Christof Wackernagel

Traumprotokolle


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in meiner Wohnung herumlaufe und nicht weiß, wohin damit, denn selbst wenn ich sie auseinanderbaue, kriege ich sie nicht das Klo hinunter, es wird immer gefährlicher, Schüsse sind zu hören –

      – wir sitzen alle ganz eng auf einem Sofa, die Tür ist offen und man sieht draußen die Leute vorbeigehen und plötzlich ruft jemand, dass Julia draußen vorbeilaufe – ich renne raus und hole sie rein – wir freuen uns, aber sie ist reserviert; Fips ist auch dabei, und wir befinden uns auf dem Dach eines Hochhauses und das Problem ist, Fipsens, beziehungsweise unseren alten Citroën-Break wieder in die Garage zu bringen, er steht an der Kante vom Dach und mir ist dauernd schwindlig im Bauch, aber ich mache ein gewagtes Wendemanöver, das spielend gelingt, »wer wagt, gewinnt«, Fips bemerkt es bewundernd, und wir schieben ihn weiter an die Ecke, wo auch noch ein Anstieg ist, und er runterzurollen und vom Hochhaus zu fallen droht – da sehen wir unseren alten Griechischlehrer Hötzl unten auf der Straße laufen, zitternd und mit weitausschwenkender Mappe, und wir lachen uns schief und krumm –

      – Fistelstimme20 ist Lehrer in der Schule, und ich erkläre, dass man selbstangebautes Gras sehr wohl legal rauchen kann, weil er dem Schüler Schmude vorwirft, dieser habe Gras dabei –

      – habe eine kleine Rolle in einem merkwürdigen Film, der von einem noch merkwürdigeren Regisseur gemacht wird – er sitzt in der Mitte eines großen Platzes und ist in sein Script vertieft, spielt aber offensichtlich nur den großen Künstler, so offensichtlich, dass es peinlich wird und mir äußerst unangenehm ist; die Schauspieler stehen im Halbkreis an, weit entfernt von ihm auf dem Platz und haben offenbar alle schon genaue Regieanweisungen, bewegen sich komisch ungelenk und verziehen die Gesichter, ich sitze auf einem Stuhl; Regieassistenten vermitteln noch etwas, einer zwinkert mir zu, dass alles bescheuert sei, ein paar Freundliche sind schon dabei; bald verläuft sich alles, war auch irgendwie nichts, und ich komme in ein Badehaus, in dem ich in einem kleinen Becken stehe, das allerdings bis zum Hals geht, und relativ eng ist; unklar, ob immer noch als Film oder in Wirklichkeit, da kommt eine Frau hinzu, in schwarzer Spitzenunterwäsche, unter der die nackte Haut zu sehen ist, steht vor meinem Becken und steigt zu mir hinein; ich werde lüstern und sie streift die Sachen ab, drängt ihren Körper an mich, sagt aber, wir sollten so tun, als sei nichts, da wir doch beide Geliebte hätten, die nichts merken dürften –

      – ein Penthouse-Appartement in einem Haus, das an einem Hang liegt, so dass noch über den Fenstern eine Straße verläuft; es ist als von den Eltern überlassen getarnt und soll spießig benützt werden; innerhalb der Wohnung ist ein eigener Bereich, der noch eine Extrawohnung sein könnte und Bad und Küche hat, dort habe ich ein kleines Zimmer; Zauners kommen und mokieren sich über die Bilder an der Wand und die Einrichtung: »so wohnt ihr also jetzt«; es gibt aber auch noch größere Türen und Auf- und Einfahrten, durch die erst ein Mercedes und dann ein Lastwagen kommen, auf der Durchfahrt; das Ganze ist nicht besonders cool und bereitet mir ziemliches Unbehagen –

      – am Ende eines Films, währenddessen ich mit einer Kollegin zusammen war, sagt die andere – eine Französin – ich hätte noch nie mit einer Frau geschlafen, jedenfalls nicht mit ihr, und ganz erstaunt stellen wir fest, dass sie mit mir schlafen wollte, aber es ist zu spät; da sagt eine alte Kollegin, sie will nochmal ein Abschlussessen veranstalten, wonach sich die Gelegenheit ergeben könnte; sie zieht sich schon um, und als ich in mein Hotelzimmer gehe, stehen alle anderen schon im vollen Ornat auf dem Gang und warten, dass es los geht –

      – in China mit irgendjemandem, aber es sieht garnicht wie in China aus, auch die Leute nicht, und wir suchen irgendetwas, haben aber keinen Pfennig chinesisches Geld; in einem Lokal will ich tauschen, habe aber nur riesengroße, fast tellergroße völlig verbeulte und zerquetschte Fünfmarkstücke, die die Frau in dem Lokal hinter der Kasse nicht annehmen will; in einer Gasse vermuten wir in einem Ladengeschäft einen Deutschen, und tatsächlich kommt ein dünner armer Mensch heraus, will aber auch nicht tauschen, sondern bittet um Stärkung; ich biete ihm von meinem Schnaps an, aus einem winzigen Fläschchen und nachdem er erst abgelehnt hat, trinkt er etwas davon, deutet uns danach auch einen Weg an, am Fluss entlang, viele Touristen sind da; kurz wird es noch gefährlich, weil wir gerade noch einer Krankheit entkommen, die sich von Tomaten oder anderem Obst wie eine Haut über einen zieht und abtötet – wenn sie einen mal erwischt hat, wird man sie nicht mehr los, auch durch Operation nicht, und ich sehe und höre sie sogar kurz sprechen, sie sieht aus wie ein Strumpf und warnt – aber der Deutsche, der mir zum Dank für die Stärkung die Faust küsst, sagt, wenn man aufpasst, passiert nichts –

