3 Osterburg Weida: Mit 54 Metern ist der sehr eigentümliche Turm der Osterburg der dritthöchste erhaltene Bergfried Deutschlands (lässt sich gut anbellen). Eine Gedenktafel in der Burganlage erinnert daran, dass hier die Südgrenze des skandinavischen Inlandseises während des Quartärs verlief. Weida gilt als die Wiege des Vogtlandes. Der jährliche Weidsche Kuchenmarkt ist ein Marktfest mit hoher Anziehungskraft.
4 Schlösser in Greiz: Mehr darüber im Beitrag Snuff-Mobbing von Manfred Köhler.
5 Badewelt Waikiki Zeulenroda: Wasserfreizeitparadies mit Südseeflair, Strand-Cocktails und vielen Attraktionen in tropischer Umgebung.
6 Rathaus Zeulenroda: Der klassizistische Bau ist für eine Stadt von der Größe Zeulenrodas … nun, sagen wir mal: Sehr imposant! Angeblich fand sogar Goethe das Gebäude beeindruckend. Auf dem Turm des Rathauses befindet sich eine Themis-Statue (die griechische Göttin der Gerechtigkeit), die von den Einheimischen ›Gette‹ genannt wird.
7 Karpfenpfeifer-Brunnen Zeulenroda: Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus zeugt der Karpfenpfeifer-Brunnen von der bekanntesten Sage der Stadt, nach der die Zeulenrodaer Bürger auf die wenig schmackhaften Karpfen der Herren von Greiz gepfiffen haben. Die Fische des Karpfenpfeifer-Brunnens lassen sich übrigens wunderbar anbellen.
8 Pfarrkirche St. Veit Wünschendorf: Die über 1000-jährige Pfarrkirche St. Veit gehört zu den ältesten Kirchen Thüringens. In der Grünanlage um die Kirche kann der Besucher zwischen alten Gräbern seiner Melancholie nachgehen oder einen schönen Blick ins Elstertal genießen.
9 Wünschendorfer Holzbrücke: Die überdachte, ca. 73 Meter lange Holzbrücke über die Weiße Elster wurde 1786 gebaut. Eine erste Anlage geht bereits bis in das 13. Jahrhundert zurück.
10 Kloster Mildenfurth Wünschendorf: Das Kloster Mildenfurth gilt als eines der ältesten Klöster des Vogtlandes und war einst ein beliebter Wallfahrtsort. Leider ist das Kloster in einem renovierungsbedürftigen Zustand. Direkt daneben befindet sich das Atelier des renommierten Künstlers Volkmar Kühn. Mit seinen beseelten Skulpturen im Klostergarten und im Bauch des Klosters hat er ein bizarres Reich geschaffen, das zu Expeditionen einlädt. Mein Herrchen war begeistert. Leider finden sich auch Katzen als Skulpturen und leibhaftig (!) auf dem Gelände.
11 Burgruine Reichenfels (Hohenleuben, Ortsteil Reichenfels): Romantische Ruine mit schöner Aussicht in die vogtländische Landschaft. Ein Museum auf dem Gelände beheimatet unter anderem die älteste und mit rund 35.000 Bänden umfassendste wissenschaftliche Bibliothek heimatgeschichtlicher Literatur des gesamten deutschsprachigen Raumes. Außerdem wartet auf die Besucher das Rasenlabyrinth (besonders gut geeignet zur Paar-Therapie).
Rosa muss weg
Petra Steps
Für Alex war gerade eine Welt zusammengebrochen. Er musste untertauchen, weil er seinen Auftrag nicht erfüllt hatte. Dabei hatte er ein halbes Jahr nichts anderes getan, als sich mit Kartoffeln und der Vogtländischen Kartoffelprinzessin Rosa I. zu beschäftigen, um sie rechtzeitig verschwinden zu lassen. »Schaff mir diese Rosa weg«, hatte ihm der Boss damals am Telefon gesagt. Spätestens beim Treffen der Majestäten im Mai in Rehau sollte sie verschwunden sein. Von ›für immer‹ war keine Rede gewesen. Dafür hätte das Honorarangebot auch gar zu lausig ausgesehen. Überhaupt hatte sich sein Auftraggeber sehr bedeckt gehalten und sich nur auf einen Befehl von höchster Stelle berufen. Jetzt war Alex diese »höchste Stelle« auf den Pelz gerückt. Und sie sprach ein verdächtiges Deutsch mit russischem Akzent. Ihm schwante ganz langsam, worauf er sich eingelassen hatte. Zwar stammte er selbst aus Russland, hatte jedoch das Land als Kind verlassen und war in Deutschland heimisch geworden. Oder das, was man hier heimisch nannte. Die Schule hatte er mit Ach und Krach geschafft, nach einer Lehrstelle vergeblich gesucht. Seit Jahren schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Mitunter waren das auch schmutzige Jobs wie der Auftrag um diese verdammte Kartoffel-Show. Nach einem halben Jahr Arbeit hatte er gedacht, dass endlich der dicke Umschlag mit der Erfolgsprämie eintreffen würde. So lange hatten ihm die Auftraggeber Zeit gelassen. Statt der Kohle hatte er gestern eine Morddrohung im Briefkasten gefunden. Der Anrufbeantworter hatte die Nachhaltigkeit dieser beunruhigenden Gebärde dokumentiert. Und Rosa war tot.
