Dorothea Masal

Eine Elfe auf Wolke 7


Скачать книгу

Blickkontakthaltend und Smalltalk führend überreichte ich der mittlerweile genervten Verkäuferin meine Ware. Selbstverständlich so, dass der BH von dem Schal meiner Mum komplett verdeckt wurde.

      »Sehr gut. Danke. Wie geht es Ihnen? Was macht Tiara? Das Babysitten am Donnerstag steht doch noch, oder?« Na klasse. Und schon wieder plauderte ich ununterbrochen.

      »Tiara kann es kaum erwarten. Sie freut sich schon sehr auf euer ›Treffen‹.« Sie deutete mit den Fingern zwei Anführungszeichen in der Luft an. Ich verstand sofort, was sie damit sagen wollte. Tiara hasste das Wort »Babysitten«. Sie empfand sich schon zu alt für eine Nanny und tat lieber so, als ob wir jedes Mal einen »beste-Freundinnen-Abend« zusammen veranstalteten. Ich liebte die Kleine wirklich dafür. Allerdings hatte ich jetzt nicht den Nerv, mich über Tiaras liebenswerte Eigenheiten zu amüsieren. Erleichtert registrierte ich, dass die Verkäuferin begann, die Ware in den Computer einzuscannen - angefangen bei dem Schal. Mrs. O’Neill interessierte das zum Glück nicht. Sie war in unser Gespräch vertieft.

      »Ich habe vorhin mit deiner Mutter telefoniert. Ihr seid herzlich eingeladen, morgen zum Weihnachtsbrunch bei uns vorbeizukommen.« Biep! Nun war auch endlich der BH eingescannt.

      »Wow, cool. Das klingt toll.« Ich freute mich trotz Anspannung wirklich über die Einladung. Doch dann kam der Augenblick, bei dem ich am liebsten im Erdboden versunken wäre. Mrs. O’Neill war im Begriff, unser Gespräch zu beenden und sich der nett aussehenden Lady hinter ihr wieder zuzuwenden, als die Verkäuferin lautstark über die Theke sprach: »Die Spitzen-BHs sind heute im Angebot. Leider stand das auf diesem Preisschild nicht mit drauf. Sie sparen fünf Dollar. Das macht dann zusammen 49,25 Dollar. Tüte?«

      Mrs. O’Neill, von diesem Geschrei jetzt doch angelockt, senkte den Blick auf die Verkaufstheke. Ihre Augen weiteten sich, als sie den roten Spitzen-BH bemerkte, der unverkennbar mitten auf Mums Schal thronte. Natürlich schön aufgeklappt, sodass sie die volle Pracht des zarten Stoffs betrachten konnte. Mein Gesicht leuchtete wie eine Tomate. Ich musste schlucken und konnte auf die Tütenfrage nur bejahend nicken. Schon spürte ich Mrs. O’Neills überraschten Blick auf mir und wandte mich so cool wie möglich an sie.

      »Das ist ja super. Sogar günstiger. Ist ein Weihnachtsgeschenk.« Ich bezweifelte, dass sie auch nur ein Wort davon glaubte und stellte mir vor, wie sie spätestens morgen beim Brunch mit meiner Mum ein mütterliches Unter-Vier-Augen-Gespräch führen würde. Meine Mutter würde mich in den nächsten Wochen sorgenvoll beobachten und sich fragen, ob das eine pubertäre Phase war, auf die man besser aufpassen sollte.

      Eilig griff ich nach der Plastiktüte, würdigte Kevin, der immer noch am Boden kauerte, keines Blickes und hetzte aus dem Laden. Erst draußen im Foyer neben einem großen, geschmückten Tannenbaum blieb ich stehen. Tief einund ausatmend versuchte ich meinen Puls wieder zu beruhigen. Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

      »Hey Mia, das war echt super von dir. Vielen Dank.« Wortlos drückte ich Kevin die Tüte in die Hand. Erstaunt sah er mich an. »Ist alles okay?«

      »Du hast mich gerade vor deiner Mutter blamiert. Dank dir denkt sie jetzt, ich habe ein pubertäres Unterwäscheproblem. Und das wird sie bestimmt meiner Mutter erzählen. Weißt du, was für peinliche Szenen ich die nächsten Wochen zu erwarten habe?«

      Er verzog verständnisvoll das Gesicht. »Das tut mir leid, Mia.«

      Ich schnaubte verärgert.

