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Wie betest du?


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werden immer wieder geistliche Autoren genannt, die im Beten der Einzelnen wichtig sind. Dabei nimmt die Heilige Schrift, besonders die Evangelien und die Psalmen, eine herausragende Rolle ein. Gebete, die kostbar sind, neue und alte, bekannte und weniger bekannte, zeigen, dass die Beter eingetaucht sind in die großen Traditionen der Gebetserfahrungen unserer Vorfahren und unserer Zeitgenossen. Gebetshaltungen, Gebetssorte, Gebetszeiten, Meditationsformen werden vorgestellt. Das Beten in bestimmten Situationen oder in positiven oder negativen Stimmungen, in Müdigkeit, in Arbeitsüberlastung, in Krisen oder Zweifeln wird verhandelt, und wie sich darin oder daraus entsprechende Reaktionen ergeben. Es gibt Texte über das Sprechen, aber auch über das Verstummen und Schweigen, über Lobpreis, über Anbetung, über das Aufgeben aller Absichten und über Hingabe. Hinter allem ist der Atem des Heiligen Geistes zu spüren – »wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen. Der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können« (Röm 8,26). Und auch der Atem der betenden Kirche ist in aller Vielfalt als einigendes Band zu spüren. Und auch die herrliche Freiheit der Kinder Gottes ist ausgedrückt in den Zeugnissen der Mitbrüder: Das Gebet macht frei für Gott und es macht frei für den Dienst an den Menschen. Und die Beiträge ermutigen – vielleicht unausgesprochen – zum Reisessen.

      Allen Mitbrüdern, die sich an diesem Buch beteiligt haben, sage ich meinen Dank. Auch hier war ich wieder einmal erstaunt, wie die im Allgemeinen ja als kühl geltenden Jesuiten ihr Herz geöffnet haben.

      Gundikar Hock SJ und Michael Koop SJ haben mir bei den Geheimnissen der Computertechnik sehr geholfen.

       Vitus Seibel SJ

       Ich kann mich darauf verlassen

      Wie bete ich? Das »Äußere« ist schnell erzählt. Unmittelbar nach der morgendlichen Dusche und dem Ankleiden entzünde ich eine Kerze und setze mich auf einen Stuhl, 30 Minuten lang. »Vor Gott da sein (wollen)« ist das Ziel dieser halben Stunde. Hilfreich sind mir dabei einzelne Psalmverse, die ich im Rhythmus des Atems still rezitiere, oder auch die Strophen eines Liedes. Zu Weihnachten hat »Ich steh an deiner Krippen hier« den Vorrang, zu Ostern der Eröffnungsvers der Sonntagsmesse (»Deine Hand hast du auf mich gelegt«) und zu Pfingsten das »Veni Sancte Spiritus«.

      Am Abend gehe ich am liebsten in unsere (Haus-)Kapelle und setze mich im Dunkel vor den Tabernakel. Ich versuche, mit Jesus zusammen einen Rückblick auf den vergangenen Tag zu werfen, nach der Methode des Examens im Exerzitienbuch. Dieses Gebet ist oft (zu) kurz, 5 bis 10 Minuten lang – aber es entfällt eigentlich nie, egal wie spät es ist. Dann gibt es noch das Stundengebet (sehr reduziert), das tägliche Gebet in der Jesuitengemeinschaft, das Tischgebet u.a.m.

      Die halbstündige Meditation in der Frühe und der Tagesrückblick am Abend sind feste Eckpfeiler meines Tages. Das schweigende Gebet am Morgen ist oft ein zähes Ringen mit dem Schlaf, der mich immer wieder überfällt. Häufig ist es auch ein Ringen mit Gott, der sich mir entzieht. Ich habe darüber schon vor fast 40 Jahren meinem Instruktor im Tertiat geklagt. Seine Antwort war trocken: »Dann beten Sie eben zu diesem Gott, der sich Ihnen immer wieder entzieht.« Es war die hilfreichste Anleitung für mein Beten, die ich in meinem Leben bekommen habe. Der Wert dieser täglichen Meditation am Morgen liegt – so scheint mir – in ihrer Regelmäßigkeit; sie gehört zu meinem Leben. Man könnte sagen: »Ich kann mich darauf verlassen.« Und auch wenn diese »Verlässlichkeit« allein von meinem Wollen abhängt, schöpfe ich daraus die Gewissheit, dass ich mich auch auf Gott verlassen kann. Dieser Gedankengang mag nicht ganz logisch sein; aber so ist es.

