Aurora Rose Reynolds

Falling for Tide


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ich mich darauf fallen und lege die Füße hoch. Nachdem ich die Hälfte getrunken habe, stelle ich die Dose auf den Boden und bette meinen Kopf auf der Rücklehne. Ich will nur für ein paar Minuten die Augen zumachen ...

      »Aria.« Etwas Warmes berührt meine Wange, und ich hebe blinzelnd die Lider. Tides Gesicht ist lediglich wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Hi, du hast nicht geantwortet, als ich geklopft habe«, sagt er, als ich mich aufsetze.

      »Wie spät ist es?«

      »Fast sechs.« Er nimmt neben mir auf der Couch Platz.

      »Ernsthaft?« Ich werfe einen Blick auf die Uhr in der Küche, denn er muss lügen. Ich war noch nie die Art von Person, die mitten am Tag ein Nickerchen macht, egal wie müde ich bin, und ganz sicher döse ich keine fünf Stunden lang, obwohl ich nachts genug geschlafen habe.

      »Ernsthaft.« Seine Mundwinkel zucken belustigt, als er sich umschaut. »Deine Sachen sind heute eingezogen.«

      »Ach nein, wie kommst du darauf?« Ich schnappe mir meine Getränkedose, stehe auf und höre ihn lachen. »Jetzt muss ich nur alles einräumen«, sage ich, kippe den Rest der Flüssigkeit in den Abfluss und werfe das Metall in den Wertstoffeimer. Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass er mich mustert. Ich ignoriere seinen Blick und rede weiter. »Wenn das für dich in Ordnung ist, werde ich anfangen, mein Schlafzimmer und Badezimmer einzurichten, da es wegen all der Möbel hier drin keinen Sinn macht, mit der Küche zu starten.«

      »Brauchst du Hilfe?«

      »Hilfe?« Irritiert ziehe ich die Brauen zusammen.

      »Dabei, deinen ganzen Kram auszupacken?« Er erhebt sich und kommt auf mich zu. »Ich sollte Freitag mit dem Streichen und dem Teppich fertig werden, also könnte ich dir am Wochenende zur Hand gehen.«

      »Ähm ...«

      »Du kannst mich mit einem Abendessen bezahlen.«

      »Abendessen?«

      Seine Lippen verziehen sich zu einem klitzekleinen Grinsen. »Ja. Du weißt schon, die Mahlzeit, die nach dem Mittagessen kommt.«

      »Natürlich weiß ich, was du meinst, aber bist du sicher, dass du mir helfen willst?«

      »Meine Tochter bleibt am Wochenende noch bei ihrer Mom, also kann ich entweder hier nützlich sein oder etwas Zeit mit meinem Kumpel Colton und seiner Frau verbringen. Allerdings sind die beiden so süß zusammen, dass mir eine Alternative lieber wäre.«

      »Er hat Brittany geheiratet?«, entgegne ich überrascht. Ich erinnere mich an Colton, Tides besten Freund aus der Highschool, und seine Langzeitfreundin Brittany, die kein bisschen nett, aber trotzdem eines der beliebtesten Mädchen war.

      »Woher kennst du Colton?« Tide runzelt die Stirn und sieht mich fragend an.

      »Ich ...« Oh Gott, ich möchte ihm nicht sagen, wer ich bin, aber mir ist klar, dass ich auch nicht lügen kann. »Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«

      Er verengt die Augen und die Falten auf seiner Stirn werden tiefer. »Colton und ich waren während der Highschool schon eng befreundet, aber an dich erinnere ich mich nicht.«

      Wahrscheinlich, weil ich dank meiner Hungeraktionen ungefähr fünfzehn Kilo leichter war. Diesen Gedanken spreche ich aber nicht laut aus. »Ja, wir hingen nicht mit denselben Leuten rum.«

      »Heilige Scheiße.« Mit weit hochgezogenen Brauen weicht er einen Schritt zurück, als wäre ich überaus ansteckend. »Aria Spencer. Ich dachte neulich schon, dass du mir bekannt vorkommst, aber ...«, sein Blick wandert über meinen Körper und sofort fühle ich mich unwohl in meiner Haut, »... ich habe zwei und zwei nicht zusammengezählt.«

      »Jap, die bin ich.« Ich mache eine unwirsche Geste mit der Hand und wünschte, ich könnte mich irgendwie in Luft auflösen. »Also haben Colton und Brittany tatsächlich geheiratet, was?«, versuche ich, das Thema zu wechseln.

