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3.4 Durchführung der Geländearbeit
Nach den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten ist für Sie endlich der Zeitpunkt gekommen, die geplanten Datenerhebungen im Gelände durchzuführen. Bei längeren Messkampagnen lohnt es sich, ein Forschungstagebuch zu führen. Darin halten Sie den Fortschritt Ihrer Geländearbeit fest. Notieren Sie aber auch allfällige Probleme, die bei der Datenerhebung auftreten. Vielleicht müssen Sie einen geplanten Standort etwas verschieben, weil der Ort zum Beispiel aufgrund eines kürzlich aufgetretenen Erdrutschs nicht zugänglich ist. Oder Sie weichen von Ihrem Zeitplan ab, weil das Wetter zum geplanten Zeitpunkt keine Messung zulässt oder weil die Befragung der Hausbewohnerinnen und -bewohner doch länger dauert als geplant.
Für das Dokumentieren Ihrer Arbeit und für die Illustration Ihres Schlussberichts ist es auch zweckmässig, Fotos von den bearbeiteten Geländeausschnitten oder den Hausfassaden zu machen. Auch ein Foto Ihrer Messinstallation im Feld gehört in Ihre Dokumentation, damit Sie später bei der Präsentation nicht nur Ihre Ergebnisse erklären, sondern auch Ihr Vorgehen aufzeigen können.
3.5 Kartieren – Darstellung von Raumdaten
Nachdem Sie die Datenerhebung im Gelände abgeschlossen haben, können Sie die erfassten Sachverhalte auf einer Kartengrundlage oder einem Plan festhalten. Man nennt dieses Vorgehen «Kartieren». Sie verorten also die Daten aus Ihren Protokollblättern auf einer Karte und können so die räumliche Verteilung der untersuchten Grössen veranschaulichen. Die Ergebnisse aller in diesem Kapitel erwähnten Untersuchungsbeispiele können grundsätzlich kartografisch dargestellt werden. In einigen Fällen müssen die Rohdaten, die Sie auf Ihren Protokollblättern festgehalten haben, noch verarbeitet werden. Vielleicht müssen Sie mehrere Merkmalsausprägungen zu einer Kategorie zusammenfassen oder die Zahlenwerte durch Diagramme veranschaulichen (siehe Abschnitt 6.2.2).
Abbildung 3.12: Nutzungskartierung an der Länggassstrasse in Bern. Kartiert sind die verschiedenen Nutzungsarten der Erdgeschosse (Schülerarbeit, Gymnasium Neufeld 2013).
Der Aufwand, den Sie in Ihrer Feldarbeit betrieben haben, zahlt sich nur dann wirklich aus, wenn Sie die kartografische Darstellung als Produkt Ihrer Arbeit für die Leserinnen und Leser «gut lesbar» gestalten. Achten Sie daher darauf, dass Sie die Karte nicht mit Informationen überladen und die Farben, Symbole und Signaturen sinnvoll wählen. In einer Abbildungslegende erklären Sie den Leserinnen und Lesern die Bedeutung der dargestellten Zeichnungselemente. Abbildung 3.12 zeigt auf, wie eine solche Kartierung aussehen könnte.
Sie als versierte Computerbenutzerinnen und -benutzer können eine solche Karte sicher mit frei zugänglichen Programmen gestalten. Es gibt aber auch geografische Informationssysteme (GIS), die eine professionellere Darstellung von raumbezogenen Daten erlauben. Bei GIS handelt es sich um Softwareapplikationen für die Herstellung digitaler Karten. Die Einarbeitung in GIS ist allerdings aufwendig und lohnt sich wohl für eine einzelne Karte nicht.
Die Karte in Abbildung 3.13 zeigt, dass die drei Zählstellen so gewählt sind, dass innerhalb des Gassensystems der Berner Altstadt die Hauptgasse (Zählstelle 1, Marktgasse), eine wichtige Querverbindung (Zählstelle 2, Kornhausplatz) und eine Nebengasse (Zählstelle 3, Zeughausgasse) vertreten sind. Die Grösse eines Kreisdiagramms gibt das gesamte Verkehrsaufkommen an der Zählstelle wieder (zum Beispiel Anzahl Personen pro Stunde), die einzelnen Farbsektoren geben den prozentualen Anteil der verschiedenen Verkehrsmittel an. Die Hauptgasse weist das grösste Verkehrsaufkommen auf. Die meisten Linien des öffentlichen Verkehrs (Trams, Busse) verkehren auf dieser Achse. Gleichzeitig stellt die Hauptgasse die Einkaufsmeile Berns dar. Es ist daher nicht überraschend, dass der Langsamverkehr (vor allem Fussgängerinnen und Fussgänger) und der öffentliche Verkehr (ÖV) dominieren. Die Marktgasse ist für den Privatverkehr gesperrt. Allerdings gibt es trotzdem Taxis und Zubringerverkehr, was den geringen Anteil an motorisiertem Individualverkehr (MIV) erklärt.
Abbildung 3.13: Der Modalsplit (Verteilung des Verkehrsaufkommens auf die verschiedenen Verkehrsmittel) in der Berner Innenstadt. MIV: Motorisierter Individualverkehr; ÖV: Öffentlicher Verkehr; LV: Langsamverkehr (Fussgängerinnen und Fussgänger, Velos), Abbildung 3.14: Fussgänger, Busse und Trams dominieren den Verkehr auf dem Kornhausplatz (Standort 2).
Mit Kenntnissen der lokalen Situation lassen sich die Ergebnisse an den beiden anderen Zählstellen ebenfalls erklären. Durch die Zeughausgasse (Zählstelle 3) führen keine Linien des öffentlichen Verkehrs, aber die Gäste der beiden an dieser Gasse liegenden Hotels werden mit Cars hin- und weggefahren, darum gibt es trotzdem einen kleinen Anteil an ÖV.
Sie haben sicher festgestellt, dass die vorangehenden Ausführungen Erklärungen zu den auf der Karte dargestellten Informationen sind. Das Lesen und Deuten der kartografisch aufbereiteten Daten stellt den letzten Schritt der Datenerhebung im Gelände dar: die Interpretation.
3.6 Interpretation
Die Karte ist endlich fertig. Sie zeigt die räumliche Verteilung der von Ihnen im Gelände erfassten Daten. Die eigenständig erstellte Karte mit den zu erkennenden Mustern und Strukturen dient Ihnen jetzt dazu, Ihre Fragestellungen zu klären und die Arbeitshypothesen zu überprüfen.
Angenommen, Sie würden sich im Rahmen Ihrer Arbeit mit dem Berner Wochenmarkt auseinandersetzen. Ihr Interesse gilt sowohl den Anbietenden als auch den Kundinnen und Kunden der Gemüse- und Früchtestände. Sie planen Interviews mit Standbetreibern und mit Gelegenheits- oder Stammkundinnen, die sich auf dem Markt mit frischen Produkten eindecken. Zudem möchten Sie bei den Stadtbehörden in Erfahrung bringen, wie die Standplätze bewirtschaftet werden und