Evelin Kroschel-Lobodda

Warum ich tue, was ich tue


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haben. Es könnte dementsprechend nicht bloß ein emotionales System im Gehirn geben, sondern etliche.«5

      Neben meinen phänomenologischen Erkenntnissen aus der psychologischen Praxis hat mir das Studium der Weltliteratur (Beispiele im Kapitel Ein Blick Jahrtausende zurück) gezeigt, dass sich durch alle Kulturen und Epochen hinweg die gleichen Gefühle nachweisen lassen und vor allem, dass sie immer im Dienste der Bedürfnisse stehen. Damit dienen Gefühle tatsächlich dem Überleben, wie es sowohl physiologische als auch psychologisch-evolutionäre Theorien postulieren – doch ihre Funktion geht weit darüber hinaus, denn sie dienen nicht nur dem Überleben, sondern auch der Entwicklung der Persönlichkeit, der Entfaltung unserer menschlichen Potenziale und der Wegbereitung unserer Fähigkeiten. Sie sind das Kommunikationsmittel innerhalb des Individuums und ein Kommunikationsmittel zwischen Individuum und Umwelt.

      Die genaue Betrachtung unserer körperlichen Bedürfnisse zeigt den grundlegenden Prozess auf. Viele Bedürfnisse des Körpers erfüllt er sich selbst autonom, ohne dass wir etwas tun müssen, zum Beispiel sein Bedürfnis nach Zellteilung, Zellwachstum, Zellzerfall und er regelt selbst seine Temperatur, Verdauung, Herzkreislauf usw. entsprechend den organismischen Homöostase-Bedürfnissen.

      Doch wenn unser Organismus (Körper und Psyche) Bedürfnisse hat, die von uns handelnd befriedigt werden müssen, dann kommuniziert er uns das. Seine Kommunikationsmittel sind die Empfindungen, Gefühle, Emotionen und Affekte. Er zeigt uns über Gefühle, was er braucht. Wenn er Nahrung braucht, fühlen wir uns hungrig; wenn er Flüssigkeit braucht, fühlen wir uns durstig; wenn er Kontakt braucht, fühlen wir uns wach; wenn er Schlaf braucht, fühlen wir uns müde; wenn er sich entleeren will, fühlen wir einen Drang; wenn er Wärme braucht, dann frieren wir; wenn er nach Sexualität verlangt, zeigt er das über Lustgefühle; wenn er eine Vermeidung eines schädlichen Einflusses oder eine Heilbehandlung braucht, dann fühlen wir Schmerz, usw. Wenn also z. B. jemand sagt, »ich habe gegessen, weil ich hungrig war«, dann benennt er nicht die Ursache, die ihn zum Essen veranlasst hat, sondern er benennt das Kommunikationsmittel, mit dem ihm sein Körper kundgetan hat, dass er ein Nahrungsbedürfnis hat. Hunger ist kein Bedürfnis, sondern das Gefühl, mit dem das Bedürfnis gemeldet wird.

      Also immer, wenn der Körper etwas braucht, was unser Handeln erfordert, meldet er das in Form von Empfindungen und Gefühlen. Sie sind die Sprache des Körpers, mit denen er uns eine Botschaft gibt.

      Mit Psyche und Seele verhält es sich genauso. Auch sie melden uns ihre Bedürfnisse durch Gefühle. Auch ihr Kommunikationsinstrument sind die Gefühle.

       Gefühle sind die Sprache des Körpers und unserer Seele, mit denen sie uns kundtun, dass sie etwas brauchen oder wenn sie frustriert sind; über Gefühle zeigen sie uns, wenn sie gesättigt bzw. befriedigt sind; über Gefühle zeigen sie uns, wenn sie übersättigt sind, und über Gefühle zeigen sie uns, wenn ein Befriedigungszustand bedroht ist.