Werner Ort

Heinrich Zschokke 1771-1848


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in die Freimaurerloge «zum aufrichtigen Herzen» (au cœur sincère) in Frankfurt (Oder) aufnehmen,338 und am 8. Mai, einen Tag vor seiner Abreise, stieg er zum Gesellen und Meister auf. An diesen Daten kann kein Zweifel bestehen; sie stammen aus dem Logenarchiv und sind in einer Logengeschichte zu ihrem 150-jährigen Bestehen enthalten;339 selbst die Ernennungsurkunde ist noch vorhanden.340 Zschokke war die Frankfurter Loge schon längst vertraut; mehrere seiner Kommilitonen, darunter zwei seiner engsten Freunde, Samuel Peter Marot und Johann Gabriel Schäffer, gehörten ihr an, Marot seit 1790.341

      Die Mitgliedschaft der Sozietät der Wissenschaften wurde an Zschokke herangetragen; um jene der Loge musste er sich selber bemühen. Wenn man bedenkt, wie kritisch er sich in jener Zeit gegenüber Orden und Geheimbünden äusserte, fragt man sich, was ihn zu diesem Schritt bewog. Weltanschaulich fühlte er sich der Freimaurerei verbunden; sie vertrat jene Vorstellungen, die er sich für die Menschheit der Zukunft wünschte: religiöse Toleranz, Beseitigung nationaler, konfessioneller und ständischer Schranken, Aufklärungsdenken, Einsatz für die sozial Schwachen und Armen. Alle Freimaurer waren Brüder, und als solche spielte es keine Rolle, ob einer Fürst war oder Bettler, wenn Leumund, Sittlichkeit und Gesinnung ihn zum wahren Menschen erhoben.

      Breiten Raum gab Zschokke in seiner «Selbstschau» der Stellung der Freimaurerei als Mittlerin zwischen Staat und Kirche; als ihr eigentliches Ziel betrachtete er die «Verbrüderung der in Rechten, Pflichten und Hoffnungen, ursprünglich Gleichgebornen, ohne Rücksicht auf Menschenstämme, Vaterlande, Nationalreligionen u. s. w.; die Wiederanknüpfung der heiligen Bande, welche durch gesellschaftlichen und kirchlichen Zwang, durch Vorurtheile und Leidenschaften zerrissen worden sind».342 Diese Rolle konnten die Freimaurer aber keinesfalls unbehelligt spielen, da vorab die Kirche, aber auch der Staat, ihnen gegenüber Misstrauen hegte und nicht bereit war, ihnen einen politischen Einfluss oder die ihnen oft angedichtete Macht zuzugestehen. Zschokkes Idee war ein Wunsch, eine Vision, die zu den politischen Tatsachen in krassem Widerspruch stand und nur in der idealen Welt, wo er sich damals gern bewegte, realisierbar gewesen wäre.

      Zudem entsprachen die Logen selber und ihre Arbeit nicht oder nur selten den Idealen Zschokkes. Es macht den Anschein, dass er der Frankfurter Loge hauptsächlich beitrat, um die Freimaurergemeinschaft von innen her zu reformieren, ihre Symbole und Rituale den höheren Zielen eines allgemeinen Menschenbundes anzupassen, auf dass demagogische und alchimistische Schwindeleien, theologische Geheimnisse und Scharlatanerien343 – die Eskapaden des Grafen von Cagliostro lagen noch nicht so lange zurück – darin keinen Platz fänden. Eine Woche nachdem er der Freimaurerloge «zum aufrichtigen Herzen» beigetreten war, einen Tag nach seiner Erhebung in den dritten Grad, verliess er Frankfurt (Oder) und nahm während der kommenden 15 Jahre an keiner Sitzung mehr teil, bis er im Herbst 1810 mit einigen Freunden in Aarau selber eine Loge gründete.

      Johann Gabriel Schäffer erhielt von dem abgereisten Bruder Zschokke einen Aufsatz über den Ordenszweck zugeschickt, mit der Bitte, ihn in einer Meisterloge vorzulesen, was er aber nicht tat, da man erstens in diesen Sitzungen nicht viel über das Wesen der Freimaurerei spreche, sondern genug damit zu tun habe, die Aufnahme neuer Brüder durchzuführen, zweitens der Aufsatz manchem Meister unverdaulich sein könnte, «und endlich möchte ich nicht gern, daß Seidels Prophetie die er mir einmal in Rüksicht deiner gab: nehmlich daß nicht ein Jahr ins Land gehen würde, so würdest du reformiren wollen, jezt schon in Erfüllung gehen möchte».344 Er werde mit dem Vorschlag Zschokkes also noch zuwarten und den Aufsatz zuvor um eine Kleinigkeit ändern.

      Schäffer, der Zschokkes Vorschlägen Sympathie entgegenbrachte, schätzte die Situation wohl richtig ein. Er hätte noch hinzufügen können, dass man sich in Frankfurt (Oder) (und anderswo) von einem jungen Bruder wohl nicht vorschreiben lassen wollte, wie und nach welchen Prinzipien eine Loge zu führen sei. Zschokke aber, unbekümmert um Traditionen und Realitäten, nahm seine Idee vom Wesen der Freimaurerei mit in die Schweiz und legte sie in verschiedenen Abhandlungen nieder.345

      Traurig über Zschokkes Abschied waren vor allem die Frauen Apitz, Schulz und Hausen und ihre Freundinnen, die in ihren Salons verkehrten: die Ehepaare Görtz und Deutsch (beide Männer waren Apotheker), die Wilkes, Schades, Jachmanns (zwei Juristen, Brüder, die beide eine Tochter von Schulz heirateten), Kaufmann Harttung mit Familie, Madame Müller, Demoiselle Zimmerle, Minchen Badernoc. Das waren die Menschen, die Zschokke aus der Ferne grüssen liess oder die sich ihm in Antwortbriefen empfahlen, wobei er von Apitz, Schulz und den Frauen keinen einzigen Antwortbrief erhielt, was ihn sehr bedrückte. Die Freundschaften in Frankfurt (Oder) erwiesen sich, bis auf jene mit Professor Hausen und Johann Gabriel Schäffer, als brüchig. Bei dem Ehepaar Schulz lag das Verstummen vielleicht daran, dass Zschokke auf ein Lebenszeichen ihrer Tochter Johanna drängte, die in ihrer Ehe unglücklicher war, als Zschokke ahnte, und von ihren Eltern nicht mit Erinnerungen an ihn belastet werden sollte.

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