Aurora Rose Reynolds

Falling for Tide


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anmutig zu seiner vollen Größe aufrichtet, dass es beinahe faszinierend auf mich wirkt.

      »Alles klar, dann lass uns fahren.« Er holt seinen Schlüssel hervor und hält mir die Haustür auf. Ich schließe hinter uns ab und gehe zu seinem Truck. Er überrascht mich, indem er mir auch die Autotür aufhält. Als er hinters Lenkrad rutscht, habe ich mich bereits angeschnallt und umklammere meine Tasche wie einen Rettungsring, weil ich nicht recht weiß, was ich mit meinen Händen machen soll.

      »Du musst dir ein Alarmsystem für dein Haus anschaffen«, meint er, als er mit dem Wagen die große Baumgruppe vor der Veranda umrundet, ehe er der Auffahrt zur Hauptstraße folgt. »Du bist eine alleinlebende Frau, da solltest du ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«

      »Ich habe bereits einen Termin mit einer Sicherheitsfirma ausgemacht. Aber ich muss erst mein Internet installieren, damit die Leute kommen können, und damit wollte ich warten, bis ich meinen Fernseher und meinen Computer wiederhatte«, informiere ich ihn, genervt darüber, dass er wie alle anderen denkt, ich sei nicht in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Mir ist klar, dass mich das nicht ärgern sollte, doch das tut es. Dementsprechend kann ich mir einen frustrierten Seufzer nicht verkneifen, bevor ich aus dem Fenster sehe.

      »Ari?«

      »Ja?« Ich drücke meine Handtasche ein wenig fester an meinen Bauch, in dem wieder Schmetterlinge herumflattern, weil ich Tide so nahe bin. Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.

      »Ich würde meiner Schwester genau das Gleiche sagen.«

      »Hm.« Dass er mich in dieselbe Kategorie wie seine Schwester einordnet, stimmt mich nicht glücklicher, insbesondere, da ich in den letzten Nächten mehr als einmal aus Träumen von uns beiden erwacht bin, die nicht gerade jugendfrei waren.

      »Babe.«

      »Ja?« Ich halte den Atem an und warte darauf, dass er noch mehr sagt.

      »Egal.« Er schüttelt den Kopf und konzentriert sich wieder auf die Straße. Den Rest der Fahrt über schweigen wir, und als wir das chinesische Restaurant erreichen, springt er raus und kommt ein paar Minuten später mit einer Tüte voll Essen wieder, die er mir reicht.

      Das Knurren meines Magens und die leise Musik im Hintergrund sind die einzigen Geräusche auf der Fahrt zurück zu mir. Als wir in die Einfahrt biegen, springt mir sofort ein Mercedes Benz ins Auge, der vor dem Haus geparkt ist.

      »Oh nein«, stöhne ich, als die Scheinwerfer seines Trucks meine Eltern erfassen, die auf der Veranda stehen. Auch wenn ich selbstverständlich weiß, dass es sinnlos ist, ziehe ich die Kapuze meines Hoodies über mein Haar und ducke mich auf meinem Sitz, in dem Versuch, mich zu verstecken.

      »Sie haben dich bereits gesehen«, setzt mich Tide amüsiert in Kenntnis. Als er den Motor abschaltet, wird es dunkel im Inneren des Wagens.

      »Ich weiß.« Ich funkle ihn finster an, auch wenn ich bezweifle, dass er meinen bösen Blick angesichts des fehlenden Lichts überhaupt mitbekommt. »Ich versuche gerade, meine magischen Fähigkeiten anzuzapfen und mich in eine andere Dimension zu beamen.«

      »Mist, hast du etwa dein Teleportationsamulett vergessen?«, witzelt er.

      »Halt die Klappe.« Lachend richte ich mich auf und löse meinen Anschnallgurt.

      »Das sind deine Eltern, oder?«, fragt er plötzlich ernst, und ich nicke.

      »Ja«, flüstere ich.

      »Ich nehme mal an, dass du sie nicht erwartet hast.«

      »Korrekt.« Ich atme tief durch. »Ich habe ihnen gesagt, wir könnten bei mir zusammen zu Abend essen, sobald meine Möbel geliefert wurden. Allerdings hätte ich nicht gedacht, sie würden hier einfach auftauchen.«

      Tide schaut durch die Windschutzscheibe und seine finstere Miene verrät mir, dass er meine Eltern kennt. Der Ausdruck auf seinem Gesicht überrascht mich nicht. Meine Eltern sind in der Stadt bekannt. Jedoch nicht, weil sie die Art von Menschen sind, die einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen.

      »Es wird schon gut werden. Vielleicht bleiben sie nicht lange.« Er fasst nach dem Türgriff und Panik erfüllt meine Brust. Ich möchte ihn auf keinen Fall der Gesellschaft meiner Eltern aussetzen.

