Lösung ausgerichtet waren. Ich vermied damals jede Äußerung zu kontroversen Fragen in der Sache. Vater hätte sie weder erwartet noch goutiert, aber Mutter wohl doch erhofft. Psychische Verletzungen lassen sich ohnehin nicht mit Geld heilen. Am Ende zeigte sich Vater durchaus großzügig und erklärte sich einverstanden, den norwegischen Besitz der Mutter bei der Berechnung der Unterhaltszahlungen unberücksichtigt zu lassen.
Wenn zwei Menschen, die eigentlich Humor besitzen, nicht mehr über dieselben Geschehnisse lachen können und nicht mehr freundlich übereinander und über sich selbst lachen können, dann stimmt etwas Grundlegendes nicht mehr. Von meinem Vater ist bekannt, dass er zumindest zwei ernsthafte außereheliche Beziehungen hatte. Das blieb mir bis 1974 ebenso verborgen wie die Gerüchte über ein ausschweifendes Sexualleben, die ich für maßlos übertrieben halte. Es lockte mich nicht, ihn zu bitten, für mich das Wahre vom Falschen zu trennen. Über so etwas offen zu reden, waren wir beide zu scheu und zu genant.
Nun ist es eine Binsenweisheit, dass zur Zerstörung einer Beziehung – jenseits der Frage von Schuld und Verantwortung im moralischen Sinn – immer zwei gehören. Während Willy sich immer öfter unverstanden fühlte, reagierte er mit zunehmender Sprachlosigkeit. Nur wenn seine Frau ihn wegen einer politischen Handlung kritisierte, was nicht oft vorkam, konnte er ungehalten werden. Rut hingegen wehrte sich durch Neckereien und Sticheleien, die in einer anderen Situation harmlos gewesen und vielleicht sogar lustig aufgenommen worden wären. In der Niedergangsphase ab 1966, die Zwischenhochs kannte, aber immer öfter einer resignativen Grundhaltung wich, wirkten sie jedoch destruktiv. Als die Trennung Anfang 1979 offiziell vollzogen wurde, war ich weder erstaunt noch unglücklich.
Im Gespräch bestätigte mein Vater mir, dass es eine andere Frau in seinem Leben gab: die Journalistin und Historikerin Brigitte Seebacher. Das wusste ich zwar schon, aber immerhin hat er es direkt angesprochen. Für mich war sofort klar, ich würde diese Wahl akzeptieren und mich vorbehaltslos um ein gutes Verhältnis zu Brigitte bemühen, weil ich den Vater-Sohn-Faden in Eintracht weiterspinnen wollte. Wir würden uns also wie bisher alle paar Monate, manchmal auch häufiger, in Berlin oder in Bonn sehen, meist zum Abendessen, und ich würde ihn gelegentlich auch in der gemeinsamen Wohnung des seit dem 9. Dezember 1983 verheirateten Paars besuchen. Ich konnte stets nur Mutter oder Vater einladen. Er drängte sich nie auf, und so habe ich ihm hier und dort auch manchmal den Vortritt gelassen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.