oder weil danach gefragt wurde«) verordnet wurde, täte es ein homöopathisches Mittel genauso, nach dem Motto: »Wenn es hilft, dann ist es gut, schaden tut’s sicherlich nicht.« Das eigene Immunsystem sei einfach nicht zu übertreffen. Klingt aus solchen Worten ein neuer therapeutischer Realismus heraus? Oder schlimmer gar, das indirekte Eingestehen therapeutischen Versagens? Vielleicht ist es erlaubt, die Fragestellung einmal umzudrehen: Falls die Homöopathie wirklich nur auf einem reinen Placeboeffekt beruhen sollte, was sagt dies über Zustand, Effizienz und Wirksamkeit der etablierten Medizin und ihrer Medikamente aus, wenn sich so etwas »Schamanenhaftes«, das mit dem »Nichts« arbeitet, neben ihr so erfolgreich halten kann? Mit den großen Errungenschaften der modernen Medizin kann es ja nicht so weit her sein. Die Schulmedizin kann also nur hoffen, dass sich die Homöopathie als eine effektive Heilmethode erweist. Ansonsten würde sie selbst, so etabliert sie auch dastehen mag, ein recht trauriges Bild abgeben.
Wie es aussieht, hat die etablierte Medizin noch einmal Glück gehabt, denn die Forschungsergebnisse der letzten Jahre in Bezug auf die Wirksamkeit der Homöopathie sind viel versprechend und aufregend. Dies lässt auf weitere Untersuchungen hoffen. Die Neugier nicht vieler, doch zumindest einiger Wissenschaftler ist geweckt. Sie stehen heute kurz davor, erklären zu können, warum und wie das »Nichts« in den homöopathischen Mitteln wirkt. Für skeptische und dennoch aufgeschlossene Naturwissenschaftler ein höchst spannendes Thema!
Zusammenfassend lässt sich somit sagen: Homöopathie und Immunisierung durch Impfung scheinen auf einem ähnlichen Wirkprinzip zu beruhen. Während beide Methoden heute mit abgeschwächten Ausgangsstoffen arbeiten, um gefährliche Reaktionen zu vermeiden, erfreut sich nur die Impfung größter offizieller Anerkennung. Die Homöopathie dagegen wird von offizieller Seite weitgehend als Placebomedizin abgetan. Dennoch gewinnt sie in der Bevölkerung zunehmend an Popularität. Die etablierte Medizin muss sich also fragen, in welchem Zustand sie sich befindet, wenn sich eine Heilmethode hartnäckig neben ihr halten kann, die angeblich nur auf wirkungslosen Zuckerkügelchen basiert. Oder sind Homöopathika vielleicht doch viel effektiver als bisher gedacht oder erlaubt?
In den kommenden Kapiteln werde ich im Detail auf die neuen Erkenntnisse in der Homöopathieforschung eingehen. Zuerst soll aber das geschichtliche und wissenschaftliche Fundament, auf dem die Homöopathie steht, umrissen werden. Anschließend sollen klinische Studien am Menschen verdeutlichen, dass homöopathische Mittel bei vielen Beschwerden eine weit bessere Wirkung aufweisen als ein Placebo. Neue physikalische Erkenntnisse über potenziertes Wasser als möglichen Informationsspeicher scheinen den Transfer von Information auf Zellkulturen und lebende Organismen zu erlauben. Was geht hier vor sich? Um das alles verstehen zu können, muss man die chemischen Erklärungsmodelle verlassen und sich in die moderne Biophysik begeben. Zudem existieren eindeutige Hinweise, die besagen, dass Homöopathika bei Zellkulturen und lebenden Organismen Wirkungen zeigen, bei denen weder ein Placebo noch Suggestion eine Rolle spielen. Welche Konsequenzen haben diese modernen Erkenntnisse zur Homöopathie für Gesundheitswesen, Behandler und Patienten? Zur Beantwortung dieser Fragen gibt es mittlerweile Erklärungsmodelle, auf die ich im Folgenden eingehen werde.
Empirische Erfolge bei Homöopathie und Aspirin®
Der überzeugte Homöopathieanwender könnte nun den Kopf schütteln und sagen: »Mir ist das alles egal. Ich weiß, dass die Homöopathie funktioniert – das reicht mir.« Nun, es mag so sein wie mit dem Aspirin®. Jahrzehntelang konnten sich die Wissenschaftler nicht erklären, warum es so erfolgreich bei Kopfschmerzen war. Dies ließ die meisten Schulmediziner völlig kalt, denn empirisch war der Erfolg gesichert. Der große Unterschied ist jedoch: Eine Tablette Aspirin® enthält 500 mg Acetylsalicylsäure, eine chemische Substanz, von der man wusste, dass sie biochemisch irgendetwas anstellen würde. Dem gegenüber enthält eine homöopathische Tablette – nach gängiger naturwissenschaftlicher Meinung – ab einer bestimmten Verdünnung bzw. Potenz nichts mehr, was noch irgendetwas bewirken könnte. Das scheint so nicht länger haltbar zu sein. Die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse dürften somit nicht nur das Bild der Homöopathie, sondern auf Dauer auch das der Schulmedizin revolutionieren. Für die Anhänger der Homöopathie ist das beginnende 21. Jahrhundert deshalb eine aufregende Zeit.
