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Gott suchen und finden


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      KLAUS SCHWEIGGL SJ

      Gott suchen und sich finden lassen

       Text: Alfred Delp SJ

      JOSEF THORER SJ

      »Ich kreise um Gott, um den uralten Turm« Gott suchen und finden in der Dichtung

       IV. Anhang

       Daten zur Geschichte der österreichischen Provinz SJ

       Abkürzungen

       Anmerkungen

       I. Zum Geleit

      Vorwort

      Was Ignatius von Loyola durch sein Leben, durch die Exerzitien und durch die Gründung des Jesuitenordens angestoßen hat, ist in der Geschichte der Kirche nachhaltig wirksam gewesen und noch immer lebendig. Die Errichtung der österreichischen Provinz der Jesuiten im Jahre 1563, also vor 450 Jahren, ist Anlass zur Besinnung auf einen Wesenszug ignatianischer Spiritualität: Gott suchen und finden in allen Dingen. Es ist das, was Jesuiten zu leben suchen und Anderen vermitteln möchten. Die Texte bedeutender Jesuiten aus der jahrhundertelangen Geschichte des Ordens zeigen dies.

      In grundsätzlichen Ausführungen und in Erfahrungsberichten wird das Thema im vorliegenden Band beleuchtet durch Beiträge, die vorwiegend von österreichischen Jesuiten stammen. Weitere Beiträge bezeugen, dass diese Spiritualität über ihren Kreis hinaus inspirierend ist. Dies für Leser erfahrbar zu machen, ihnen Anstoß und Hilfe für die eigene Suche zu sein, dazu möchte das Buch helfen.

      Ich danke allen, die zu seinem Entstehen beigetragen haben, allen Autoren und Autorinnen sowie dem Verlag Echter, der es in sein Programm aufgenommen hat.

      Innsbruck, im Jan. 2013Josef Thorer SJ

      GERNOT WISSER

      Gott begegnen in allem,

      was zum Leben gehört

      Gott suchen und finden in allen Dingen, dazu fordert uns der hl. Ignatius auf. Diese Dinge, die Ignatius in den Sinn kommen, in denen wir Gott begegnen können, sind nicht nur Gegenstände, sondern das ganze Leben: Arbeit und Erholung, Essen und Trinken, Gebet und Schlaf. Dementsprechend gibt es für Ignatius auch keine auserwählten, besonderen Orte der Gottesbegegnung wie Kirchen und Kapellen. Gott ist ein Gott des Alltags und will dort gesucht und gefunden werden. Ignatius meinte auf die Frage, warum er seinem Orden nicht das Chorgebet verordnet hat, es solle alle Welt sehen, wenn die Jesuiten nichts arbeiten. Jesuiten sollen sich also nicht hinter den Gebetszeiten verstecken können, da das ganze Leben diese Gebetszeit ist, nicht in der Ausschließlichkeit der kontemplativen Gebetsweise, sondern in der Einschließung von Tun und Beten. Die Geschichte der letzten 450 Jahre der Jesuiten in Österreich als eigener Leib mit seinen Gliedern (Provinz) kann davon Zeugnis geben, inwieweit es uns Jesuiten gelungen ist, das zu leben und auch zu vermitteln. Gottes Präsenz oder manchmal auch seine empfundene Absenz sollen das eigene Leben durchdringen, die Gottesferne als Zeit der Trockenheit und der spirituellen Nacht, die Gottesnähe als beglückendes Gelingen von Leben erfahren werden. Gott suchen und finden in allen Dingen ist kein spiritueller Schatz, den wir für uns selbst gefunden hätten und nun für uns hüten. Wovon wir Jesuiten begeistert und entflammt sind, das wollen wir mit anderen teilen, auf diese Erfahrungen möchten wir andere hinweisen, um so in Offenheit den Glauben vorzuschlagen, damit er in Freiheit angenommen werden kann. Wir sind durch Jesus Christus in Dienst genommen und zu den Menschen gesandt, um ihnen zu helfen, ihren Glauben und damit ihr Leben besser zu leben, oder wie Ignatius sagt, den Seelen zu helfen. Wir sind Gefährten Jesu für die Menschen.

      Gernot Wisser SJ ist seit Juli 2008 Provinzial der österreichischen Provinz der Jesuiten. Er lebt in Wien.

