Sebastian Holzbrecher
Jörg Seiler
Herausgeber
Aussöhnung im Konflikt
ERFURTER THEOLOGISCHE SCHRIFTEN
im Auftrag
der Katholisch-Theologischen Fakultät
der Universität Erfurt
herausgegeben
von Josef Römelt und Josef Pilvousek
BAND 41
Sebastian Holzbrecher
Jörg Seiler
Herausgeber
Aussöhnung im Konflikt
Historische Perspektiven auf den Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe 1965
echter
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1.Auflage 2017
© 2017 Echter Verlag, Würzburg
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
ISBN
978-3-429-04360-5 (Print)
978-3-429-04920-1 (PDF)
978-3-429-06340-5 (ePub)
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Karl-Joseph Hummel
Polen und Deutschland 1945-1990
Aktive Verständigung, gelungene Versöhnung, gefährdete Normalisierung
Severin Gawlitta
Von der Langlebigkeit einer Legende
Joachim Piecuch
Vergebung – eine weltliche oder religiöse Handlung?
Helmut Jan Sobeczko
Das katholische Polen und die deutsche Kirche nach 1945 bis 1965
Sebastian Holzbrecher
„Den Hass besiegen“ – Anmerkungen zu deutschen Versöhnungsinitiativen zwischen 1945 und 1965
Konrad Glombik
Die „Causa Hlond“
Darstellung in der polnischen Historiographie
Rainer Bendel
Das Bild Kardinal Hlonds auf deutscher Seite
Theresia Niesing
Wegbereiter der deutsch-polnischen Versöhnung in der DDR Gerhard Schaffran und Günter Särchen
Erwin Mateja
Wegbereiter der deutsch-polnischen Versöhnung Bolesław Kominek und Alfons Nossol
Piotr Górecki
Die Rezeption der Briefe von 1965 in der polnischen Presse Der lange Weg zur Aussöhnung
Theo Mechtenberg
Die Rezeptionsgeschichte des Briefwechsels polnischer und deutscher Bischöfe aus deutscher Perspektive
Tadeusz Dola
Die Kirche in Deutschland aus polnischer Perspektive (1978-1990)
Jörg Seiler
„Sie möchten sich versöhnen […], aber sie stören dabei immer wieder sich selbst“. Die Kirche in Polen aus deutscher Sicht (1978-1990)
Register
EINFÜHRUNG
Der Briefwechsel zwischen dem deutschen und polnischen Episkopat im November 1965 war – nach ersten Annäherungen Ende der 1950er Jahre – der wichtigste Bezugspunkt für die Versöhnungsarbeit der katholischen Kirche in Polen und Deutschland. Die Begegnungen beider Episkopate auf dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) hatten den Briefwechsel wesentlich motiviert. Obgleich die von den polnischen Bischöfen ausgehende Initiative im unmittelbaren Vorfeld verschiedenen deutschen Bischöfen und Theologen angekündigt worden war, handelte es sich doch insgesamt um ein Unternehmen, das von beiden Seiten nicht ausreichend vorbereitet war. Zugleich waren es verschiedene persönliche Kontakte im Vorfeld und im Hintergrund des Briefwechsels, die die offizielle Kontaktaufnahme erleichtert und mental vorbereitet haben.
Seit 1965 ist der polnisch-deutsche Briefwechsel wiederholt Gegenstand historischer Forschungen gewesen und wurde dabei mit unterschiedlichen Interessenslagen untersucht. Nach der frühen Edition der Texte 1966 kamen weitere Forschungsimpulse in der Regel im Kontext von Jubiläen auf. Gerade in jüngster Zeit beschäftigen sich junge Wissenschaftler mit dem Briefwechsel, seiner Entstehung, den zahlreichen Kontexten, in die er hineingestellt wurde, und seiner Rezeption.
Der vorliegende Band entstand anlässlich einer Tagung zum 50. Jubiläum des Briefwechsels im Oktober 2015. Er beinhaltet im Wesentlichen1 die Beiträge der Tagung, die durch das Theologische Forschungskolleg der Universität Erfurt (Kath.-Theol. Fakultät) und der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte in Erfurt veranstaltet wurde. Das Ziel der Tagung mit deutschen und polnischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestand darin, die bislang landesspezifisch geprägten Positionen aus Polen und Deutschland auszutauschen und sie komparativ miteinander ins Gespräch zu bringen. Wir danken den Kollegen der Theologischen Fakultät der Universität Opole/Oppeln, dass sie mit uns die verschiedenen Perspektiven diskutiert haben. Ausgewählte Themenfelder wurden deshalb jeweils durch einen Beitrag aus polnischer und deutscher Perspektive aufgegriffen und behandelt. Auf diese Weise konnten nicht nur Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Beschreibung, Wahrnehmung und Analyse der historischen Ereignisse und Prozesse herausgearbeitet werden. Zugleich ermöglichte dieses Vorgehen eine Rezeption der – in Deutschland oftmals unbekannten – polnischen Forschungsliteratur zu bestimmten Themen und Fragekomplexen.
Theresia Niesing (in Vertretung von Josef Pilvousek) und Jörg Seiler erwiderten den Besuch der polnischen Kollegen und referierten über ihre Themen auf der Tagung „50 lat wymiany listów biskupów polskich i niemieckich ‚Przebaczamy i prosimy o przebaczenie’. Konferencja naukowa zorganizowana przez. Katedrę historii Kościoła i Patrologii Wydziału Teologicznego Uniwersytetu Opolskiego oraz Theologisches Forschungskolleg (Universität Erfurt)“ im Dezember 2015 an der Theologischen Fakultät der Universität Opole/Oppeln.
Den verschiedenen Blöcken mit thematischen Doppelbeiträgen des vorliegenden Tagungsbandes sind drei einführende Aufsätze voran gestellt. Karl-Joseph Hummel unternimmt in seiner weitgreifenden historischen Überblicksdarstellung „Polen und Deutschland 1945-1990“ eine Verortung des Briefwechsels innerhalb des deutsch-polnischen Versöhnungsprozesses, der als eine schwierige und bleibende Herausforderung beschrieben wird, die immer wieder vor der Gefahr stand, einer nicht unproblematischen Normalisierung zu erliegen. Severin Gawlitta rekonstruiert in seinem Beitrag „Von der Langlebigkeit einer Legende“ akribisch die Entwicklungen von Oktober bis Dezember 1965 und versucht dabei die Legende von der missglückten Zustellung des polnischen Versöhnungsbriefs und der dadurch entstandenen Verzögerung des deutschen Antwortbriefes zu entlarven und auf ihren historischen Kern