KURZGESCHICHTE DER HOMÖOPATHIE
Die Geschichte der Homöopathie ist einerseits geprägt vom Kampf nach Anerkennung, andererseits aber von dem Bedürfnis, diese aufkommende Therapiemethode bereits im Keim zu ersticken.
Samuel Hahnemanns Homöopathie
Die Anfänge der Homöopathie sind so tief mit der Person ihres Gründers, Christian Friedrich Samuel Hahnemann, verwoben, dass man nicht umhinkommt, ein paar Worte über dessen Lebensweg zu verlieren. Samuel Hahnemann wurde im April 1755 in Meißen geboren. Sein Vater, ein Porzellanmaler der berühmten Manufaktur zu Meißen, ermöglichte ihm eine humanistische Bildung an der Schule St. Afra. Hahnemann verfügte bereits während seiner Schulzeit über eine außergewöhnliche Sprachbegabung und verdiente sich während seines Studiums mit Nachhilfeunterricht und Übersetzungsarbeiten seinen Lebensunterhalt. Er beherrschte Griechisch, Latein, Englisch, Französisch, Italienisch, Hebräisch und Arabisch. Mit zwanzig Jahren begann er an der Universität Leipzig Medizin zu studieren, zog dann nach Wien und verfasste knapp fünf Jahre später seine Doktorarbeit in Erlangen. Danach vertiefte er im Labor der Mohrenapotheke zu Dessau sein Wissen über die Chemie. Während dieser Zeit lernte er seine erste Frau Henriette kennen, mit der er in der Folge elf Kinder bekam. Frustriert vom Versagen der Medizin seiner Zeit gab er aber recht bald seine ärztliche Praxis auf und hielt sich und seine Familie in den Folgejahren hauptsächlich mit Übersetzungen über Wasser. Erst im Alter von fünfunddreißig Jahren machte er den bereits erwähnten Versuch mit der Chinarinde, den er sechs Jahre später zusammen mit dem Ähnlichkeitsprinzip veröffentlichte. 1796 publizierte Hahnemann in Hufelands Journal seine Idee über eine neue Heilweise: Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arznei-substanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen. Im Rückblick gilt dies als offizielle Geburtsstunde der Homöopathie.
Bereits in den Jahren zuvor hatte es sich Hahnemann allerdings mit der Ärzteschaft gründlich verscherzt, indem er es wagte, mit dem Leibarzt des Kaisers den gesamten Berufsstand öffentlich zu kritisieren, nachdem Leo II. von Österreich nach einem Aderlass starb. Hahnemann schrieb dazu in einem Artikel: »Die Kunst fragt, wie man … einem abgemagerten, durch Anstrengung des Geistes und langwierigem Durchfall entkräfteten Manne viermal binnen 24 Stunden den Lebenssaft abzapfen dürfe, immer, immer ohne Erleichterung. Die Kunst erblasst.«
Heute wissen wir natürlich, dass Hahnemann mit seiner damaligen Kritik Recht hatte. Doch sein Berufsstand verzieh ihm diese Vorwürfe nie und erschwerte ihm von da an das Leben, wo immer es möglich war. Medizinhistorikern zufolge dürfte der häufige Aderlass zu Hahnemanns Zeit mehr Patienten geschadet als geholfen haben. Deshalb verschwand diese Methode auch später nahezu vollständig aus dem schulmedizinisch-therapeutischen Repertoire. Hahnemann war also schon hier seinen Kollegen – jeder Kritiker muss ihm das eigentlich zugestehen – einen großen Schritt voraus. Was hätte er wohl heute über die häufig angewandten Chemotherapien in der Krebsbehandlung zu sagen? Würde er nicht vielleicht ganz ähnliche Worte finden? Und würde diese Kritik nicht sogar noch durch die neuen epidemiologischen Daten der Uni München zur Zehnjahres-Überlebensrate bei Krebserkrankungen untermauert, die jetzt leider den fehlenden bzw. gar rückläufigen Nutzen durch Chemotherapien bei Tumoren von Darm, Brust, Bronchien und Lungen belegen?1
Bis 1804 führte Hahnemann ein rastloses Leben und zog kreuz und quer durch Deutschland. In Torgau kaufte er sich endlich ein kleines Haus und ließ sich für fünf Jahre nieder. 1807 nannte er seine neue Heilmethode zum ersten Mal Homöopathie und drei Jahre später veröffentlichte Hahnemann sein Lehrbuch der Homöopathie, das Organon der rationellen Heilkunst.
Das Buch sei einer der ersten Versuche in der Medizingeschichte, so schreiben die Wissenschaftler und Ärzte Bellavite und Signorini, die Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten von Gesundheit und Krankheit durch rationelles wissenschaftliches Vorgehen und Experimentieren zu entschlüsseln. Auch in medizinischen Fachkreisen sei diese Tatsache bis dahin geflissentlich übersehen worden. Die im Organon entwickelten Ideen dürften aber viel