist doppelt aussagekräftig: Er zeugt vom Unverständnis vieler Menschen für immer neue Entwicklungen im Bereich der Gender-Diskurse und offenbart die Radikalität, mit der diese Diskussionen geführt werden. Mit Rowlings Harry Potter-Büchern ist eine ganze Generation aufgewachsen, die sogenannten Millenials. Jahrelang wurde die Geschichte des jungen Zauberers euphorisch gefeiert: Kinder setzen sich gegen das Böse durch, eine