Sie durfte nicht mehr auf die Tribüne, doch sie war noch am Leben und spielte ihre Stücke, allerdings nur, wenn Flamengo gewann. Seu Gigi, der Präsident der Charanga, erklärte: »Wir waren die erste torcida der Welt!« Gigi war weit über 70, hatte einen buschigen weißen Schnurrbart und spielte die Snaredrum. Seit 40 Jahren war er der Präsident, einer von bislang nur dreien: Jayme, dessen Frau Laura, die nach Jaymes Tod 1976 kurzzeitig das Amt übernommen hatte, und Gigi. »Wir führen [Jaymes] Tradition fort und machen immer weiter.«
Genau das war die Charanga heute: eine Kapelle und eine Tradition, die schon lange von der inzwischen im brasilianischen Fußball herrschenden torcida-Kultur überholt worden war. Doch die Charanga hatte nicht nur den Klang in den brasilianischen Stadien verändert. Sie hatte zudem die Optik und die Musik des brasilianischen Karnevals in der Welt verbreitet. Mittlerweile mochte sie ein historisches Relikt sein, doch sobald sie zu spielen begann, wusste jeder instinktiv, was zu tun war. Eine vieltausendköpfige Prozession folgte der Charanga hinaus in die gleißende Mittagssonne. Betrunkene junge torcedores, alte Frauen und Kinder, die auf den Schultern ihrer tanzenden Eltern auf und ab hüpften. Alle sangen Flamengos Hymne:
Einmal Flamengo,
Immer Flamengo,
Ich stehe für immer hinter Flamengo,
Keine Freude so groß, wie wenn ich es glänzen sehe,
Ob zu Land oder zur See,
Einmal Flamengo,
Flamengo bis zum Tod.
TEIL ZWEI: KEIN GESICHT, KEIN NAME
»Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er in eigener Person spricht. Gib ihm eine Maske, und er wird die Wahrheit sagen.«
Oscar Wilde, Der Künstler als Kritiker
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