Ist die Rationalität der Wirklichkeit erst einmal anerkannt, gelangt man notwendig zur Frage, woher diese Rationalität stammt und somit zum Verweis auf den Schöpfer. „Die Naturwissenschaft kann und darf darauf nicht direkt antworten, aber wir müssen die Frage als eine vernünftige anerkennen und es wagen, der schöpferischen Vernunft zu glauben und uns ihr anzuvertrauen.“138 Die naturwissenschaftliche Vernunft kann durch ihre Einsicht in die gedankliche Struktur der Wirklichkeit somit nach Ratzinger den Menschen auf den Schöpfungsglauben verweisen, sodass er mit Bonaventura sagen kann: „Wer hier nicht sieht, ist blind, wer hier nicht hört, ist taub, und wer hier nicht anfängt anzubeten und den Schöpfergeist zu lobpreisen, der ist stumm.“139
Doch nicht nur die naturwissenschaftliche Vernunft des Menschen hat Ratzinger zufolge einen Zugang zum Logos des Schöpfers. Im nächsten Kapitel soll gezeigt werden, dass sich nach Ratzinger auch das moralische Denken des Menschen auf dieses kosmische Vernunftprinzip beziehen kann. Dieses vermittelt dem Menschen also nach Ansicht Ratzingers nicht nur theoretische, sondern auch praktische Wahrheit. Am Anfang seiner Schaffenszeit setzte sich Ratzinger allerdings zunächst sehr kritisch mit einer solchen moralischen Wahrheitserkenntnis des Menschen, die ihm Erkenntnis des ‚von Natur her Rechten‘ vermitteln könnte, auseinander.
1 Einführung, 35. Die zahlreichen Bezugnahmen Ratzingers auf andere Autoren wie z.B. auf Vico können im Rahmen dieser Arbeit nicht kritisch verfolgt werden, d.h. es wird nicht im Einzelnen geprüft, ob Ratzinger dem jeweiligen Autor in der Wiedergabe seiner Position tatsächlich gerecht wird.
2 Einführung, 37.
3 Einführung, 37.
4 Einführung, 37.
5 Einführung, 38.
6 Einführung, 38; vgl. auch Gottes Projekt, 65.
7 Geschichtlichkeit der Dogmen, 62.
8 Theologische Prinzipienlehre, 16.
9 Einführung, 38.
10 Einführung, 39.
11 Vgl. Einführung, 40.
12 Einführung, 40.
13 Eschatologie, 32.
14 Eschatologie, 32.
15 Dogma und Verkündigung, 88.
16 Dogma und Verkündigung, 89.
17 Vgl. Krise der Verkündigung, 212.
18 Dogma und Verkündigung, 89.
19 Glaube – Wahrheit – Toleranz, 127.
20 Zeichen der Frau, 109.
21 Gottes Projekt, 34.
22 Dogma und Verkündigung, 90.
23 Einführung, 34.
24 Schöpfung und Evolution, 151.
25 Dogma und Verkündigung, 90.
26 Einführung, 34.
27 Letzte Sitzungsperiode, 48f; vgl. auch Auf Christus schauen, 19.
28 Dogma und Verkündigung, 195f.
29 Einführung, 39.
30 Einführung, 40.
31 Einführung, 39.
32 Einführung, 41.
33 Vgl. Geschichtlichkeit der Dogmen, 63; Einführung, 38f.
34 Theologische Prinzipienlehre, 17.
35 Die Problematik dieser philosophischen Weltanschauung für den Menschen und ihre theologische Parallele, die Ratzinger besonders in der politischen Theologie der Befreiung sieht, sollen im Rahmen der Vernunftkritik Ratzingers thematisiert werden; vgl. 5.5 und 5.7.6.
36 Vgl. Einheit des Glaubens, 11.
37 Einheit des Glaubens, 11.
38 Vgl. auch Theologie, 65f. Besonders die durch die technische Vereinheitlichung ermöglichte globale Vernetzung der Medien trägt nach Ansicht Ratzingers maßgeblich zur Uniformierung kultureller Lebensformen bei: „Die Massenmedien haben das Verhalten der Menschen selbst in ihren intimsten Bereichen und gerade da, wo es Ausdruck des Allerpersönlichsten sein sollte, bis nahezu in den letzten Winkel der Erde hinein uniformiert; sie schaffen Verhaltensmuster, Formen des Sprechens, des Denkens, der Gebärde, die, von den gleichen Bildern vorgeprägt, auf allen Kontinenten sich durchsetzen und auch vor politischen Grenzen nicht haltmachen. Diese Vereinheitlichung des Menschen, die ihn von außen nach innen bis ins Unbewusste hinab prägt, ist Auswirkung der vorher erzielten Kommunikation in der technischen Gestaltung der Welt, die ihrerseits auf der mathematischen Enträtselung der Natur beruht“ (Einheit des Glaubens, 11).
39 Gott und die Welt, 121.
40 Vgl. Gott und die Welt, 121.
41 Gott und die Welt, 121f.
42 Gott und die Welt, 122.
43 Glaube und Zukunft, 101.
44 Gott und die Welt, 122.
45 Vgl. 4.5.7.
46 Atheismus, 5.
47 Atheismus, 5.
48 Technische Sicherheit, 55.
49 Vgl. Technische Sicherheit, 55f.
50 Technische Sicherheit, 56.
51 Technische Sicherheit, 56.
52 Technische Sicherheit, 56.
53 Theologische Prinzipienlehre, 364.
54 Theologische Prinzipienlehre, 364.
55 Glaube – Wahrheit – Toleranz, 126f.
56 Theologische Prinzipienlehre, 364.
57 Theologische Prinzipienlehre, 364f. Ratzinger bezieht sich in diesen Ausführungen auf Monod, 127 ff. und 139.
58 Vgl. Glaube – Wahrheit – Toleranz, 126; vgl. auch Letzte Sitzungsperiode, 47.
59 Vgl. Glaube – Wahrheit – Toleranz, 127: „Alles naturwissenschaftliche Denken und alle technische Anwendung beruht auf der Voraussetzung, dass die Welt nach geistigen Gesetzen geordnet ist, Geist in sich trägt, der von unserem Geist nachgezeichnet werden kann.“
60 Theologische Prinzipienlehre, 365.
61 Vgl. Theologische Prinzipienlehre, 365.
62 Glaube – Wahrheit – Toleranz, 127.
63 Gott Jesu Christi, 31f.
64 Einstein, Albert: Mein Weltbild, hrsg. von C. Seelig, Zürich/Stuttgart/Wien 1953, 21, zit. nach Einführung, 116. Ratzinger bezieht sich auch noch im Jahr 1985 in Gottes Projekt, 35 auf dieses Zitat.
65 Vgl. Gottes Projekt, 36; vgl. auch Gott und die Welt, 98f.
66 Projekt Gottes, 35.
67 Einführung, 118.
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