Martin Kahle Ludwig

Forschen, aber wie? (E-Book)


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Ihrer Fragestellungen bezieht sich auf die Herkunft der Standbetreibenden beziehungsweise der an den Marktständen angebotenen Produkte. Ihre zugehörige Arbeitshypothese lautet: Früher war der Berner Wochenmarkt ein echter «Bärner Märit» mit ausschliesslich lokal produzierten Produkten. Mit der Globalisierung des Nahrungsmittelmarkts werden auf dem Berner Wochenmarkt heute aber immer mehr Produkte angeboten, die nicht aus lokaler Produktion stammen. Um Ihre Hypothese zu überprüfen, spazieren Sie über den Markt. An jedem Stand ist auf einem kleinen Schild Name und Herkunft der Standbetreiberin oder des Standbetreibers zu erkennen. Sie halten diese Informationen auf einem Protokollblatt fest und stellen später die Herkunftsorte der Personen auf einer Karte dar (Abbildung 3.15).

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      Welche Schlüsse können Sie aus der Karte in Abbildung 3.15 in Bezug auf Ihre Hypothese ziehen? Welche Antworten auf Ihre Fragestellung finden Sie nicht auf der Karte?

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      Abbildung 3.15: Herkunft der Standbetreiberinnen und -betreiber am Berner Wochenmarkt auf dem Bundesplatz (eigene Erhebung, 4.7.2017), Abbildung 3.16: Produktevielfalt auf dem Berner Wochenmarkt («Märit»). Woher kommen die Standbetreiber, woher deren Produkte?

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      Betrachten Sie die Nutzungskartierung für die Länggassstrasse (Abbildung 3.12) genauer.

      Welche der folgenden Aussagen lassen sich mit der Karte belegen?

      • Die Länggasse ist das Universitätsquartier von Bern.

      • Angebote des kurzfristigen Bedarfs dominieren vorhandene Nutzungen.

      • Die Länggasse ist ein sehr multikulturelles Quartier.

      • An der Länggassstrasse befindet sich das Zentrum der Länggasse.

      • In der Länggassstrasse hat es nur wenige Wohnungen.

      Geländearbeit kann sehr spannend sein. Damit sie erfolgreich wird, muss die Planung und Vorbereitung umsichtig sein. Auch mögliche Probleme oder Pannen müssen vorausschauend in die Überlegungen miteinbezogen werden. Geländearbeit ist immer mit einem relativ hohen Aufwand verbunden, der meist dadurch entsteht, dass Sie mit mehreren verschiedenen Verfahren arbeiten und häufig Apparate oder Messinstrumente einsetzen. Die Durchführung ist gerade deshalb meist abwechslungsreich, und die Auswertung bietet interessante Erkenntnisse. Kurz gesagt: eine attraktive Methode für eine schriftliche Arbeit.

      Zusammenfassend verläuft eine Datenerhebung im Gelände typischerweise in den folgenden Schritten:

Schritt 1Formulierung der Fragestellung(en) und Arbeitshypothese(n)• Schriftliches Festhalten von Fragestellung und Arbeitshypothese• Notwendigkeit der Geländearbeit begründen• Wahl des Untersuchungsgebiets begründen
Schritt 2Karten oder Pläne des Untersuchungsgebiets beschaffen• zweckmässige Grundlagenkarte beschaffen (Amtsstellen, Geo-Portale im Internet)• auf Detailtreue (Massstab), Beschriftung und Aktualität achten
Schritt 3Ortsbegehung• Aufsuchen des geplanten Untersuchungsgebiets• Dokumentieren der Situation vor Ort (Fotos, Skizzen)
Schritt 4Abgrenzen des Untersuchungsraums• genaues Festlegen des Geländeausschnitts (mit Begründung)• Eintragen auf Karte oder Plan
Schritt 5Merkmale (Variablen) und deren Merkmalsausprägungen festlegen• zu erfassende Daten definieren• Beobachtungs- und/oder Messkategorien festlegen
Schritt 6Protokollblatt erstellen• Standort, Zeitpunkt, Person• Auflisten der Variablen und deren Merkmalsausprägungen• Platz für Notizen zu nicht quantifizierbaren Daten
Schritt 7Standorte im Gelände festlegen• gezielte Auswahl oder Zufallsauswahl• Auswahlmethode festlegen und begründen• Standorte auf Karte oder Plan eintragen
Schritt 8Durchführen der Datenerhebung• Daten im Gelände erfassen• Protokollblätter ausfüllen• Forschungstagebuch führen
Schritt 9Kartieren• gesammeltes Datenmaterial aufarbeiten, Diagramme erstellen• Farben, Signaturen, Symbole festlegen• Ergebnisse auf einer Karte oder einem Plan eintragen• Legende verfassen
Schritt 10Interpretation• Arbeitshypothesen mit erhobenen Daten und kartografischer Darstellung überprüfen• Forschungsfrage beantworten

       Aufgabe 1 Raumbezug erkennen

      Nicht jeder Raumbezug ist offensichtlich. In einigen Fällen braucht es die richtigen Fragestellungen und Zusatzinformationen.

      Image Raumbezug. Der Benzinpreis ist einerseits vom Hersteller (Raffinerie) und vom Betreiber der Tankstelle abhängig, andererseits von der geografischen Region, also der räumlichen Lage der Tankstelle. So ist zum Beispiel Benzin im westlichen Seeland bis zu 10 Rappen pro Liter günstiger als im Raum Bern. Zudem sind an den Tankstellen der Autobahnraststätten die Preise rund 10 Rappen pro Liter höher als entlang der Hauptstrassen.

      Image kein Raumbezug.

      Image Raumbezug. Die einzelnen Parzellen eines Bauernbetriebes unterscheiden sich in Bodenqualität und klimatischen Bedingungen, was sich auf die Wahl der Anbauprodukte auswirken kann. Eventuell spielt auch die Distanz zum Bauernhof eine Rolle.

      Image kein Raumbezug. Die Löhne der SBB sind hauptsächlich durch den Ausbildungsgrad und die Funktion der Personen bestimmt.

      Image Raumbezug. Woher kommen die Gemüseverkäufer: aus der Region oder von weit her? Kommen alle aus derselben Grossregion (in Bern zum Beispiel aus dem Seeland) oder aus verschiedenen Regionen?

      Image Raumbezug. Die Quellen an der Erdoberfläche sind vor allem durch die geologische Beschaffenheit im Untergrund (Gesteine, Struktur der Gesteinsschichten) bestimmt. Im Kanton Glarus ist die Geologie aus verschiedenen Gesteinsgruppen aufgebaut, was die räumliche Verteilung der Quellen und deren «Funktionsweise» beeinflusst.

      Image Raumbezug. Die Herkunft der Flugzeuge, in denen Kokain gefunden wird, sowie die entdeckten Mengen können einen Aufschluss über die wichtigsten Anbaugebiete und Schmuggelrouten geben.

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