Hermann Kues

Was Kirche und Gesellschaft zusammenhält


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Zeitstress entsteht, weil Behörden geschlossen sind, wenn Eltern von der Arbeit kommen. 14 Wochen Schulferien bedeuten für viele Eltern ein Riesenproblem, würden da nicht die Großeltern einspringen. Gefragt sind familiengerechte Arbeitsplätze und nicht arbeitsplatzgerechte Familien.

      Ein Reizthema ist der Ausbau der frühkindlichen Bildung und Betreuung geblieben. Die Katholische Kirche betont den Primat der Elternverantwortung, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken meint, die Kindertagesbetreuung könne „Erziehung und Bildung in der Familie jedoch sinnvoll ergänzen“ (ZdK 2008,23). Auch Franz-Xaver Kaufmann (2006) hat ins Feld geführt, dass Kinder in der Regel in den ersten zwei Lebensjahren am besten in der Familie aufgehoben sind.

      Auf der anderen Seite: Jedes dritte Kind unter sechs Jahren hat eine Zuwanderungsgeschichte. Viele von ihnen benötigen Unterstützung, beispielsweise beim Erlernen der deutschen Sprache. 1,7 Mio. Kinder beziehen Hartz IV – in einigen Großstädten ist das jedes dritte Kind. Bildung kann der Vererbung der Armut entgegenwirken. Manche Eltern haben erhebliche Schwierigkeiten in der Erziehung. Und was nicht vernachlässigt werden darf: Kindern tut Gemeinschaft gut. Die klassischen Großfamilien oder nachbarschaftliche Spielgruppen werden weniger. Geschwister sind selten geworden.

      Wir sollten deshalb die Spitzen aus der Diskussion nehmen. Wichtig ist aus meiner Sicht: In Kindertagesstätten geht es nicht um Betreuung, sondern um Förderung. Wer die Potenziale von Bildung in dieser Lebensphase unterschätzt, verbaut den Kindern ihre Chancen. Was hier versäumt wird, lässt sich später schwer nachholen. Nie wieder lernen Menschen im Lebenslauf so leicht, geradezu spielerisch, kann ihre Entdeckungsfreude kaum befriedigt werden, sind sie für alle möglichen Lernanregungen dankbar.

      Oft wird in der Debatte angeführt, Kindertagesstätten seien mit diesen Aufgaben überfordert. Sie sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sichern, Versäumnisse familiärer Erziehung ausgleichen und die Kinder fit fürs Leben machen. Das sind tatsächlich hohe Anforderungen. Doch man tut den Erzieherinnen unrecht, wenn man ihnen nicht zutraut, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Ihr Beruf muss aufgewertet, ihre Professionalität erhöht werden. Es braucht sicher transparente Qualitätsstandards und entsprechende Fortbildungsmöglichkeiten, vielleicht sogar eine Akademisierung der Ausbildung. Mein allgemeiner Eindruck ist aber, dass der Bereich der frühkindlichen Bildung sich schon heute durch viel Kreativität und Engagement des Personals auszeichnet. Das wird mir bei Besuchen in Kindertagesstätten immer wieder bestätigt und zeigt sich auch in Umfragen unter Eltern.

      Frühkindliche Förderung ohne Beteiligung der Eltern läuft ins Leere. Es muss ein Miteinander im Sinne einer echten Erziehungspartnerschaft geben. Erste Bildungseinrichtung bleibt die Familie. Kindertagesstätten haben geradezu ideale Möglichkeiten, gerade die Eltern anzusprechen, die sich sonst Angeboten von außen verschließen.

       Fazit

      Ob man nun die frühkindliche Förderung oder das heftig umstrittene Betreuungsgeld, die Präimplantationsdiagnostik oder die Sonntagskultur, die Auslandseinsätze der Bundeswehr oder die Familienzeitpolitik debattiert – bei all diesen Themen sind explizit christliche Positionen gefragt. Sie bereichern unsere politische Kultur, aber sie sind nicht per se richtungweisend. Die Kirchen und ihre Vertreter müssen durch die besseren Argumente eine Gesellschaft überzeugen, die erst einmal skeptisch ist. Völlig neu ist diese Situation nicht. Die besten Vertreter christlich orientierter Politik haben sie erlebt und sich als Partner im gesellschaftlichen Dialog positioniert. Von ihnen bedeuten mir Ludwig Windthorst, Joseph Höffner und Werner Remmers besonders viel. Alle drei haben den politischen Streit nicht gescheut, sind oft angeeckt, mussten Spannungen aushalten und sind dabei nie verzweifelt, im Gegenteil: Man behält sie als gescheite und humorvolle, eben gelassene Menschen im Gedächtnis. An ihnen kann man ablesen, dass der Glaube tatsächlich politisch ist. Dazu mehr im folgenden Kapitel.

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