Alfred Bekker

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett


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bin zum Wagen gegangen, habe ihn aus einer Entfernung von vielleicht zwanzig Meter aufgeschlossen und dann rief meine Schwester an.”

      “Unsere Erkennungsdienstler meinen, dass ihm das das Leben gerettet haben könnte”, meine Kommissar Rüttli.

      “Wieso das?”, hakte ich nach.

      “Wir gehen bisher davon aus, dass der Sprengsatz, der an Dr. Wildenbachers Wagen angebracht wurde, auf den Signalgeber am Schlüssel reagiert hat. Und zwar Zeitverzögert.”

      “Was ja auch Sinn macht, wenn man jemanden in die Luft jagen will”, ergänzte Wildenbacher. “Ich meine, die meisten Leute machen das doch so: Sie öffnen genau wie ich die Tür, gehen dann zum Wagen und setzen sich rein. Die Bombe darf also nicht zu früh losgehen, was aber in diesem Fall passiert ist, weil Veronika mich angerufen hat und ich deswegen stehen geblieben bin, um mich auf das Gespräch zu konzentrieren.”

      “Haben Sie eine Ahnung, wer Sie so hasst, dass er Ihnen das antun will, Gerold?”, fragte ich.

      “Vielleicht war es ja ein Irrtum”, meinte Wildenbacher.

      “Sie sitzen neben einem MdB, auf den geschossen wird und kurze Zeit später jagt jemand Ihren Wagen in die Luft, in dem Sie um ein Haar gesessen hätten.”

      “Naja…”

      ”Gerold, das ist kein Zufall mehr!”

      Wildenbacher zuckte mit den breiten Schultern. “Sie kennen mich. Ich bin rau aber herzlich. Und ich gebe zu, dass ich mir in der Vergangenheit nicht nur Freunde gemacht habe. Aber ehrlich gesagt fällt mir im Moment niemand ein, der…”

      Mein Smartphone klingelte. Ich nahm das Gespräch entgegen. “Einen Moment, Sie entschuldigen mich mal eben”, sagte ich.

      Ich hatte Lin-Tai Gansenbrink am Apparat.

      “Harry, wie ich sehe, sind Sie gerade hier in Quardenburg.”

      “Wie können Sie das sehen? Haben Sie mein Handy getrackt?”

      “Es wäre gut, wenn Sie so schnell wie möglich in die Bundesakademie kommen.”

      “Gibt es etwas Neues?”

      “Und bringen Sie Wildenbacher ruhig mit, der steht vermutlich gerade unmittelbar neben Ihnen. Ach, noch was: Nein, ich habe Wildenbachers Handy nicht auch noch getrackt, dessen bayerisches Geknurre erkenne ich selbst bei mäßiger Übertragungsqualität sofort.”

      Wildenbacher hatte während des kurzen Gesprächs, das ich mit Lin-Tai geführt hatte, die Unterhaltung mit Rudi und Kommissar Rüttli fortgesetzt.

      “Was hat Gerold mit dem zu tun, was Sie mir zeigen wollen?”, fragte ich Lin-Tai.

      “Es geht darum, wer heute sein Auto in die Luft gejagt und in Wismars auf MdB Moldenburg gefeuert hat.”

      “Wir sind gleich bei Ihnen.”

      25

      Da Rudi und ich mit dem Dienst-Porsche unterwegs waren, konnten wir Dr. Wildenbacher leider nicht mitnehmen. Für eine dritte Person bot der Wagen einfach keinen Platz.

      Wir fuhren also zur BKA Bundesakademie und Wildenbacher ließ sich von einem Dienstwagen der örtlichen Polizei mitnehmen.

      Etwa später erreichten wir Lin-Tais Arbeitszimmer. Auf einem Großbildschirm begrüßte uns Dr. Friedrich G. Förnheim, zu dem eine Videochatverbindung geschaltet war. Förnheim befand sich nämlich immer noch in Wismar. Im Hintergrund des Kameraausschnitts erkannte ich Merkmale der Werner Bretzler Halle wieder.

      “Da nun alle versammelt sind, können wir ja wohl beginnen”, meinte Förnheim. “Sie sehen ein bisschen ramponiert aus, Gerold. Aber ich bin froh, dass Ihnen anscheinend nichts Ernsthaftes passiert ist!”

      “Danke für Ihre Anteilnahme”, knurrte Wildenbacher. “Und jetzt mal die Karten auf den Tisch! Was ist hier los?”

