Wilfried Huchzermeyer

Das Yoga-Lexikon


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Devi wurde 1899 in Riga im heutigen Lettland unter dem Namen Eugenie Peterson als Tochter eines Schweden und einer Russin geboren. Sie machte eine Ausbildung als Schauspielerin in Moskau, flüchtete jedoch nach der Machtübernahme der Kommunisten nach Berlin, 1927 reiste sie nach Indien, nachdem sie ein Werk Rabindranath Tagores und einige Bücher über Yoga gelesen hatte.

      In Indien wirkte sie unter dem Künstlernamen Indra Devi in einigen Hindi-Filmen mit und wurde erste westliche Schülerin von T. Krishnamacharya, der sie zur Yoga-Lehrerin ausbildete. Daraufhin reiste sie in die USA und hatte dort viele prominente Schülerinnen, darunter auch Greta Garbo. 1966 wurde sie Anhängerin von Sathya Sai Baba und ging 1982 auf Einladung von Schülern ihres Meisters nach Argentinien, wo sie bis an ihr Lebensende als renommierte Yoga-Lehrerin tätig war.

      Devīmahātmya n ein Gedicht mit 700 Versen, welches die Taten von Shivas Gefährtin, der Shakti, und ihre Siege über die Asuras preist. Der Text erscheint als ein Abschnitt im Mārkandeyapurāna.

      Dhairya n Stetigkeit, Beständigkeit im Yoga.

      Dhāma m Stätte, heiliger Ort, Zentrum der Anbetung einer Gottheit. Besonders bekannt sind Badrināth im Himālaya, Purī in Orissa, Dvārakā in Gujerāt und Rameshvaram an der Südspitze Indiens. (Siehe auch diese Orte.)

      Dhanamjaya [dhanaṁjaya] m einer der fünf sekundären Lebenshauche, soll selbst nach dem Tod im Körper verbleiben. Wörtl. die Eroberung (jaya) von Reichtum (dhana). Auch ein Name Arjunas.

      Siehe auch Upaprāna.

      Dhanurāsana n Bogenhaltung; Rückbeuge aus der Bauchlage.

      dhanuḥ – Bogen; āsana – Haltung. Nach einem Lautgesetz wird dhanuḥ zu dhanur.

      Dhanurveda m der Veda der Kunst des Bogenschießens, ein Upaveda.

      Dhanvantari m der Arzt der Götter, gilt als Urautor des Āyurveda, der ihm der Legende nach von Brahmā offenbart wurde.

      Beim Quirlen des Milchozeans erschien er mit dem Gefäß, welches das kostbare Amrita enthielt.

      Dhāranā [dhāraṇā] f Konzentration, Aufmerksamkeit, von der Wurzel dhṛ, halten. Bezeichnet die sechste Stufe im Rāja-Yoga, die Fixierung des Geistes auf einen bestimmten Gegenstand. Während der mentale Geist normalerweise hin und her springt, wird er durch Dhāranā dazu gebracht, länger und kontinuierlicher bei einem Objekt eigener Wahl zu verweilen, was auf Dhyāna, Meditation vorbereitet.

      Dharma m Recht, Gesetz, Ordnung, Moralkodex, von der Wurzel dhṛ, halten, tragen. Der Dharma im spirituellen Sinn ist die rechte Lebensweise im Einklang mit den vedischen Schriften. Deren Nichtbefolgung ist A­dharma.

      Das Wort Dharma kann auch Wesen, Charakter, Eigenschaft bedeuten, ebenso wie Religion. So bezeichnen die Hindus ihren Glauben als Sanātana Dharma, die ewige Religion. Detaillierte Lebensregeln und Rechtsbestim­mungen wurden von Manu im Dharmashāstra niedergelegt.

      Dharma kann auch als Gott auftreten, welcher Recht und Gesetz verkörpert. So heißt es, dass Yu­dhishthira, der älteste der Pān­davas, von Dharma gezeugt wurde.

      Dharmakshetra [kṣetra] n das Feld (kshetra) des Dharma. Im ersten Vers der Bhagavadgītā Bezeichnung für das Feld, auf dem die Pāndavas gegen ihre verfeindeten Vettern, die Kauravas, kämpften, um die höhere Ordnung, Dharma, wiederherzustellen.

      Dharma-Megha-Samādhi m der „Dharma-Wolken-Samādhi“, erwähnt in Yogasūtra 4.29. Dies ist die höchste Form des Asam­pra­jñāta-Samādhi, „verbunden mit dem Erlöschen der Kleshas (Leid­ursachen) und des Karma“ (4.30).

      Bezüglich der Bedeutung des Be­griffes Dharma-Megha gibt es mehrere Erklärungsversuche. Am überzeugendsten erscheint die Interpretation Shankaras, der in seinem Kommentar zum Yoga­sūtra schreibt, Dharma-Megha be­deute das Ausschütten (wie ein Wolkenguss) des höchsten Dharma, d.h. von Kaivalya, spiritueller Befreiung.

