Sven Sommer G.

Homöopathie. Warum und wie sie wirkt


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darauf, was es bedeuten würde, wenn der Junge überlebte und welche Folgen dies haben könnte. Die Ärztin Dr. Sigrid Kruse vom Klinikum der Universität München: »Es war sehr dramatisch. Wir standen mit dem Rücken zur Wand. Und in dieser Situation haben wir überlegt: Können wir mit einer begleitenden homöopathischen Behandlung helfen?« Erst als die Schulmedizin am Ende war und es Felix immer schlechter ging, bekam die Homöopathie ihre Chance. Dr. Kruse: »Wir haben mit der Mutter eine ausführliche Anamnese erhoben, sind die ganze Geschichte noch einmal durchgegangen, Geburt und Schwangerschaft. Dann haben wir mit der homöopathischen Behandlung begonnen – Arnica C200.«

      Seitdem sind Jahre vergangen und Felix hat sich zu einem völlig gesunden Jungen entwickelt. Die Ärztin trifft ihren kleinen Patienten immer noch in regelmäßigen Intervallen. Der Erfolg zeigt sich besonders im Vergleich mit Felixʼ Zwillingsbruder – in der Entwicklung der beiden Jungen gibt es keinen Unterschied mehr. Dr. Sigrid Kruse dazu: »Es ist so überzeugend, so faszinierend, wenn wir diese kleinen Kügelchen geben und dann so eine große Wirkung erreichen, so eine große Reaktion, das ist für mich immer wieder aufs Neue beeindruckend. Auch wenn ich es nicht bis in die Einzelheiten erklären kann, ist es eine unheimlich schöne Erweiterung für unsere Medizin.« Die Erfahrungen von Sigrid Kruse belegen, so das Resümee der Sendung, »dass besonders Kinder auf homöopathische Mittel ansprechen. Aber im Moment weiß noch niemand, warum das so ist. Bisher gebe ›nur‹ der Erfolg der Methode Recht!«1

      Fall 2: Inoperabler Pankreastumor

      Der zweite Fall stammt aus einer Fernsehsendung in der ARD mit dem Titel »Homöopathie: Wirksamkeit eines Hauchs von Nichts«. Darin geht es um Emil Brehm, der inzwischen auf die alternative Heilmethode schwört, und das, obwohl er nicht unter einem banalen Schnupfen litt. Im Herbst 2004 diagnostizierten die Ärzte bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs: einen vier Zentimeter großen, inoperablen Tumor. Die Schulmediziner rieten ihm zu Bestrahlung und Chemotherapie, doch Emil Brehm lehnte ab. Gegen ihren Rat suchte er eine homöopathische Klinik auf. Dort verabreichte man ihm speziell auf seinen Fall abgestimmte homöopathische Mittel und Brehm fühlte sich damit täglich ein wenig besser. Auch nach dem Klinikaufenthalt blieb er in engem Kontakt mit den homöopathischen Ärzten. Die Auswahl der Homöopathika wurde bei regelmäßigen Terminen alle paar Wochen überprüft und neu angepasst. Parallel dazu ging Emil Brehm weiterhin zu schulmedizinischen Kontrolluntersuchungen. Bei einer dieser Untersuchungen konnten die Ärzte den Tumor schließlich nicht mehr entdecken.

      Für Emil Brehm war das zunächst fast nicht zu glauben, doch nach ein paar Tagen bestätigte die Klinik nochmals den Befund – der Tumor war verschwunden. Heute fühlt er sich in seiner Entscheidung bestätigt: Nachdem er die ganzen Therapien abgelehnt hatte, die Chemo, die Bestrahlung und so weiter, und er praktisch nur Homöopathie gemacht habe, könne ihm ja nur diese geholfen haben. Die Schulmediziner bezweifeln das – für sie ist Emil Brehms Fall eine unerklärliche Spontanheilung. Das Fazit der ARD Sendung: »Die Forschung kann Emil Brehm noch nicht erklären, was ihn geheilt hat. Aber für ihn ist das auch nicht wichtig. Er ist froh, dass es ihm wieder besser geht.«2

      Weitere Beispiele

      Solche Fälle sind nicht untypisch in der Homöopathie. Ärzte und Heilpraktiker, die sie anwenden, werden sich zwar über die Heilerfolge bei Felix und Emil freuen, doch verwundern dürften diese sie nicht. Die Geschichte der Homöopathie ist voll von solchen Erfolgsstorys. »50 Gründe Homöopath zu sein«, eine kleine Abhandlung des englischen Arztes J. C. Burnett, die einen Briefwechsel mit einem allopathischen Kollegen wiedergibt, sei hier als weiteres Beispiel erwähnt. Darin beschreibt Burnett seine Heilerfolge mit der Homöopathie bei so unterschiedlichen Beschwerden wie Rippenfellentzündung, Brustkrebs, Gesichtsneuralgie, Gebärmutterblutung, Fersensporn und anderen Knochenauswüchsen, Aneurysma der Aorta, Grauer Star, Manie (Tobsucht), Taubheit, Angina pectoris und rheumatischer Entzündung des Herzens.3

