Martin Kahle Ludwig

Forschen, aber wie? (E-Book)


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eingetragen, die (noch leeren) Protokollblätter sind kopiert oder auf dem Laptop oder dem Tablet abgespeichert, und das zusätzlich notwendige Arbeitsmaterial steht bereit. Aber wo genau machen Sie jetzt Ihre Messungen, Zählungen, Beobachtungen oder Befragungen? Welche Standorte innerhalb Ihres Untersuchungsraums eignen sich am besten? Wählen Sie diese Standorte bewusst aus, oder überlassen Sie die Wahl der Mess- oder Beobachtungsstellen dem Zufall?

      Für die Bestimmung der Standorte beziehungsweise der zu untersuchenden Objekte stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Grundsätzlich gibt es zwei Arten, die Standorte festzulegen: eine gezielte und eine zufällige. Einige häufig angewandte Methoden zur Festlegung Ihres Standortes beziehungsweise Ihrer Standorte werden in der Folge kurz dargestellt.

      Bei einigen Fragestellungen müssen die Beobachtungs-, Zähl- oder Messstandorte an «strategisch» wichtigen Stellen liegen, das heisst an Gewässern, Kreuzungen, bei Zugängen oder auf Strassenabschnitten, Plätzen, Bahnhöfen, Geländeprofilen und so weiter. Diese Standorte müssen gestützt auf die Fragestellung gezielt und sinnvoll gewählt werden.

      a) Punktstandorte (zum Beispiel Verkehrszählung an einer Kreuzung): Wenn die Kreuzung «kompliziert» ist, das heisst, wenn aus vielen verschiedenen Richtungen Strassen auf diese Kreuzung zuführen oder das Verkehrsaufkommen sehr hoch ist, müssen unter Umständen mehrere Personen von verschiedenen Standorten aus gleichzeitig Zählungen durchführen.

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      Abbildung 3.7: Wie viele Fahrzeuge passieren den Verkehrsknotenpunkt Burgernziel in Bern in welcher Richtung? Die Erhebung erfolgt gleichzeitig von drei Standorten aus.

      b) Transekt (linear oder streifenförmig; zum Beispiel Veränderung der Pflanzengesellschaften vom Waldrand ins Waldesinnere)

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      Abbildung 3.8: Vegetationsaufnahme entlang eines Transekts im Heimehuswald bei Bern

      c) Flächenstandorte (zum Beispiel die Nutzung eines öffentlichen Platzes durch die Bevölkerung)

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      Abbildung 3.9: Beobachtung der Passantinnen und Passanten auf dem Bundesplatz in Bern: Auf welchen Routen wird der Platz überquert? Wo bleiben die Menschen stehen? Wo bilden sich Gruppen?

      Selbstverständlich können Sie nicht alle Häuser im Quartier oder nicht die ganze Fläche des Gletschervorfelds untersuchen, Sie müssen daher eine zufällige Auswahl von Standorten in Ihrem Untersuchungsgebiet vornehmen. Sie bestimmen dazu eine sogenannte Stichprobe von Objekten oder Flächenstücken. Die zufällige Bestimmung der Standorte geschieht mittels eines Gitternetzes, das Sie über den Kartenausschnitt Ihres Untersuchungsgebiets legen. Dabei kommen je nach Zielsetzung sowohl die Quadrate (Flächen) als auch die Schnittpunkte (Punkte) als Standorte infrage.

      Aus den so erfassten Informationen einiger Geländepunkte in Ihrem Untersuchungsgebiet können Sie Aussagen über das ganze Untersuchungsgebiet machen – aber eben nur, wenn die Stichprobe zufällig erfolgt ist. Die Statistikerinnen und Statistiker sprechen dann von einer wirklichen Zufallsauswahl, wenn jeder Geländepunkt oder jede Fläche die gleiche Chance hat, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Eine solchermassen ausgewählte Stichprobe gilt als repräsentativ (siehe Abschnitt 6.3.3) für die Gesamtheit.

      d) Flächenraster (zum Beispiel Vegetationsbedeckung im Gletschervorfeld) Sie legen ein systematisches Muster von Quadraten im Gitternetz fest und untersuchen nur diejenigen Flächenstücke, die von den bestimmten Quadraten abgedeckt werden. Selbstverständlich kommen die Flächenstücke nur dann in Ihre Stichprobe, wenn sie nicht im See liegen.

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      Abbildung 3.10: Zufälliges Flächenraster im Gletschervorfeld des Steingletschers (Berner Oberland)

      e) Punktraster (zum Beispiel Beurteilung des Gebäudezustands im Quartier)

      Sie legen ein systematisches Muster von Punkten im Gitternetz fest und erfassen den Zustand derjenigen Gebäude, die jeweils am nächsten bei einem markierten Gitterpunkt liegen.

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      Abbildung 3.11: Zufälliges Punktraster im Lorraine-Quartier, Bern (siehe Abbildung 3.1, hier)

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      Welche der vorgestellten Verfahren zur Auswahl der Standorte eignen sich, um die jeweiligen Fragestellungen zu untersuchen? Überlegen Sie auch, ob sich mehrere Verfahren einsetzen lassen oder ob sich keines der Verfahren eignet. Auch diese Übung enthält mehrere Ideen für mögliche Maturaarbeiten.

Gezielte AuswahlZufällige Auswahl
a) Punktb) Transektc) Fläched) Flächenrastere) Punktraster
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