      “Ich hätte früher darauf kommen müssen”, sagte Förnheim. “Oder besser gesagt: Ich bin durchaus darauf gekommen, habe es aber erst nicht glauben können. Manchmal ist das so, dass man das offensichtliche nicht wahrnimmt oder falsch interpretiert, nur weil…”

      “Für langes Gequatsche habe ich jetzt keinen Nerv”, unterbrach ihn Wildenbacher. “Wie Sie vielleicht bemerkt haben, hatte ich keinen guten Tag heute. Also sagen Sie einfach, was Sie herausgefunden haben.”

      “Zumindest sollte ich aber erwähnen, dass unsere geschätzte Kollegin Lin-Tai, mit der ich die letzten paar Stunden intensiv Daten ausgetauscht habe, an der Sache einen ebenso großen Anteil hat wie ich”, erklärte Förnheim. “Um es kurz zu machen: Lin-Tai und ich haben die Video-Aufnahmen des Attentats, die aus unterschiedlichen Kameraperspektiven entstanden sind in einer Simulation zusammengefügt. Von Interesse war dabei insbesondere die Bestimmung der exakten Schussbahn. Dabei hat uns der glückliche Umstand geholfen, das der Täter eine lasergestützte Zielerfassung benutzt hat.” Auf dem Bildschirm, auf dem bisher nur Förnheim zu sehen gewesen war, teilte sich jetzt ein Fenster ab, Förnheim selbst wurde stark verkleinert, während nun ein Standbild aus dem Augenblick des ersten Schusses gezeigt wurde. Zumindest stand dies als Untertitel im unteren Drittel des Bildes. Die Schusslinie war deutlich hervorgehoben. Man konnte sehen, dass der Leibwächter sich bereits auf MdB Moldenburg gestürzt und dabei Dr. Wildenbacher seitwärts gerissen hatte. “Mir waren schon bei meinen ersten Untersuchen zur Schussbahn, die ich am Tatort durchgeführt habe, ein paar Ungereimtheiten aufgefallen”, fuhr Förnheim fort. “Und mit Hilfe von Lin-Tais Berechnungen habe sich diesen Bedenken nun bestätigt. Es läuft letztlich auf zwei mögliche Erklärungen für das Geschehen hinaus. Die erste wäre, dass der Täter einfach ein sehr, sehr schlechter Schütze war.”

      “Ist das denn so abwegig?”, meinte Rudi.

      “Ja, ich weiß, was Sie sagen wollen, Rudi: Ein fanatischer Dschihad-Kämpfer, der glaubt, dass die religiöse Inbrunst eine gute Schießausbildung ersetzt. Jemand, der sich die 72 Jungfrauen im Paradies vorstellt, die ihn erwarten und dann vor lauer Testosteron-Ausschüttung die Waffe nicht mehr ruhig halten kann. Aber ganz ehrlich: Ich glaube eher an die zweite Möglichkeit.” Das Bild veränderte sich. Jetzt war die Perspektive leicht verändert. Es wurde die Szenerie abgebildet, wie sie offenbar nur wenige Sekunden zuvor gewesen war. “Ich überblende jetzt mit der tatsächlichen Schussbahn, die wie im Bild zuvor farbig hervorgehoben wird. Beachten Sie allerdings, dass der Schuss in diesem Moment noch nicht stattgefunden hat, sondern erst eine Sekunde später.” Die Schusslinie erschien. Und Sie endete genau dort, wo sich zu diesem Zeitpunkt die Herzgegend von Dr. Gerold Wildenbacher befand.

      “Was wollen Sie damit sagen, Friedrich?”, fragte der Pathologe fast flüsternd, denn auch ihm dämmerte jetzt die Erkenntnis.

      “Ich würde sagen, die plausibelste Erklärung für den Ablauf der Geschehnisse ist, dass nicht der MdB, sondern Sie das eigentliche Ziel des Anschlags waren, Gerold”, stellte jetzt Lin-Tai fest.

      “Der Leibwächter hat den Laserpointer bemerkt und eingegriffen”, ergänzte Förnheim. “Und zwar ziemlich rustikal! Dadurch ist, wie wir sehen konnten, eine chaotische Situation entstanden, die für den Schützen nicht mehr zu berechnen war.”

      “Und der MdB ist nur quasi aus Versehen ins Koma geschossen worden?”, hakte Wildenbacher ungläubig nach. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

      “Ich wollte es erst auch nicht glauben”, meinte Förnheim. “Und wenn ich ehrlich bin, dann war ich zu Anfang vielleicht sogar etwas betriebsblind. Wir waren alle zu sehr auf die Möglichkeit festgelegt, dass der MdB das Ziel des Attentats sein muss. Die wichtigste Person im Saal muss schließlich auch das bevorzugte Ziel eines Attentäters sein! Aber das war ein Trugschluss, fürchte ich und ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Gerold.”

      Wildenbacher runzelte die Stirn. “Entschuldigen?”, echote er etwas irritiert. “Wofür das denn?”

      “Wenn ich meinem