      Der Tagesrückblick am Abend leidet weniger an der einsetzenden Schläfrigkeit als an den Zerstreuungen, die aus dem bunten Haufen der Begegnungen und Ereignisse des vergangenen Tages hervorquellen. Es ist mir dabei eine Hilfe, allen Menschen, mit denen ich tagsüber einen direkten oder »virtuellen« Kontakt hatte, »einen frommen Gedanken zu schicken«, vor allem jenen, über die ich mich immer noch ärgere. Ich schließe diese kurze Gebetszeit mit dem (lateinischen) »Visita, quaesumus, Domine« aus dem kirchlichen Abendgebet. Ich habe früher viel mehr mit der Bibel gebetet. (Das tue ich jetzt immer noch, aber nur in meinen Exerzitien; hier aber mit Freude und geistlichem Gewinn.) Später habe ich die Worte und Bilder mehr und mehr weggelassen. Ich versuche, Gott in mir zu finden. In diese Richtung hin bin ich unterwegs. Irgendeinmal – es ist schon länger her – habe ich entdeckt, dass ich eigentlich vor allem zu »Gott« bete, aber nicht zu »Jesus«. Das schafft mir insofern Probleme, weil mir dieser Gott eben ein Geheimnis bleibt, freilich: ein Geheimnis, das mich fasziniert und nicht loslässt. Wenn mir Gott allzu weit wegrückt, »wechsle« ich meinen Gesprächspartner, um mit Jesus wieder mehr Nähe zu finden.

       Josef Anton Aigner SJ, Wien, geb. 1938

       Das große Fest kann jeden Moment beginnen

      Bin ich in Verbindung mit Gott, wenn ich bete? Für mich gibt es drei Weisen, wie ich die Verbundenheit vielleicht mit dem fern-nahen Geheimnis, der ewigen Gegenwart wie auch dem Ziel der Geschichte oder dem zärtlich-großen Du bewusst lebe:

      1. Wenn ich von einer Empfindung des Schönen angerührt werde – sei es in der Natur oder durch Musik oder darstellende Kunst – oder wenn Menschen mich etwas von ihrem Glauben an das Gute spüren lassen, dann verstumme ich staunend und gebe der aufsteigenden Freude und der damit einhergehenden Einheitserfahrung Raum. In solchen Momenten spüre ich eine unermessliche Dankbarkeit und Geborgenheit bei der Quelle und dem Ziel allen Seins.

      2. Wenn ich in mir einen Aufschrei spüre und nicht hinnehmen möchte, was zum Himmel schreit. Ich würde dies nicht nur als eine Verletzung meines Gerechtigkeitsempfindens bezeichnen, sondern auch als einen unmittelbaren Anruf vom Vater Jesu selbst.

      3. Schließlich leben in mir die Bilder zweier biblischer Geschichten, die mich sowohl in den Begegnungen mit Menschen wie auch in der Gestaltung und Erledigung meiner Arbeit wie auch in meinem regelmäßigen Still-Sitzen nach der Art des Zen eine Transparenz auf die End-Gültigkeit (oder, wie es auch genannt wurde, die eschatologische Dimension) der Wirklichkeit erahnen lassen.

      Da ist zum einen der Prophet Jona, der durch Ninive schreitet und die Bedrohlichkeit der aktuellen Situation zu benennen hat. Die Antwort der gesamten Bevölkerung ist überraschend und erfreulich: Die ganze Stadt kehrt um, wird gerettet, erlöst und befreit. Nicht mit der Gleichgültigkeit des Jona, sondern mit der Zuversicht JHWHs, die durch Jonas Auftrag zum Ausdruck kommt, möchte ich an die Dinge herangehen. Das andere Bild besteht aus dem unmittelbar bevorstehenden Fest des Bräutigams, zu dem ich als dessen Freund eingeladen bin und wo ich die Ehre habe, bei den letzten Vorbereitungen mithelfen zu dürfen. Alles, was ich tue und erlebe, kann ich in dieser Vorfreude tun: Überall, wo jetzt noch Menschen – und Tiere und Leben – unterdrückt, verachtet, ausgebeutet, zerstört werden, wird es ganz anders kommen. Nicht in der sozialen Isolation des Jona, sondern in der Vorfreude des Freundes des Bräutigams gehe ich durch die große Stadt. Daran orientiere ich meine Aufmerksamkeit, denn es kann jeden Moment beginnen, das große Fest!

       Christoph Albrecht SJ, Basel, geb. 1966

       Nicht leicht, aber ganz einfach

      Mein Gebet ist ein ganz einfaches: das Herzensgebet. Kennengelernt habe ich es seit meinem ersten kontemplativen Exerzitienkurs bei Pater Franz Jalics in Gries 1985. Seitdem begleitet es mich durch Höhen und Tiefen. Mein Gebetshocker und mein Kurzzeitwecker waren immer im Reisegepäck und haben mich durch die halbe Welt begleitet. Nur einmal gab es eine Unterbrechung für zwei Jahre. Da war mir die ständige Wiederholung des Namens zur Last geworden, ja es war sogar so, dass ich den Namen Jesus Christus nur mit Widerwillen ausgesprochen habe. Am liebsten wäre ich nur schweigend vor Gott dagewesen, ohne ein Wort, nur im Lauschen. Aber ich wusste nicht, was ich tun sollte, hatte ich doch die klare Anweisung, immer nur beim Namen zu bleiben. So bin ich zu meinen mir von Kindheit an vertrauten Gebeten wie dem Rosenkranz oder einem Vaterunser zurückgekehrt und spürte sogar etwas wie Erleichterung. Als ich dann zwei Jahre