      »Du hast echt was gut bei mir.«

      Das mäßigte die Bloßstellung von gerade eben nur ein bisschen. Meine Hände zitterten vor Verärgerung. Ich starrte Kevin immer noch sauer an. Dann begriff ich, dass es im Prinzip auch egal war. Jetzt hatte Mrs. O’Neill sowieso schon einen falschen Eindruck von mir. Dies ließ sich nicht mehr ändern. Dafür hatte Kevin gerade 50 weitere Punkte verdient und war damit seinem Traum, das Cover auszusuchen, einen Schritt näher. Ich bemühte mich, meinen Ärger herunterzuschlucken und ausschließlich an seine Gewinnchancen zu denken. Schließlich gönnte ich ihm den Sieg am meisten. Denn sein Gestaltungsvorschlag hatte mir auch am besten gefallen.

      Immer noch betreten beäugte mich Kevin von der Seite. Stille lag zwischen uns und er schien krampfhaft zu überlegen, wie er die Situation retten konnte. Ich schnaubte noch einmal geräuschvoll aus und gab nach. »Schon gut. Erzähl das aber bloß nicht Jonah.«

      Sofort kehrte das schelmische Grinsen zurück in sein Gesicht. Er griff in die Plastiktüte und zog den blauen Schal für meine Mutter daraus hervor. Den hatte ich wegen der peinlichen Szene total vergessen. Schnell holte ich einen Zehndollarschein aus meiner kleinen Umhängetasche, um Kevin das Geld dafür zurückzugeben. Da schüttelte er sofort entschieden den Kopf und beharrte darauf, mir den Schal zu bezahlen. »Das bin ich dir schuldig.« Ich mochte es zwar nicht, dass mir Kevin eins meiner Weihnachtsgeschenke kaufte, aber er bestand trotz meiner vielen Einwände weiter beharrlich darauf. Schließlich gab ich nach.

      »Also nochmal sorry, dass ich dich da mit hineingezogen habe. Und vielen Dank für deine Hilfe. Das war echt große Klasse von dir.« Ich grinste schief. Was sollte man auch darauf antworten? Kein Ding? Komm zukünftig gerne wieder auf mich zu?

      »Ich muss weiter. Die Zeit rennt.« Er hob zum Abschied kurz die Hand und machte sich auf den Weg zur nächsten Aufgabe.

      Etwas unschlüssig blieb ich zurück. Der BH-Vorfall hatte mich ziemlich aus dem Konzept gebracht. Ganz zu schweigen von Kevins Kommentar, dass mir das rote Teil bestimmt gut stünde. Hatte er das ernst gemeint? Und wieso stellte er sich meine Wenigkeit in Unterwäsche vor? Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Dieser Tag wurde von Minute zu Minute verrückter.

      Ich brauchte noch ein Geschenk für meinen Vater. Das gestaltete sich allerdings deutlich schwieriger als bei meiner Mutter. Was sollte ich einem Mann schenken, der den ganzen Tag im Büro saß und schon alles hatte, was er brauchte? Eine neue Krawatte? Einen Becher mit #best-Dad-ever? Einen Strickpullover? Diese Frage hatte ich mir schon seit Tagen gestellt. Es nützte nichts. Ich brauchte Paisleys kreativen Einfallsreichtum. Sie hatte bestimmt auch eine gute Idee für meinen Dad. Alles war besser als ein Paar handgestrickter Wollsocken oder eine Grillschürze mit Sixpack darauf!

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAE9AMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDwSO4u dAurG5htBcWVpfSQ3cVtBERLIJZM/Lyy5MnzgAE5Py8Hbu2H2G0jGjXzQzOI/wDiXkbHikiDkxys xc4G1yhUhQFc7QQCRpTwWtro9nqE0qXEniCyEc3kMitalCIXkO5SsgIGwK+4szvxgBRwkdlP/ajM 8Il0a2tbiNZZCFmkZZTGpAZsGMM7KXyseTgAGIgfKSo80byWtl+Oq+d3p