(beispielsweise zwei Lehrende, oder Studierende als Tutores), aber auch Kleingruppen, Übungen zu zweit oder Einzelwahrnehmungsübungen möglich. Theorieeinheiten schließen sich an konkrete Praxiserfahrungen an (kleine Redeeinheiten, wie zum Beispiel das Erzählen einer Geschichte, Spiralgespräche, Spontanrede aufgrund eines gezogenen Begriffes etc., freies Sprechen in der Gruppe, Rede / Predigt im öffentlichen Raum bzw. in einem Gottesdienst). Um die biblischen Texte existentiell zu erschließen, können unterschiedliche kreative Zugänge zum Tragen kommen, wie beispielsweise Bibliodrama, Bibliolog, unterschiedliche Formen von Raumwahrnehmungsübungen, Impulse aus den Bereichen der Theaterpädagogik etc. Die Arbeit an der Präsenz (öffentliches Auftreten, Stimme, Haltung, Gestik und Mimik) wird ein zunehmend wichtiger Teil in der Predigtausbildung. Stimmtrainings, Arbeit mit TheaterpädagogInnen, Arbeit an der Bühnenpräsenz u.v.a.m. kann ein wichtiger Bestandteil im Rahmen eines Lehrveranstaltungsprozesses werden. Auch die Arbeit mit Videoaufnahmen ist eine gute Möglichkeit, die Selbst- und Fremdwahrnehmung zu schulen.
Zentral ist für diese Form des Lernens tatsächlich der „Werkstattcharakter“. „Werkstatt“ heißt, dass nichts fertig ist, dass Ungewisses geprobt, Neues ausprobiert, Altes verworfen werden kann. Ein solcher Zugang erfordert ein hohes Maß an Empathie und Wertschätzung, insofern stellt das Einüben einer respektvollen Feedbackkultur das Zentrum dieser Art und Weise des gemeinsamen Lernens und Übens dar. Durch konsequentes wertschätzendes Feedback und Sharing lernen die TeilnehmerInnen voneinander. Sie entdecken ihre ungeahnten Stärken und lernen mit ihren Schwächen umzugehen; sie erfahren, dass ihr theologisches Wissen auf dem Prüfstand steht und sie sind mit der Frage konfrontiert, wovon sie eigentlich selber leben. Die Werkstatt steht im Spannungsfeld von Theorie und Praxis und ist am Ende des Studiums bzw. am Übergang zur beruflichen Tätigkeit angesiedelt. Sie erfährt eine Weiterführung im „Pastoralpraktikum“ (in Form von Begleitung und Supervision der rhetorischen Aufgaben im pastoralen Alltag); ebenso stellt der Bereich der Predigt bzw. der öffentlichen Verkündigungs-Rede einen wichtigen Teil im fünfjährigen Weiterbildungskonzept der Diözese für ihre kirchlichen MitarbeiterInnen dar. Der Praxisbezug innerhalb der Werkstatt selbst ergibt sich durch das Einüben in die eigene Redepraxis, die Analyse exemplarischer Predigten bzw. anderer öffentlicher Reden, den Besuch von relevanten Orten öffentlicher Rede sowie das Hospitieren der Predigten/Reden von Teilnehmenden der Werkstatt.
Durch den Werkstattcharakter der Lehrveranstaltung ist es auch leicht möglich, sowohl in der aktuellen Werkstatt auf konkrete Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen, als auch durch kontinuierliche Evaluierung Adaptierungen am Konzept vorzunehmen.
3.2.Predigtausbildung für Ständige Diakone 7
Das II. Vatikanum hat eine Veränderung innerhalb der Ämterstruktur der Kirche gebracht. Vor allem die Einführung eines eigenständigen Diakonats, das nicht nur eine Durchgangsstufe zur Priesterweihe darstellt, hat die Landschaft des kirchlichen Amtes verändert.
Eine der zentralen Aufgaben der Ständigen Diakone stellt die Verkündigung des Evangeliums dar, wozu sie in der Weiheliturgie explizit beauftragt werden. Die Herausforderung in der Ausbildung der Ständigen Diakone besteht darin, dass hier Männer mit ganz unterschiedlichen Ausbildungen und Lebenswegen teilnehmen, im Alter von Anfang 30 bis fast 70 Jahren. Bei der Ausbildung nehmen in den genannten Diözesen nicht nur die kommenden Ständigen Diakone, sondern großteils auch ihre Ehefrauen teil.
Eine homiletische Ausbildung für diese Gruppe hat somit ein Mehrfaches zu beachten: Einerseits die unterschiedliche theologische Ausbildung der Bewerber (zwischen Fachtheologen und theologischem Fernkurs), dann die unterschiedlichen Berufe, in denen sie beschäftigt sind (da nur ein Teil im Hauptberuf in einer pastoralen Tätigkeit ist), und schließlich die verschiedenen Situationen, in denen die Diakone eingesetzt werden. Dazu kommt die sehr divergierende Erfahrung mit Rede und Sprechen im öffentlichen Raum – zwischen Lehrern und Bauern, zwischen Akademikern und Polizisten.
