Martin Schaub

Das Rütli - ein Denkmal für eine Nation?


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       7.2.4 1965: Starre Fronten und durchdringende Konformität mit Fragezeichen

       7.2.5 1995: Von geopolitischer Dynamik zu Identifikations- und Unterhaltungsangeboten

       7.3 Synthese III: Thesen zum «Erlebnisraum» Rütli

       7.4 Theorie-/Methodenreflexion und weiterführende Fragen

       8 Abkürzungsverzeichnis

       9 Literaturverzeichnis

       9.1 Quellen

       9.1.1 Archivalische Quellen

       9.1.2 Periodika, Monografien, Editionen und weitere Quellen

       9.1.3 Reiseführer

       9.2 Sekundärliteratur

       10 Anhänge

       10.1 Verzeichnis der gedruckten Anhänge

       10.2 Verzeichnis der online verfügbaren Anhänge (Website des hep verlags)

       11 Bildverzeichnis

       12 Bilder

      Dank

      Im Verlauf des mehrjährigen Projektes haben mich zahlreiche Personen unterstützt und damit zu seiner erfolgreichen Realisation beigetragen. Dazu zählt an erster Stelle Prof. Dr. Marko Demantowsky, dessen Forschungsschwerpunkt Denkmalanalyse mit meinem Interesse an Architektur und ausserschulischen Lernorten zusammenfiel. Daraus kristallisierte sich sehr rasch die Idee heraus, nach dem Umgang mit jenem schweizerischen Denkmal zu fragen, das über eine nationale Strahlkraft verfügt: dem Rütli. Mein Dank geht ebenfalls und vor allem an ehem. Prof. Dr. Béatrice Ziegler und Prof. Dr. Walter Leimgruber, welche das Forschungsvorhaben in der anspruchsvollen Endphase konstruktiv-kritisch und inspirierend begleiteten.

      Ein grosser Dank für die finanzielle Unterstützung sei an drei Institutionen gerichtet. Sowohl die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) als auch die Urner Dätwyler Stiftung sprachen grössere finanzielle Beiträge. Die Pädagogische Hochschule FHNW ihrerseits beförderte den Projektfortschritt, indem sie mir grosszügige zeitliche Ressourcen zur Verfügung stellte.

      Ein lebhafter Dank geht an die vielen Rütlibesucherinnen und -besucher, die sich auch bei bestem Freizeit- und Wanderwetter Zeit nahmen, Rede und Antwort zu stehen. Dies gilt genauso für die Interviewpartner, mit denen ich längere Expertengespräche führen konnte, wie für die drei Transkriptorinnen, Denise Probst, Märta Tschudin und Simone Dietrich, die wesentlichen Teile des umfangreichen Interviewmaterials verschriftlichten.

      Ein kollegialer Dank gebührt den Mitgliedern des Doktorandenkolloquiums von Prof. Dr. Marko Demantowsky, welche die Arbeit vor allem im Rahmen der alljährlichen Kolloquien begleiteten. Auch den zwei Teammitgliedern der Professur, Gaby Sutter und Jan Hodel, sei für ihre Beiträge zum Gelingen der Arbeit gedankt.

      Ein institutioneller und persönlicher Dank gebührt meinem viel zu früh verstorbenen, ehemaligen Vorgesetzten Prof. Dr. Viktor Abt, Leiter des Instituts Sekundarstufe I und II der Pädagogischen Hochschule FHNW, sowie seinem Nachfolger, Prof. Dr. Christian Reintjes. Sie waren dem Projekt stets wohlgesinnt und unterstützten mich darin in vielerlei Hinsicht.

      Ein herzlicher Dank geht schliesslich an zahlreiche Freunde, deren vielfältiges Interesse für, aber auch distanziert-pragmatische Sicht auf das Projekt zu dessen Gelingen beitrugen.

      Zu guter Letzt: Die vorliegende Dissertation ist O. gewidmet – mit gutem Grund.