      – eine Expedition ins Erdinnere ist geplant, von großen Höhlen ist die Rede und ungekannten Freiräumen, und ich frage mich, ob man dort vielleicht Menschen antreffen wird, von denen man vorher nichts wusste –

      – an einem Tisch sitzen eine Frau, deren Gesicht schwarzweiß geschminkt ist, kubistisch anmutend, aber völlig normal, und ihr Freund, der mehr Braun- und Rottöne dabei hat; beide rauchen und zwischen ihnen herrscht eine vertrauenerweckende, ruhige Übereinstimmung, ein bärtiger Mann und noch ein anderer sind dabei, und der Bärtige erklärt, dass irgendein Begriff Schwachsinn sei, aber der Geschminkte entgegnet, dass das daran liege, dass er nicht vorhanden sei; woraufhin sich zwischen mir und der Geschminkten, die mich an Petra erinnert und deren Schminke mich immer wieder verwundert, dass sie nicht abgeht, ein Gespräch über Liebe entwickelt, in dem ich sage, dass sie nur gegen die Verhältnisse möglich sei, die sie behindern – sie hört aufmerksam zu, raucht und steckt sich eine Zigarette in den Gürtel –

      – komme auf einen Platz, an dem die ganzen Politplakate hängen, die gerade aktuell sind, es ist zehn Jahre vor heute, also 1973, und ich sage bewundernd zu meiner Begleiterin, »da kann man mal sehen, was damals noch für tolle Plakate gemacht wurden, bunt und fantasievoll und grafisch hervorragend gestaltet«; es scheint ein U-nigelände zu sein, riesige Wände sind voll, und stolz entdecke ich auch ein eigenes, vom Büro beziehungsweise von Fantasia –

      – in einer U-Bahn erschießt ein Mann einen anderen, mich und sich selbst; es tut aber nicht weh – Kopfschuss – blutet kaum, und scheint noch behebbar zu sein, also verlassen wir den Zug und suchen ein Krankenhaus, etwas anstrengend, weil wir einen Abhang hinauf müssen; erst finden wir uns nicht zurecht, einer, der für uns spricht, verirrt sich, Bewaffnete stehen herum, düstere, feuchte Keller, verfault, verschimmelt, bis ich wieder in eine große Vorhalle komme, in der ich auch die anderen treffe, und wo über unsere Behandlung verhandelt wird; alles voller russischer Soldaten, Andropow sitzt hinter einer riesigen Reihe von Computern, sie sind beige und sofort als russisch zu erkennen, schick und modern –

      – ich komme in New York an und sehe, wie die Schiffe in die Flüsse eingeschleust werden, entweder in Modellform oder von ganz oben, die Schiffe müssen eine kleine Strecke rückwärts fahren, und ich komme in ein Büro, es kann aber auch ein Wohnzimmer oder Treffpunktzimmer einer Gruppe sein, in dem am Tisch lauter Leute sitzen, denen ich Geschichten zeige und Plakate; es ist unklar, wir verhandeln darüber, eine Zeit lang bin ich nackt, aber ganz selbstverständlich, und irgendwann fordern sie mich auf, doch die Unterhose anzuziehen; ich stelle Reflexionen darüber an, dass man oft den Zeitpunkt verpasst, wann was so weit ist, und mir wird zugestimmt, es ist eine heitere Atmosphäre und wir kommen uns näher, insbesondere eine schöne Frau und ich, wir beugen uns über ein Plakat, rücken ganz eng zusammen, sie beugt sich unter mich, um mich zu sehen, lächelt mich an und legt plötzlich ihre Hand um meinen Kopf, zieht ihn zu sich herunter und küsst mich in unsagbarer Zärtlichkeit, alles wird dunkel, wir spüren nur unsere Lippen, die ganz leicht geöffnet sind, und nur mit einem Hauch von Zungenspitze berühren wir uns – die Anwesenheit der anderen stört in keiner Weise, und als wir uns voneinander lösen, ist eine starke, warme, tiefe Spannung zwischen uns entstanden, von der wir wissen, dass sie nicht aufzulösen sein wird, die aber auch eine gewisse Trauer auslöst, und als ich mich mit Fips im Hotelzimmer für das Abendessen umziehe, kommt schon die Warnung: auf keinen Fall, der Freund meiner neuen Geliebten tobt, droht mit Tod und Rache, aber wir lassen uns nicht abhalten, ich ziehe einen dunklen Zweireiher an, Krawatte, weißes Hemd, Manschetten, Fips auch, und im Restaurant ist für uns ein Tisch etwas abseits der Gruppe der Essenden und der Gruppe der Geliebten zu sehen, schon gedeckt, die anderen sitzen erhöht, unser Tisch steht auf Höhe des Eingangs, einer Glaswand mit Klapptüren; plötzlich steht er in der Tür, bebend vor Zorn, vibrierend, wie in einem Western,