Alex dachte nach. Irgendetwas musste er bei dem Auftrag falsch verstanden haben, nur was?
Ende November hatte er angefangen, sich mit der Kartoffel, ihren Hoheiten und dem Vogtland zu beschäftigen. Dabei war ihm schnell klar geworden, welchen Stellenwert die tolle Knolle bei den als zänkisches Bergvolk verschrienen Vogtländern hatte. Die Vogtländer – ein Völkchen im Vierländereck Sachsen/Thüringen/Bayern und Böhmen, das nur zögerlich seine Gemeinsamkeiten begriff. Die Kartoffel war ein verbindendes Element, denn als der Alte Fritz den Kartoffelanbau per Dekret verordnet hatte, futterten die Vogtländer längst Kartoffelsuppe und grüne Klöße. Sie waren eine ganz besondere Symbiose eingegangen, die Vogtländer und ihre Erdäpfel. Das hatte Alex bei seinen Recherchen erfahren, denn ohne gründliche Vorbereitung ging er niemals an einen Auftrag.
Er hatte das Internet nach Informationen zu Rosa durchforstet. In schillernden Farben war ihre Wahl zur ersten Kartoffelprinzessin des Vogtlandes beschrieben worden. Die junge Frau war nach dem Studium in ihre Heimat zurückgekehrt und hatte in einer Agrargenossenschaft mit Kartoffelanbau zu arbeiten begonnen. Ihr Wirkungskreis lag in der Nähe des Vogtländischen Knollensteiges 12 , den die Mitglieder des Vogtländischen Knollenrings als lehrreichen Wanderweg zwischen Hundsgrün und Tirschendorf angelegt hatten.
Um die Kartoffelprinzessin kennenzulernen, hatte sich Alex für die über acht Kilometer lange Wanderung angemeldet und war an einem Samstagmorgen extra mit der Vogtlandbahn nach Hundsgrün gefahren. Er hätte sie auch ohne ihr gold-weißes Kleid mit schwarz-gelber Schärpe erkannt. Dafür hatte ihr rotgoldenes Haar gesorgt, das wie brennendes Kartoffelkraut in der Abendsonne leuchtete. Inzwischen wusste er, dass die anderen Hoheiten mit ihren blonden Fäden oder den braunen Pferdeschwänzen langweilig aussahen im Vergleich zur Herrin der Knolle aus dem Vogtland. Damals hatte er aufpassen müssen, dass er sich nicht in sie verliebte, denn so etwas war bei Jobs wie diesem grundsätzlich tabu.
Eine frühere Schulfreundin hatte er zur Kartoffel- und Weinverkostung der besonderen Art in Gündels Kulturstall 13 eingeladen, weil die Prinzessin dort einen ihrer legendären Auftritte hatte. Das war schwer genug bei einer kabarettistischen Veranstaltung, die mit so viel Begeisterung gestaltet wurde. Sie hatte es trotzdem geschafft, durch ihr brillantes Wissen gepaart mit natürlichem Charme. Wegen seiner weiblichen Begleitung war Alex unter den anwesenden Paaren kaum aufgefallen. Eigentlich waren Kartoffeln mit Quark oder Leberwurst und Wein so gar nicht sein Ding, aber er hatte sich im umgebauten Kuhstall wohlgefühlt und es den anderen Gästen gleichgetan. Drei Stunden hatte das Programm gedauert, bei dem die Hausband Vinotheker Kartoffeln und Wein besang oder besprach. Bei der Führung des Hausherrn durch den Weinkeller war Alex wie zufällig mit der Prinzessin ins Gespräch gekommen. Er war sicher, dass Rosa ihn nicht wiedererkennen würde, wegen der Dunkelheit im Gewölbekeller. Und wenn, dann würde er sich etwas einfallen lassen.
Im zweiten Schritt seiner Vorbereitungen hatte er sich um die anderen Hoheiten gekümmert, zumindest virtuell. Er hatte Kartoffelprinzessinnen in Westfalen und im Odenwald gefunden, in Niedersachsen und im Münsterland, in Rotenburg und im Kartoffeldorf Heichelheim bei Weimar. Es gab die Rheinische Kartoffelkönigin und die Bayrische, die Genthiner Hoheit und die Wolfsburger. Einige Regionen hatten gleich beides – Prinzessin und Königin. Und nun sollte es in Rehau die Jubiläums-Wahl der gesamtdeutschen Hoheiten geben. Die Bestimmung des Austragungsortes kam nicht von ungefähr. Im Rehauer Ortsteil Pilgramsreuth 14 soll Hans Rogler 1647 die ersten Kartoffeln im Vogtland angebaut haben. Ein Denkmal gleich neben der Kirche erinnert daran. Alex hatte im Winter eine Recherchetour unternommen. Dabei hatte er sich die beiden Figuren mit dem Kartoffelkorb gut angeschaut. Die Frau buckelt auf den Knien im Acker und liest die Kartoffeln in den Korb. Der Mann steht hinter ihr, auf einen Stock oder ein Grabegerät gestützt. Der große Interpretationsspielraum hatte ihn noch während der Rückfahrt beschäftigt. Alex hatte gelesen, dass der vogtländische Kartoffelanbau sogar noch älter sein könnte, als es die Jahreszahl auf dem Denkmal vermuten ließ. Es hieß,