      Dharmapatnī f wörtl. die „Dharma-Gattin“. Eine Bezeichnung für die Ehefrau, die ihrem Gatten gemäß den traditionellen Vorschriften angetraut ist und ihn auf dem Weg der Erfüllung der religiösen Pflichten oder der spirituellen Suche begleitet.

      Dharmaputra m der Sohn Dharmas, ein Name Yudhishthiras.

      Dharmarāja m der „König des Dharma“, ein Epithet des Todesgottes Yama ebenso wie auch ein Name Yudhishthiras, des ältesten der fünf Pāndava-Brüder.

      Dharmashālā f Gerichtshof, Halle; öffentliche freie Unterkunft.

      Dharmashāstra, Mānava-Dhar­ma­shāstra, [śāstra] n, Manu-Smriti [smṛti] f Lehrbuch des Dharma, d.h. des Rechts und rechten Verhaltens. Siehe Manu-Smriti.

      Dharmasūtra n ein Sūtra oder Leitfaden über den Dharma.

      Dhārmikāsana n die fromme, hingabevolle Haltung.

      dhārmika – fromm; rechtmäßig; āsana – Haltung.

      Dhātu m Essenz, essentieller Teil; Mineral; Verbalwurzel.

      Dhaumya m Name eines Rishis im Mahābhārata.

      Dhautī f Reinigung, Wäsche. Im Hatha-Yoga eine Technik der Magenreinigung mittels eines langen feuchten Tuches, das verschluckt und wieder herausgezogen wird.

      Siehe auch Shat-Karma.

      Dhenu f Kuh, Milchkuh.

      Dhī f spirituelle Intelligenz, Vision, Intuition. Verhilft zur Erkenntnis der höchsten Wahrheit.

      Dhīratā f Mut, Selbstbehrrschung, Geisteskraft.

      Dhotī [Hindī] f ein langes, weißes Baumwolltuch, das indische Männer traditionell als Beinkleid tragen.

      Dhrishtadyumna [dhṛṣṭadyumna] m Name eines Bruders der Draupadī, Sohn von König Drupada.

      Dhrishtaketu [dhṛṣṭaketu] m Name eines Sohnes von Dhrishta­dyumna.

      Dhritarāshtra [dhṛtarāṣṭra] m im Mahābhārata Name des blinden Kaurava-Königs, Sohn Vyāsas und Ambikās. Er hatte mit seiner Frau Gandhārī einhundert Söhne, die unter Führung von Duryodhana gegen die Pāndavas in den Krieg zogen.

      Siehe auch Mahābhārata.

      Dhriti [dhṛti] f geistige Festigkeit, Stabilität, Beständigkeit, Selbstbeherrschung.

      Dhruva adj stabil, fest, dauerhaft. Im Vishnu-Purāna ein Asket, der schon als Kind sein Heim verließ, zum Asketen wurde und durch seine rigorosen Praktiken Vishnu so sehr beeindruckte, dass dieser ihn in den Himmel erhob und zum Polarstern machte.

      Dhvaja m Flagge, Emblem, Attribut einer Gottheit.

      Dhvani f Klang, Ton. Ein Synonym für Nāda.

      Dhyāna n Meditation, Kontemplation. Das Thema „Meditation“ wird u.a. in der Bhagavadgītā 6.10-15 angesprochen, wobei einige Aspekte detailliert erläutert werden. In Vers 10 heißt es: „Ein Yogī sollte sich stets bemühen, seinen Geist zu konzentrieren, indem er in Einsamkeit weilt, Gedanken und Körper unter Kontrolle hält und frei ist von Erwartung und Begehren.“

      In den folgenden Versen wird dann das äußere Umfeld beschrieben: Eine saubere Umgebung von natürlicher Schönheit hilft, den Geist anzuregen. Am Ende der Pas­sage wird der Meditierende angewiesen, seinen Geist konzentriert auf Krishna zu richten und so den Frieden zu erlangen, der in Ihm begründet ist und in Nirvāna, Befreiung, gipfelt.

      Im Ashtānga-Yoga, dem achtgliedrigen Weg, wird Dhyāna als die siebte Stufe beschrieben, die dem Samādhi vorausgeht. Dazu erklärt Patañjali im Yogasūtra 3.1-2: „Das Fixieren des Geistes an eine Stelle ist Konzentration (Dhā­ranā). Das beständige Fließen einer einzigen Vorstellung dorthin ist Meditation (Dhyāna).“

      Die Sanskrit-Literatur beschreibt vielfältige Formen der Meditation. Ein allgemeiner Grundgedanke ist, in der Stille Abstand zu nehmen von den Impressionen der Sinne und mit tieferen Schichten des eigenen Selbstes in Kontakt zu kommen. Die Meditation über ei­ne unendliche Leere ist ebenso möglich wie über die verschiedenen Aspekte des Göttlichen,