Wilfried Huchzermeyer

Das Yoga-Lexikon


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der Vedānta-Phi­lo­so­phie, von Bāda­rāyana oder Vyāsa; auch bekannt als Vedān­tasūtra. Der bekannteste Kommentar ist Shankaras Brahmasūtrabhāshya.

      Brahmavādin m ein Lehrer des vedischen Wissens, ein Seher oder Weiser.

      Brahma-Vaivartapurāna [brahmavaivartapurāṇa] n eines der jüngsten der 18 Purānas, enthält Gebete und Anrufungen an Krishna und einen Bericht seiner Liebschaften mit Rādhā und den Gopīs.

      Brahmavid m jemand, der das Brahman kennt.

      Brahmavidyā f das Wissen von Brahman; Selbstverwirklichung.

      Brahma-Vidyā-Upanishad [upaniṣad] f eine Yoga-Upanishad in 111 Versen, die Themen wie Nāda-Yoga, Kundalinī-Shakti und Hamsa-Yoga abhandelt.

      Brahmavihāra m Verweilen (vihāra) im Brahman. Bezeichnet eine Meditation, bei der Gedanken der Güte, des Mitgefühls, der Freude und des Gleichmuts unterschiedslos auf alle Wesen gerichtet werden.

      Brahmo Samāj m „Gesellschaft der Brahmos“, eine Reformbewegung im Hinduismus, die 1828 von Ram Mohan Roy in Kalkutta gegründet wurde und Verbreitung in Bengalen und anderen Provinzen fand.

      Ziel der Bewegung war es, das Leben der Hindus grundlegend zu verändern. Die Praxis der Witwenverbrennung wurde ebenso zurückgewiesen wie Opferrituale und das Errichten und Verehren von Götterbildern und Statuen. Anstelle der vielen Götter der Veden, deren Tradition nicht anerkannt wurde, sollte die Verehrung des einen Gottes treten, der im Geist verehrt wird und Gebete erhören kann, sich aber nicht in menschlicher Form inkarniert.

      In den 1860er und 1870er Jahren kam es zu Differenzen unter den Brahmos, welche zu einem Schisma innerhalb der Gemeinde führten. So entstanden der Ādi Brahmo Samāj, geleitet von Debendranath Tagore, dem Vater von Rabindranath; der Brahmo Samāj of India unter der Leitung von Keshab Chandra Sen; und der Sādhāran Brahmo Samāj mit Mitgliedern, die sich von Sen lossagten. Dabei ging es jeweils um die Radikalität und die Umsetzung der Reformideen.

      Der Brahmo Samāj fand in der indischen Gesellschaft nie eine signifikant große Anhängerschaft, konnte jedoch erfolgreich einige notwendige soziale Veränderungen durchsetzen. Seine Blütezeit ging vorüber mit dem Tod Rabindranaths, der den Ādi Brahmo Samāj seines Vaters unterstützt hatte.

      Brihadāranyaka-Upanishad [bṛ­had­āraṇyaka-upaniṣad] f die „gro­ße Wald-Upanishad“, eine der ältesten Upanishaden. Sie lehrt, mittels einer Unterweisung des Ya­jña­valkya an seine Gattin Mai­treyī, die absolute Identität von Ātman und Brah­man und macht in Kap. IV.1-7 bereits signifikante Aussagen zum Thema Karma und Reinkarnation.

      Brihaspati [bṛhaspati] m vedische Gottheit, Priester der Götter und Meister des schöpferischen Wortes, in den vedischen Texten auch oft Brahmanaspati genannt.

      In späteren Zeiten ist Brihaspati ein Rishi und steht dem Planeten Jupiter vor, der nach ihm benannt wurde. Er ist auch ein Lehrer der Astrologie und Astronomie.

      In den Purānas erscheint Brihaspati wiederum als Ratgeber der Götter und insbesondere Indras.

      Brimhana [bṛṁhaṇa] n Weitung, Stärkung. Im Prānāyāma energetisierende Einatmung. Im Āyurveda meist in Verbindung mit Langhana genannt, als zwei komplementäre energetische Prinzipien.

      Brindāvan siehe Vrindāvan.

      Buddha m ein Erwachter, Erleuchteter, insbesondere auf Gautama Siddhārtha bezogen.

      Gemäß einigen Quellen hat sich Vishnu in seiner neunten Inkarnation als der Buddha manifestiert, um ein Gegengewicht gegen das allzu dominante Brahmanentum und den Ritualismus zu schaffen.

      Nach einer anderen Interpretation hat Vishnu in der Gestalt Buddhas eine Irrlehre verkündet, um seine wahren Anhänger zu erkennen, die sich nicht von einer falschen Leh­re irreführen lassen und im Gegensatz zu den Fehlgeleiteten nicht zugrunde gehen.

      Siehe auch Buddhismus und Yoga.

      Buddhāsana n die Buddha-Hal­tung, erleuchtete Haltung.

      buddha – erleuchtet; āsana - Haltung.

