Martin Kahle Ludwig

Forschen, aber wie? (E-Book)


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Dokumente auf diese Weise gelesen, analysiert, strukturiert und Ihre Notizen daraus zu Ihrem neuen eigenen Text verarbeitet haben, ist eine grosse gedankliche Arbeit geleistet. Sie können nun Quellenverweise und Zitate einfügen und das Literaturverzeichnis für den Schluss der Arbeit erstellen (falls Sie es nicht während des Schreibens und Lesens bereits angelegt und laufend ergänzt haben). Wie Sie das machen, wird im folgenden Abschnitt erklärt.

      Es geht darum, dass Sie für Leserinnen und Leser erkennbar machen, aus welchen Dokumenten (Quellentexten) Sie welche Informationen gewonnen haben. Das hat drei Gründe:

      • Sie betten Ihre Arbeit in den Forschungskontext ein. Die Leserinnen und Leser erfahren durch Ihre Quellenangaben, wie aktuell Ihre Arbeit ist, ob Sie sich anhand wissenschaftlicher Literatur informieren und ob Sie journalistische Quellen heranziehen.

      • Sie ermöglichen interessierten Leserinnen und Lesern, dem Thema weiter nachzugehen. Mit den genauen Angaben, wo und wie die Quellen des Textes zu finden sind, helfen Sie ihnen dabei.

      • Es geht um Redlichkeit. Wenn Sie keine Quellenangaben in Ihre Arbeit einfügen, beanspruchen Sie die Autorschaft aller Gedanken, die darin enthalten sind. An den meisten Schulen wird eine Arbeit abgelehnt, wenn die Quellenverweise ungenügend sind, das heisst, wenn die ganze Arbeit oder Ausschnitte als sogenannte Plagiate eingestuft werden.

      Beginnen wir mit der Transparenz, die so wichtig geworden ist, weil wir heute zu fast unendlich vielen Informationen Zugang haben. Um grundlegenden wissenschaftlichen Standards zu genügen, müssen Sie alle bedeutsamen Aussagen Ihrer Arbeit mit überprüfbaren Quellen begründen und belegen (siehe Abschnitt 1.4.3). Die klare Kennzeichnung der Zitate, aber auch der zugrunde liegenden Informationsbasis ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Arbeit (Franke et al. 2014, S. 96). Wenn Sie sich an diese einleuchtende Grundregel halten, laufen Sie auch nicht Gefahr, ein Plagiat zu verfassen. Zudem zeigen Sie, dass Sie sich seriös informiert haben und das Forschungsumfeld kennen.

      Gemäss Brockhaus ist ein Plagiat «geistiger Diebstahl, also vollständige oder teilweise Übernahme eines fremden literarischen, musikalischen, bildnerischen oder wissenschaftlichen Werkes in unveränderter oder nur unwesentlich geänderter Fassung unter Vorgabe eigener Urheberschaft» (vgl. Brockhaus.de 2018: Stichwort «Plagiat»). Immer wenn Sie einen Gedanken von jemand anderem übernehmen, selbst wenn Sie ihn in eigenen Worten formulieren, ist die Quellenangabe unerlässlich.

      Es kann auch vorkommen, dass Sie unbeabsichtigt, vielleicht sogar unbewusst ein Plagiat verfassen. Wie ist das möglich? Sie werden kaum ohne Absicht ganze Texte kopieren (Vollplagiat). Hingegen können Sie unsorgfältig mit Ihren Quellennachweisen umgehen und sich einem Plagiatsvorwurf aussetzen, wenn Sie zwar die Quelle für ein wörtliches Zitat angeben, aber die Anführungszeichen vergessen. Denken Sie also immer daran, beim Recherchieren und der Arbeit mit Literatur genau zu notieren, woher Sie einen Text übernommen haben und ob es sich um ein wörtliches Zitat handelt, am besten mit einem Rechercheprotokoll (siehe 2.1.5).

      Sie weisen die Herkunft Ihrer Informationen doppelt nach: jeweils verkürzt an der Stelle, wo Sie die Informationen im Hauptteil wiedergeben, und das zweite Mal ausführlich am Ende Ihrer Arbeit im sogenannten Quellenverzeichnis – mit allen bibliografischen Angaben wie Herausgeber, Erscheinungsjahr, Auflage und so weiter. Für das Quellenverzeichnis lesen Sie bitte unter 2.3.3, «Quellenverzeichnis erstellen».