      SEVERIN LEITNER

      Gott suchen und finden

      in allen Dingen

      Es ist ein Kennzeichen der Spiritualität des hl. Ignatius, dass er von Anfang an konsequent auf alle monastischen Elemente für das Gemeinschaftsleben verzichtet hat. Kein Kloster. »Unser Haus ist die Welt« hat Nadal, sein Schüler, gesagt. Keine Ordenstracht. Nur das Gewand ehrbarer Priester und als innere Haltung die Diensttracht Christi, so lesen wir in den Satzungen. Kein Chorgebet. Stattdessen das einfache und einzeln gebetete Stundengebet, verbunden mit dem Bemühen, »Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden« – so betont Ignatius unaufhörlich in Briefen an die Gefährten. Diese reduktionistische Haltung gegenüber allen äußeren Zeichen steht ganz im Dienste der apostolischen Sendung: Die Mitglieder der Gesellschaft Jesu müssen bereit sein, »viele Orte zu durchwandern«, im Dienst der Kirche und des Evangeliums, auch in Ländern, in denen es kein Ordenshaus gibt, in das man sich zurückziehen und keinen Oberen, mit dem man sich beraten kann.

      Die Grundhaltung für dieses Leben war eine vorbehaltlose Liebe zu Christus und ein felsenfestes Vertrauen auf den dreifaltigen Gott, der die Gefährten – die Mitglieder des Ordens bezeichneten sich von Anfang an als »Gefährten Jesu« – in seine besondere Nachfolge gerufen hat. Beide Haltungen werden in den Exerzitien des hl. Ignatius eingeübt und praktiziert. Dazu kam von Anfang an eine lange und gründliche intellektuelle, wissenschaftliche, sprachliche und charakterliche Schulung, die den Jesuiten befähigen sollte, den Glauben und das Evangelium darzulegen, die Kirche zu verteidigen und den Menschen in ihren menschlich-seelischen Nöten zu helfen. Dies ist Spiritualität des Unterwegssein in einer Sendung der Kirche. Sie hat den Jesuiten in allen Zeiten bis heute die Kraft und die Klarheit gegeben, das Evangelium in universeller Weite zu verkündigen und den Menschen in hingebungsvollem Dienst zu helfen. Das Bewusstsein, dass Gott überall beim Jünger ist und in allem gefunden und ihm in allem gedient werden kann, im ganz normalen alltäglichen Dienst oder in extremen Situationen von Verfolgung, ja, sogar Martyrium, hat den Jesuiten die innere Kraft, Ausdauer und Weite gegeben.

      Severin Leitner SJ ist seit 2012 Berater des Generaloberen der SJ in Rom und Assistent für Zentral- und Osteuropa.

      ADOLFO NICOLÁS

      Gott suchen und finden –

      Antwort auf Fragen

       1. Gott suchen und finden: Welche Entwicklungsstufen im Verstehen und Verwirklichen gibt es in Ihrem Leben?

      Ich denke, es geht weniger um Entwicklungsstufen, als darum, Gott zu suchen. Wenn man keine Überraschung von Gott erwartet, wird man ihn nie finden. Es verhält sich oft so wie beim Gebet, wir bekommen nichts, weil wir um nichts beten, um nichts bitten, nichts erwarten. Wenn wir Jesus im Evangelium sagen hören: »Suche und du wirst finden«, denke ich, dass er sich vor allem auf die Suche nach Gott bezieht. Es ist interessant, dass wir viele Male auf ein Bild schauen und wichtige Details übersehen können, die wir nur beachten, wenn jemand anderer uns darauf hinweist. Unsere Welt, unsere Wirklichkeit ist voller Zeichen von Gottes Gegenwart; wenn wir nicht offen dafür sind, können unsere Augen auf dieser wunderbaren Welt ruhen und trotzdem das beste übersehen. Es ist genauso wie bei den hölzernen Götzenbildern des Psalms, die »Augen haben, aber nicht sehen«.

      Dasselbe kann man über die Menschen sagen. Es ist so einfach, über Andere zu urteilen, ihr ganzes Leben zu reduzieren auf einen winzigen Fehler. Das ist die Wurzel jeden Vorurteils, sei es nun persönlich oder national wie auch ethnisch. Das ist der Stoff