      »Warte.« Rasch umschließe ich seinen Arm und halte ihn auf. »Ich ...« Ich räuspere mich. »Du solltest besser fahren, denke ich.«

      »Fahren?«, wiederholt er und klingt dabei sauer oder verletzt. Was von beidem es ist, kann ich nicht sagen, und dass ich seine Mimik nicht lesen kann, ist auch nicht hilfreich.

      »Es ist nur ...«

      »Du musst es nicht erklären. Ich verstehe schon. Man darf dich nicht mit der einfachen Hilfskraft zusammen sehen.« Er lässt den Griff los, und ich ziehe meine Hand so schnell weg, als hätte er mich verbrannt.

      »Tide.«

      »Geh rein, Aria.« Er lässt den Motor des Trucks an und schaut aus der Windschutzscheibe.

      Ich mustere einen Moment sein Profil und flehe stumm darum, dass er zu mir sieht. Als das nach mehreren Sekunden nicht passiert, werde ich wütend. »Nur damit du es weißt, ich finde es ziemlich mies, dass du das Schlimmste von mir denkst, ohne mir die Möglichkeit zu geben, es zu berichtigen.« Ich stelle die Tüte mit dem Essen auf den Sitz zwischen uns und ignoriere ihn, als er meinen Namen ruft, steige aus und werfe die Wagentür zu. Seine Scheinwerfer beleuchten den Weg zu meiner Veranda, und erst als ich die unterste Treppenstufe erreiche, wendet er den Truck und fährt davon.

      »Wer war das?«, erkundigt sich mein Vater zur Begrüßung und blickt genau wie meine Mutter Tides Wagen hinterher.

      »Was macht ihr hier?« Ich ignoriere seine Frage und das leichte Lallen in seiner Stimme, was mir verrät, dass er heute Abend ein paar Drinks getrunken hat.

      »Wir sind gekommen, um nach dir zu sehen und dir Abendessen vorbeizubringen.« Mom dreht sich zu mir um und rümpft die Nase, während sie mich von Kopf bis Fuß mustert. »Ich hoffe, du bist in dem Outfit nicht in der Stadt gewesen.«

      »Doch.« Ich sage ihr nicht, dass ich den Truck nicht verlassen habe. Ein Teil von mir will sie verärgern. Ein anderer möchte ihr ins Gesicht schreien, dass sie nicht mehr die Kontrolle über mich hat.

      »Wenn du jemals einen neuen Ehemann finden möchtest, solltest du dich von einer besseren Seite präsentieren«, informiert sie mich und schiebt sich den Riemen ihrer Fendi-Handtasche über die Schulter. Diese hat wahrscheinlich ein kleines Vermögen gekostet. Wie immer wirkt meine Mutter wie aus dem Ei gepellt – von ihren dunkel gefärbten Haaren, die sie zu einem straffen Knoten hochgesteckt und aus ihrem mit Botox verjüngten Gesicht frisiert hat, bis zu ihren flachen schwarzen Schuhen mit dem goldenen Fendi F darauf. Sie passen perfekt zu ihrer Tasche und ihrem Gürtel, ihrer schwarzen Hose und der weißen Bluse, die wahrscheinlich mit so viel Wäschestärke bearbeitet wurde, dass sich nicht einmal die kleinste Falte in ihre Nähe traut.

      »Wie gut, dass ich keinen Ehemann suche.« Ich verdrehe die Augen und höre meinen Vater schnauben, als würde er sich ein Lachen verbeißen. Unsere Blicke begegnen sich und als ich sein warmes Lächeln sehe, wünschte ich, es wäre echt. Aber dem ist nicht so. Wenn er getrunken hat, wirkt er süß, lustig und nett, aber so ist er nicht wirklich. Rücksichtslos, kalt, unversöhnlich und gefühllos trifft es eher. Jekyll und Hyde sind nichts gegen ihn. Während meine Mutter ihre Missbilligung offen zur Schau stellt, versteckt mein Vater seine im Rausch. Sobald er wieder nüchtern ist, kommt sie wieder zum Vorschein.

      »Ermutige sie nicht noch, George«, schnauzt Mom, als ich zur Tür gehe und meinen Schlüssel aus meiner Tasche hole.

      »Sie ist lustig, Beatrice«, murmelt er, als ich die Tür öffne und das Licht anschalte.

      »Ich dachte, du hast ein Umzugsunternehmen engagiert«, sagt Mom missbilligend, als sie mir in die Küche folgt.

      »Habe ich auch.« Ich lasse meine Tasche auf die Couch fallen und drehe mich zu ihr um, während sie sich umschaut.

      »Und du hast ihnen gestattet,