      Zitate und Abbildungen zeigen, dass Sie sich vertieft mit anderen Werken zu Ihrem Thema befasst haben und dass Sie in der Lage sind, Ihre Fragestellung mit dieser Literatur in Beziehung zu setzen. Zitate und Abbildungen sollen also inhaltlich genau in Ihre Argumentation passen, ausdrücklich angekündigt und auch kommentiert werden. Sie können auf zwei verschiedene Arten zitieren: direkt (wörtlich) oder indirekt (sinngemäss).

       Direktes (wörtliches) Zitat

      Für ein direktes Zitat übernehmen Sie eine Textpassage wortgetreu in Ihre Arbeit. Sie setzen sie in Anführungs- und Schlusszeichen und geben danach die Quelle in einem sogenannten Kurzbeleg an (Nachname Autor, Jahr und Seitenzahl); je nach Richtlinien an Ihrer Schule gilt etwas anderes. Zentral ist dabei Folgendes: Ihre Kurzbelege sind einheitlich und so ausführlich, dass Ihre Leserinnen und Leser im Quellenverzeichnis problemlos die Quellentexte finden, zum Beispiel: (Sandberg 2017, S. 132). Bei Zitaten aus Internettexten geben Sie die Institution oder die Autoren und Autorinnen an, die für die Webseite verantwortlich sind.

      Ist die Passage relativ kurz, können Sie sie direkt in einen Ihrer selbst geschriebenen Sätze einbauen. Beachten Sie dabei, dass die Syntax stimmen muss. Bei längeren Passagen ist es üblich, sie als eigenen Absatz zu kennzeichnen, zum Beispiel eingerückt, mit kursiver Schrift und einzeiligem Abstand. Fragen Sie zu Details Ihre betreuende Lehrperson, denn es gibt keine einheitliche Regelung.

      Bei einem direkten Zitat dürfen Sie am Quellentext nichts ändern, das heisst, Sie übernehmen ihn buchstabengetreu, selbst wenn er Fehler oder eine veraltete Sprache enthält. Sie können allenfalls durch ein «[sic!]» nach dem Fehler anzeigen, dass das entsprechende Wort im Original tatsächlich so geschrieben steht. Achten Sie darauf, das wörtliche Zitat genau abzuschreiben. Das Verbot für Änderungen gilt auch für den Inhalt: Die Aussage des Zitats muss mit den Absichten der Autorin oder des Autors übereinstimmen und darf nicht aus dem Zusammenhang gerissen sein.

      Ist Ihnen ein Zitat zu lang, können Sie es kürzen, indem Sie die weggelassene Stelle durch drei Auslassungspunkte in eckigen Klammern ersetzen: […]. Die Kürzung darf aber den Sinn des Originaltexts nicht verändern. Direkte Zitate sollten Sie sparsam einsetzen. Sie verweisen darin auf besonders wichtige Aussagen. Schlagen Sie zu Einzelheiten der Zitierweise im Leitfaden Ihrer Schule nach, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten beim Zitieren.

       Indirektes (sinngemässes) Zitat

      Wenn Sie indirekt zitieren, übernehmen Sie nicht wörtliche Formulierungen, sondern die Ideen, Gedanken oder Thesen Dritter, drücken diese Inhalte aber in Ihren eigenen Worten aus. Durch ein «vgl.» (= vergleiche) vor dem Quellenbeleg kennzeichnen Sie solche Textpassagen als indirektes Zitat. Dieser Quellenbeleg kann beim sinngemässen Zitieren auch erst nach mehreren Sätzen erfolgen, muss aber deutlich ausweisen, worauf er sich bezieht. Mithilfe indirekter Zitate können Sie die Forschungsergebnisse mehrerer Werke oder einen langen, komplexen Gedankengang zusammenfassen. Und die eigenen Formulierungen zeigen, dass Sie die Inhalte verstanden haben.

      Die sinngemässe Wiedergabe Ihrer Quellen birgt aber auch Risiken: Durch eine unachtsame Kürzung können Sie ungewollt den Sinn des Originals entstellen oder die Hypothese einer Autorin oder eines Autors zu einer Behauptung machen. Durch Verallgemeinerungen können die Aussagen des Quellentexts ebenfalls falsch wiedergeben werden. Für Lesende ist unter Umständen nicht klar, wann die Quelle spricht und wann Sie sprechen. Dies vermeiden Sie durch Ankündigungssätze oder durch redeeinleitende Verben (gemäss XY, wie XY darlegt, XY weist darauf hin, dass …).

       Zitate aus zweiter Hand

      Als Zitat aus zweiter Hand wird eine Textstelle bezeichnet, die bereits in der von Ihnen benutzten Quelle als Zitat aufgeführt wird. Sie greifen also nicht auf den Originaltext zurück. Dies sollte allerdings nur in gut begründeten Ausnahmefällen geschehen,