Arten von Worten und Tätigkeiten, die sich rund ums „Inszenieren“ und „Organisieren“ ranken und Dynamik nahelegen, auch wenn nicht klar ist, wohin die Reise geht und worin der Sinn dieses „Gesetzes des Handelns“ liegt. Reflexion, Zweifel, Fraglichkeit sind verdächtig und gelten als unproduktiv. Klemperer hat gezeigt, wie diese Art von Sprache schrittweise das Denken verändern kann – auch jener, die totalitäre Ideologien nicht teilen. Mich erschreckt das, denn auch der Ökonomismus und Szientismus unserer Tage bergen totalisierende Gefahren, die wissenschaftlich reflektiert werden müssen. Wir Wissenschaftler sind verpflichtet, achtsam mit Sprache umzugehen.
FORMALES STEHT IM VORDERGRUND
Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass es mir fern liegt, Kollegen Sobetzko oder moderne Führungstheorien in die Nähe totalisierender Sprachpolitiken zu rücken. Aber gerade wir innovationsfreudigen PastoraltheologInnen – da stelle ich mich neben Kollegen Sobetzko, weil auch ich gerne moderne Theorien übernehme – müssen in der Rezeption technisch-ökonomischer Sprachspiele (selbst)kritisch vorgehen. Sonst fördern wir unbeabsichtigt riskante Wahrnehmungs- und Denkformen.
Mein Eindruck, dass Sobetzko diesbezüglich zu unbedarft vorgeht, hängt auch mit der Konzentration auf das Formale zusammen. Ich finde in diesem Ansatz keine Inhalte. Worin besteht z.B. das „geheime Wissen“ der Kirche? Führungskräfte beziehen sich in diesem Modell auch ganz explizit nicht auf Ziele, sondern sollen – das ist gut gemeint – dienen. Aber wem? Welcher Idee, welcher Vision? Was ist das leitende inhaltliche „Erfolgs“kriterium? Angeführt werden die amerikanischen Erfolgsgeschichten, die Masse jener, die zu einem Leitungskongress pilgern. Vom Manipulationsverdacht wird zwar kurz gesprochen, aber wird er inhaltlich entkräftet? Ich habe kein Argument gefunden. Wie gesagt, die Theologie dient als Beweis des Modells, nicht als kritische Dialogpartnerin.
Keine Frage, die Kirche in Deutschland und Österreich steht vor der Aufgabe der Erneuerung. Sobetzko bringt ein paar gute Praxis-Ideen. Aber ist nicht der eigentliche Mangel an Innovation der Mangel an inhaltlichen Ideen, dass die eigene Tradition unbekannt ist und es massive Schwierigkeiten gibt, diese zu verheutigen, weil man sich nicht im Horizont der Gegenwart denken kann? Armin Thurnherr, ein österreichischer Journalist („Der Falter“), stellt seinen Interviewpartnern gerne eine Frage: „Warum eigentlich?“ Das würde ich gerne von Kollegen Sobetzko wissen: Warum eigentlich soll die Kirche dieses Modell übernehmen? ?
LITERATUR
Klemperer, Viktor, Lingua Tertii Imperii. Notizbuch eines Philologen, Berlin 1947.
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