Das homiletische Konzept geht zunächst von den je persönlichen Vorstellungen und Erfahrungen der Verkündigung des Evangeliums aus – und traut den Bewerbern zu, über ihren Glauben auch öffentlich reden zu können. Neben den grundsätzlichen Zugängen zur „Rede von Gott in moderner Zeit“ und zur Frage einer schriftgemäßen Predigt, sowie den formalen Fragen von Predigterstellung und Predigtaufbau geht es um die ganz konkrete Arbeit an eigenen Predigten: Die Vorbereitung und das Halten einer Predigt (sowohl Schriftpredigten wie auch Kasualpredigten) sowie die Analyse einzelner gehaltener Predigten in Plenum und Kleingruppen stellen einen wesentlichen Teil der Ausbildung dar. Dabei wird vor allem versucht, die unterschiedlichen Predigtsituationen in den Blick zu nehmen, in denen die Diakone den Verkündigungsauftrag wahrnehmen werden.
4.Wortlos glücklich…? Desiderata
Im Rahmen der Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen nehmen HomiletikerInnen auch wahr, wo es im Hinblick auf die Predigt und die Predigtausbildung noch Verbesserungs- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten gibt. Diese Wünsche sind stark gekoppelt mit den gegenwärtigen Herausforderungen, denen all jene gegenüberstehen, die sich in den Dienst der Verkündigung genommen wissen. VerkündigerInnen haben nie „ausgelernt“ – jedes Mal, wenn sie vor den Ambo treten und ihre Stimme erheben, setzen sie sich aus. Von Gott reden heißt, eine Schwelle zu betreten, die eine große Unsicherheit mit sich bringt. Die Rede von Gott darf weder banal und lau noch drohend und herrschsüchtig sein, sie ist immer ein Versuch, der gelingen oder auch scheitern kann.
4.1.Predigtnachgespräch, Reflexion und Resonanzen
Während in der Predigtausbildung das Gespräch über die Predigt (sowohl auf inhaltlicher wie auch formaler Ebene) einen zentralen Platz einnimmt (und auch von den meisten TeilnehmerInnen als äußerst hilfreich erfahren wird), gibt es kaum eine Praxis des Predigtnachgesprächs.8 Dabei würden solche Gespräche sowohl für die HörerInnen wie auch für die PredigerInnen große Chancen bieten.
Das Gespräch – jenes davor und danach – zeigt, dass wir im Grunde nicht alleine verkündigen, sondern alle gemeinsam auf einem Weg sind. Gespräch heißt in Auseinandersetzung gehen und bleiben, heißt beidseitig sprechen und hören, bedeutet Fremdes zulassen und Vertrautes loslassen. Das Predigtnachgespräch kann für die PredigerInnen relativierend und entlastend sein, aber auch erneut herausfordern. Wenn es den wertschätzenden Charakter wahrt vermag es die Menschen in Kontakt zu halten und ihnen ein Weitersuchen und -gehen zu ermöglichen. Im gegenseitigen Austausch wird nicht nur die Predigt fortgesetzt, sondern auch das Wort Gottes „weitergeschrieben“.
Was die Art und Weise von Predigtnachgesprächen betrifft, sind Phantasie und Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Einladung zum Verweilen, Betrachten, eine sprachliche Reaktion zu ermöglichen ist das eine. Es könnten aber auch Resonanzen ganz anderer Art erfolgen: improvisierte Musikeinlagen, ein Tanz, eine kleine Schreibmeditation, eine Kabaretteinlage, ein Gebärdenreigen u.v.a.m.
4.2.Predigt-Weiterbildungen nach mehreren Dienstjahren
Während die Predigt-Ausbildung von allen Diözesen zumindest für die Priesteramtskandidaten, zumeist aber auch für alle TheologInnen, die in einen pastoralen Dienst treten wollen, vorgeschrieben ist, gibt es für die Weiterbildung kaum Konzepte. In einigen Fällen gibt es im Rahmen des Triennal- oder Quinquennalkurses, also in den ersten drei bis fünf Dienstjahren, kleine homiletische Schwerpunkte. Gerade für einen so zentralen Dienst wie die Verkündigung sehen die HomiletikerInnen es als wichtig an, dass es regelmäßige Angebote zur Weiterbildung gibt.
Die Formen der Weiterbildung im Bereich der Predigt können und sollen sich bunt und vielfältig gestalten. Sie sollten von den diözesan dafür Zuständigen personell und strukturell forciert werden, wenn sie ein attraktives Angebot darstellen sollen. Zentral für homiletische Weiterbildungskonzepte sind aus unserer Sicht in erster Linie das Ernstnehmen der biblischen Texte und ihre Erschließungskraft, aber auch die Liebe zu den Menschen