      Anfahrt

      Da stand ich nun am Schiffsteg und blickte in Richtung Süden, in Richtung des fjordartigen Urnerseebeckens. Ein erhebendes Panorama. Dort drüben musste das Rütli sein, irgendwo am westlichen Steilufer. Ich bestieg einen historischen Raddampfer, der Kurs nahm auf die steile Bergflanke. Schon bald zog der Schillerstein an mir vorbei, ein eigentümlicher Monolith, den ich von alten Postkarten kannte und dessen Gestalt durch die ebenso reduzierten wie gegensätzlichen Materialien von Stein und Gold fast modern erschien. Gleichzeitig zeichnete sich in südlicher Richtung eine erhöht über dem Seeufer gelegene Waldlichtung ab. Mit Schweizerfahne. Der Dampfer näherte sich dem Ufer und gab die Sicht frei auf eine altertümliche Schiffstation und auf ein weiter oben gelegenes Chalet. Wenige Passagiere stiegen aus. Alles wirkte tadellos: perfekte gehauene Natursteinmauern und eine dazu passende Granitpflästerung, seeseitig begrenzt durch ein massives Geländer aus roh behauenen, dünnen Baumstämmen. Eine metallene Tafel orientierte über das Wegnetz und bezeichnete einige Orte auf dem Gelände. Langsam den Hang hinaufsteigend, versuchte ich mich in eine verhalten feierliche Stimmung zu versetzen. Oder nahm ich eher die dicht gestaltete Natürlichkeit wahr? Oder doch einfach die bilderbuchartig harmonische Landschaft? Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Rütli lediglich im Fernsehen und in der Zeitung gesehen: Die Wiese mit der Fahne, am See, umgeben von hohen Bergen, verbunden mit einem Patriotismus, der sich nicht mit meinem eigenen deckte. Da stand ich also nun – auf dieser Wiese, die zum Hauptgegenstand meines Projektes werden sollte.

      Der sorgfältig hergerichtete, neuwertige Zustand des Denkmals erwies sich als das Resultat einer umfassenden und kostspieligen Sanierung der gesamten Anlage in den Jahren 2008 bis 2012. Offensichtlich mass – und misst – der Bundesrat als Eigentümer dem Rütli grosse Bedeutung bei als politischem Gedenkort. Diese Bedeutung unterstrich am 1. August 2009 auch Peter von Matt, Germanistik-Professor und Schriftsteller, in seiner Rütli-Rede, in der er der Anlage eine «zeichenhafte Wirklichkeit»[1] zuschrieb. Der gleiche Peter von Matt hatte wenige Jahre zuvor – nicht zuletzt unter dem Eindruck der von rechtsextremen Gruppierungen wiederholt geprägten Bundesfeier auf dem Rütli – das Denkmal und seine Tradition in der Phase eines Endspiels gesehen[2], eine Einschätzung, welche auch die Rütlikommission, die Verwalterin des Denkmals, in ihrem Bericht von 1994 und unter anderen Vorzeichen vorgenommen hatte, als sie festhielt, dass der Ort nicht mehr als patriotisches Sanktuarium, sondern mit «profanen Augen» als Ausflugsziel betrachtet werde.[3] Diese wenigen Schlaglichter verdeutlichen die geschichtskulturelle Veränderbarkeit, die nicht nur das Rütli zu prägen scheint, sondern Denkmäler allgemein, eine Prägung, die sowohl die Denkmalgestalt und die Gestaltungsintentionen umfasst als auch die Art und Weise, wie sie begangen, wahrgenommen, verstanden, benutzt, inszeniert, instrumentalisiert werden.

      Statt also nach der Entstehungsgeschichte des Denkmals zu fragen, rückt das vorliegende Projekt vielmehr dessen Gestaltung und Gebrauch, aber auch dessen Wirkung ins Zentrum, und zwar sowohl im diachronen Längsschnitt als auch im aktuellen, synchronen Querschnitt. Dabei fokussiert die Arbeit auf Individualbesuchende, berücksichtigt partiell auch den Besuch von Gruppen und Schulklassen. Für dieses Erkenntnisinteresse hat sich das Rütli in dreifacher Hinsicht als ideal erwiesen. Es hat erstens den Stellenwert eines Nationaldenkmals mit grosser politisch-ideologischer Strahlkraft – dank dem