      Buddhi f Intelligenz, Weisheit, Erkenntnis, Vernunft. Im Sān­khya entsteht Buddhi als erstes und feinstes Prinzip aus der Urnatur, Prakriti, und ist das Organ der Unterscheidung und Erkenntnis, wo­raus sich als nächstes Ahamkāra, der Ich-Macher, entfaltet.

      In einem bekannten Bild in der Katha-Upanishad 3.3 heißt es: „Wisse, dass der Ātman, das Selbst, der Herr der Kutsche ist, und der Körper die Kutsche; Buddhi, die Vernunft, ist der Kut­scher und Manas, das Sinnes­vermögen, sind die Zügel.“

      Buddhismus und Yoga. Der Buddha war im ersten Stadium seiner Suche Schüler bedeutender Yogīs, deren Lehren er aufnahm und meisterte. Dazu gehörten Meditations- und Atemtechniken ebenso wie extreme asketische Praktiken. Doch da ihn diese letztlich nicht befriedigten, wandte er sich seinem eigenen Weg einer fortwährenden stillen Meditation zu, die ihm das Ziel der Erleuchtung brachte. In einigen Texten des Buddhismus wird er als Yogī bezeichnet, andere nennen ihn einen großen Meditierenden.

      Im Laufe der Zeit haben sich Buddhismus und Hinduismus viel­fach gegenseitig befruchtet und speziell im Tantra kam es zu einem regen Austausch und parallelen Entwicklungen.

      Auch viele Yoga-Anhänger unserer Zeit, besonders in den USA, suchen eine Verbindung von Yoga und Buddhismus, indem der Hatha-Yoga vor allem zur Kräftigung und Stabilisierung des Körpers eingesetzt wird, während der Buddhismus vertiefte Meditationstechniken beisteuert. Diese existieren an sich auch in der Tradition des Yoga, jedoch weniger ausgeprägt und weniger aktiv praktiziert. Das Wort „Zen“ ist eigentlich von dhyāna, Meditation, abgeleitet.

      Rein philosophisch besteht eine Differenz insofern, als der Bud­dhismus das Konzept des Ātman, des ewigen und unvergänglichen Selbstes, zurückweist und stattdessen das Nicht-Selbst lehrt, Anātman. Allerdings sind solche Differenzen aus der Sicht mancher Befürworter einer Synthese nicht signifikant, da diese Begriffe nur verschiedene Bemühungen seien, das Unsagbare in Worte zu fassen.

      Buddhi-Yoga m Yoga der Erkenntnis durch Buddhi, Unter-

      scheidungsvermögen, wird in der Bhagavadgītā mehrfach erwähnt.

      Budha adj oder m weise, klug; Weiser. Name des Planeten Merkur, der als Sohn Somas gilt. bu­dhavāra bedeutet im Sanskrit Mittwoch.

      Siehe auch Navagraha.

      Büffel [Skrt. Mahisha] in der Mythologie das Tragetier des Todesgottes Yama.

      Bulle [Skrt. Vrishabha] der Bulle wird als Symbol der Kraft und Männlichkeit verehrt, er dient Shiva als Tragetier (Nandin).

      Business-Yoga m Yoga für Geschäftsleute, wird erfolgreich unterrichtet von dem Schweden Göran Boll, zu dessen Schülern Mitarbeiter und Führungskräfte von über 150 Firmen mit zum Teil weltbekannten Namen gehörten. Boll erweckt Interesse am Yoga, indem er darauf hinweist, dass die Übungen helfen, Stress abzubauen und Energie zu tanken.

      Auch die therapeutischen Effekte, wie etwa bei Rückenproblemen, werden herausgestellt. Sogar Abgeordnete des schwedischen Parlaments haben Kurse bei Boll ge­bucht, der vor seiner Tätigkeit als Yoga-Lehrer in der Wirtschaft ge­arbeitet hat.

      C

      Caitanya, Chaitanya m Name eines großen Heiligen und Yogī (1485-1534), auch bekannt unter dem Namen Krishna Caitanya.

      Caitanya wurde als zehntes Kind einer Brahmanen-Familie in West­bengalen geboren. Schon als er noch Säugling war, bemerkten seine Eltern, dass er, wenn er einmal weinte, nur durch das leise Singen von Krishnas Namen zu beruhigen war. Aus seiner Kindheit und Jugend wird berichtet, dass Schlangen ihn nicht angriffen und dass er oft auf wundersame Weise geschützt wurde. Nimai (wie er zu diesem Zeitpunkt hieß) studierte auf der Schule mit großem Eifer und wurde alsbald zum geliebten und respektieren Lehrer von Sanskrit und Grammatik.

      Mit 23 Jahren begab er sich auf eine Pilgerfahrt nach Gaya, wo einst Gautama Buddha unter dem Bodhi-Baum meditiert hatte. Als Nimai dort Riten