      »Himmel, zum Glück nicht. Brittany ist eine dämliche Kuh. Seine Frau heißt Gia. Sie ist erst vor Kurzem hierhergezogen.«

      »Oh ... Nun ...« Ich befeuchte meine trockenen Lippen. »Schön für ihn.«

      »Ja«, bestätigt er und wirkt, als würde er sich ein Lachen verkneifen. Unbehaglich trete ich von einem Fuß auf den anderen, weil ich nicht recht weiß, was ich sagen oder tun soll. Als er anfängt zu grinsen, werde ich stocksteif. »Aria-bloß-nicht-ansprechen-Spencer ist zurück in der Stadt.«

      »Bloß nicht ansprechen

      »Babe, während der gesamten Highschool-Zeit wuss-ten alle Jungs, dass du off-limits warst.«

      Ich ziehe die Nase kraus. »Keine Ahnung, was das bedeuten soll.«

      »Es bedeutet, wir wussten, dass du zu gut für uns bist, daher haben wir uns von dir ferngehalten.«

      Seufzend verdrehe ich die Augen. »Das ist lächerlich.«

      »Aber wahr.« Er schüttelt den Kopf. »Verdammt, ich hätte bemerken sollen, dass du es bist, als ich deine Augen gesehen habe.«

      »Meine Augen?«

      »Ja, groß und blau wie bei Bambi, und ziemlich schwer zu vergessen.«

      »Oh.« Keine Ahnung, ob das ein Kompliment war.

      »Also, was das Wochenende angeht ...?«, hakt er nach, und plötzlich tanzen Schmetterlinge in meinem Bauch.

      »Dieses Wochenende?«

      »Deine Sachen auspacken?« Ein Lächeln zupft an seinen Mundwinkeln.

      »Stimmt.« Ich lasse meinen Blick schweifen und beäuge all die Kisten und Möbel, die um uns herumstehen. Nicht einmal ich habe Lust auf diese Arbeit, also kann ich nur schwer glauben, dass er freiwillig den Nerv dazu aufbringt. »Bist du sicher, dass du mir helfen willst?«

      »Ich hätte es nicht angeboten, wenn nicht.«

      »Nun.« Ein weiteres Mal befeuchte ich meine Lippen. »Okay, ich wüsste deine Unterstützung sehr zu schätzen.«

      »Gut, ich wäre so oder so aufgetaucht, selbst wenn du Nein gesagt hättest.« Er schmunzelt, und ich muss lachen, als mein Magen plötzlich so laut knurrt, dass beinahe die Wände erzittern. Peinlich berührt, bedecke ich meinen Bauch. »Hast du heute schon was gegessen?«

      »Ähm ...« Ich überlege. »Keine Ahnung, es war ein verrückter Tag.«

      »Das bedeutet wahrscheinlich nein.« Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und wendet sich dem Display zu. »Ich hatte noch kein Abendbrot, wie wäre es, wenn ich uns Chinesisch bestelle?«

      »Oh.« Meine Mund fühlt sich staubtrocken an. »Klar, warum nicht.« Ich zucke mit den Schultern und er hält sich lächelnd das Handy ans Ohr.

      »Was möchtest du?«

      »Hühnchen und gebratenen Reis mit Ananas«, antworte ich, woraufhin er mich mit einem Blick bedenkt, der ganz klar sagt, dass er die Vorstellung allein widerlich findet. »Was denn? Das ist lecker.«

      »Ich glaub dir einfach mal«, erwidert er, bevor er unsere Bestellung aufgibt und sein Telefon wieder einsteckt. »Das Essen sollte in zwanzig Minuten fertig sein. Schnapp dir ein paar Schuhe, damit wir es zusammen abholen können.« Er dreht sich um, und ich sehe ihm nach, ehe ich mein übergroßes T-Shirt, meine Leggings und meine nackten Füße betrachte.

      Zusammen abholen? Etwa in seinem Truck? Allein mit ihm?

      Mir einen Grund zurechtzulegen, warum ich nicht mit ihm fahren kann, hat offenbar eine gefühlte Ewigkeit gedauert, denn er kommt zurück in die Küche und runzelt irritiert die Stirn. »Ari, wir müssen los. Es sei denn, du willst kaltes Essen.«

      »Okay.« Ich reibe meine Lippen aneinander. »Ich bin gleich wieder da.« Ich warte nicht auf seine Antwort, sondern mache auf dem Absatz kehrt und eile nach oben. In meinem Schlafzimmer angekommen, ziehe ich mir einen Batik-Hoodie über, schlüpfe in ein Paar Flip-Flops und schnappe mir meine Handtasche. Unten finde ich