      Medizinhistorisch verdienen auch die sensationellen Behandlungserfolge beim Ausbruch der Pocken 1901 im amerikanischen Staat Iowa Beachtung. Dort wurde von homöopathischen Ärzten an Nichtgeimpften die Homöoprophylaxe durchgeführt – eine Art prophylaktischer Schutz gegen diese tödliche Infektionskrankheit. Dabei wurde das homöopathische Mittel Variolinum verwendet, das aus dem Inhalt der Pockenpustel hergestellt wird. Nach Dr. Charles Woodhull Eaton waren die Zahlen seiner Studie eher konservativer Natur, wollte er mit ihnen doch auf jeden Fall richtig liegen. So wurden nur die gut dokumentierten Fälle der homöopathischen Ärzte in die Statistik aufgenommen, obwohl damals tatsächlich weit mehr Patienten erfolgreich homöopathisch »geimpft« worden waren. Demnach hat man während der Epidemie knapp 3.000 Menschen gegen die Pocken prophylaktisch mit Homöopathie behandelt. Von diesen waren 550 dem Erreger mit größter Wahrscheinlichkeit ausgesetzt, beispielsweise weil ein Mitglied des Haushalts die »Blattern« hatte. Doch nur insgesamt 14 homöopathisch »Geimpfte« erkrankten an der hochgefährlichen Infektionskrankheit. Das bedeutet, dass gerade einmal 0,5 Prozent all der homöopathisch Behandelten oder 2,5 Prozent der höchstwahrscheinlich Infizierten die Pocken bekamen. Anders als bei der normalen Pockenimpfung traten bei der homöopathischen Prophylaxe keine schweren Nebenwirkungen auf. Das Mittel wurde ausgezeichnet vertragen.4 Für diejenigen also, die in Iowa nicht schon vor der Epidemie auf übliche Weise gegen die Pocken immunisiert worden waren, hatte die Schulmedizin damals kein Rezept – und hätte es bis heute nicht. Für die unglückselig Infizierten hätte es damals (wie heute) bedeutet, entweder unwahrscheinliches Glück zu haben und zu überleben – oder aber zu sterben!

      Doch nicht nur historisch gesehen verdient die Homöoprophylaxe Beachtung: Nach Überflutungen, welche durch die alljährlichen Hurrikane auftreten, hat Kuba immer wieder mit einer Infektionskrankheit namens Leptospirose zu kämpfen. Der Erreger wird in den überfluteten Gebieten von Ratten auf den Menschen übertragen. Die Krankheit geht einher mit hohem Fieber, Schüttelfrost, starken Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Erbrechen, Gelbsucht, Bauchschmerzen oder Durchfall. Unbehandelt können Patienten Nierenschäden, Meningitis und Leberversagen entwickeln. Auch Todesfälle sind nicht untypisch. Da 2007 nicht genügend konventioneller Impfstoff vorhanden war, entschloss sich die Regierung von Kuba, 2,3 Mio. Menschen in einer Region, die von der alljährlichen Epidemie besonders betroffen ist, homöopathisch mit einer Leptospirose-Nosode zu »impfen«. Das Auftreten der Krankheit ging schon kurz danach drastisch zurück, Todesfälle durch Leptospirose traten überhaupt keine mehr auf. Die Wirkung der Homöoprophylaxe scheint dabei weit besser als die der normalen Impfung gewesen zu sein, trotz der es in den Vorjahren immer noch zu Todesfällen gekommen war. Weitere Vorteile: Die homöopathische »Prophylaxemaßnahme« kostete nur einen Bruchteil der üblichen Impfkampagne, das homöopathische Mittel brauchte, anders als der konventionelle Impfstoff, keine lückenlose Kühlkette und es konnte, im Gegensatz zum allopathischen Impfstoff, auch Kindern unter 15 Jahren sicher und problemlos verabreicht werden.5

      Wie diese Fälle belegen, können Homöopathen nicht nur Bagatellkrankheiten wie Schnupfen und Blähungen behandeln, sie sind oftmals gerade dort erfolgreich, wo die konventionelle Medizin nicht mehr weiter weiß oder nur Behandlungsmethoden mit einem teilweise sehr hohen Risiko an Nebenwirkungen und Komplikationen zu bieten hat. Man sollte also meinen, dass vonseiten der Ärzte und Wissenschaftler zumindest Aufgeschlossenheit und Neugier besteht, warum das denn so ist. Was hilft hier? Wirken homöopathische Mittel vielleicht doch? Die Antwort fällt jedoch meist anders aus. Viele Schulmediziner bezweifeln die Wirksamkeit – für sie sind das alles unerklärliche Spontanheilungen, wie auch der Fall von Emil Brehm. Aber ist denn diese große Zahl »unerklärlicher Spontanheilungen« nicht etwas verblüffend? In der homöopathischen Literatur sind Tausende solcher Fälle dokumentiert. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, bei Homöopathen träten solche »Wunder« unerklärlich häufig auf, denn ansonsten würden die Leute ja nicht zu ihnen in die Behandlung kommen. Warum also diese fast schon dickköpfige, trotzige und stur anmutende Ablehnung vonseiten der etablierten Medizin? Nur weil noch nicht genau bekannt ist, wie die Homöopathie funktioniert? Hat nicht die konventionelle Medizin selbst immer wieder Medikamente angewendet, von denen auch nicht bis ins letzte Detail geklärt war, wie sie wirken? Hier wird also mit zweierlei Maß gemessen. Es scheint ganz offensichtlich um viel mehr zu gehen als um die Frage nach der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit einer Heilmethode.

      HOMÖOPATHIE UND IMPFUNG

      »Primo