Christof Wackernagel

Traumprotokolle


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      – mit Marianne Olry in einem Platz in Paris mit prächtigen antiken Bauten, Säulen, tempelartigen Palästen, Vorbauten, Mosaiken und alles wie neu; ich bin begeistert und erinnere sie daran, wie sie in München, als ich ihr das Siegestor zeigte, überhaupt nicht beeindruckt war und sagte, in Paris gebe es in jedem Stadtteil fünf solcher Tore, wie recht sie doch gehabt habe; wir gehen in einen theaterartigen Saal, in dem eine Frauenveranstaltung stattfindet; der Saal ist ganz dunkel, und an der Seite steht ein Kakaoautomat; für fünfzig Pfennig kann man einen Becher rausholen – erst kommt die Münze immer wieder raus, dann klappt es endlich, und ich habe kein fünfzig Pfennigstück und wundere mich, dass es in Paris für deutsches Geld Kakao gibt –

      – ich muss weg, alles ist Aufbruch, Abschiedsstimmung, mehrere begleiten meine Abfahrt, alle sind traurig und wehmütig, aber es muss sein, ziemlich viele Koffer sind schon gepackt, in einem riesigen Aufzug stapeln sie sich, gleich bin ich wieder allein, ich muss das Flugzeug noch kriegen und komme in ein muffeliges Hotelzimmer, in dem ich meine Koffer ausbreite; ich bin alleine und traurig, aber auch Spannung auf das Kommende mischt sich hinein; wir sind dann auch auf der Flucht, zu dritt in einem Wagen, fahren wir durch eine an einem Hang liegende Vorortsiedlung mit lauter Einfamilienhäusern mit Vorgarten, irgendjemand ist umgebracht worden und das Gesicht ist entstellt, wir fahren in einen Garten hinein, wo wir annehmen, dass niemand zu Hause ist, und verstecken uns in einem leeren Schwimmbecken, wo wir hektisch noch irgendwelches Zeugs erledigen; die beiden anderen sitzen am Boden, ich halte Ausschau, da kommt auch schon die Frau heim, ich luge unterm Beckenrand hervor, aber sie entdeckt mich trotzdem, ist erschreckt und erstaunt, sie schneidet die verwunderlichsten Grimassen; da sehe ich, dass sie auch noch schwanger ist, und es ist mir sehr unangenehm, dass sie wegen uns Angst hat – schon kommt ihr Mann, und ich steige aus dem Becken raus und tue so, als sei ich ganz zufällig hier und suche irgendetwas; alles nur eine Verwechslung, rede irgendwelchen Quatsch, habe mich verfahren usw. – er glaubt mir, und die anderen spielen mit, obwohl sie ganz auffälliges Zeugs machen und der eine überlegt, ob er sein Gesicht mit Rasierklingen zerschneiden soll, was ich eine furchtbare Vorstellung finde, und er lässt es dann auch; zumal das Ehepaar sehr hilfsbereit ist, und weil es gerade eine Party vorbereitet, helfen wir natürlich auch, schaffen alles mögliche Zeugs weg und können dabei selbst vertuschen, was wir umgestellt und mitgebracht haben, es sind Dreharbeiten und ich freue mich, dass alles so reibungslos läuft, die Kollegen sitzen am Schwimmbeckenrand und sind auch zufrieden; Gert ist Versicherungsagent und sagt, dass er beim Abschluss von Policen jetzt betont, dass ich dabei bin –

      – ein mysteriöser Bauernhof, irgendwas hat sich zugetragen, es ist dunkel, die Leute hasten von Haus zu Haus, misstrauisch • ich muss weg und fahre freihändig einen langen, langen Weg, teilweise steil abschüssig, einmal verhuddele ich mich, aber es geht alles gut, bis ich an eine Stelle komme, an der klar ist, dass Friedrich Zimmermann eine Frau umgebracht hat –

      – Haus wurde besetzt, aber nicht wie üblich, sondern richtig zu allem entschlossen, wir fangen sofort an, alles auszubauen, großes Durcheinander, Rumgesteige, Streit, wie – was – am – besten, wir müssen Vorbereitungen treffen, da die Bullen jeden Augenblick kommen, deswegen unten alles zubauen; ich trage Buuz Unseld, von dem unsicher ist, ob er nicht vielleicht eine Frau ist, hoch bis unters Dach, er ist völlig hilflos, aber recht glücklich, als er sieht, was mir machen, und stellt zärtliche Fragen; dann streiten wir uns schon wieder alle unten in der Tür, was wir am besten als Nächstes machen sollten, ich kann mich nicht durchsetzen, und wir beschließen, in die Kneipe zu gehen, wo die anderen sitzen; ein langer Waldlauf wird daraus, ich laufe hinter jemandem her, der den Weg weiß, immer länger, bis es endlich aus dem Wald rausgeht auf eine Wiese, wo jemand auf einem Pferd reitet, das zusammenbricht und ihn abwirft; es ist Ralf Friedrich, und erzählt – im Reiterlook mit Stöckchen –, dass er in der Stadt soundso Dressurreiten gelernt habe, da kommen wir in der Schule an, in der der Direktor, ein überraschend gemütlicher Mann, freundlich und nett, mir etwas von Walter Benjamin zeigt: »Einbahnstraße« auf Englisch, Benjamin sei »ganz nah dran« gewesen, sagt er, und ich frage, ob man in dieser Schule auch als Gasthörer teilnehmen kann, was er bedauernd verneint; als ich in meinem Zimmer bin und laut Musik von einem Kassettenrecorder höre, kommt er nochmal rein – ich denke gerade »der Alte ist hier aber nett, bzw. okay«, – und bietet mir stattdessen Unterlagen zum Prozess gegen Soundso an, aus denen auch vieles ersichtlich sei; beim Rausgehen tut er geheimnisvoll und ich denke: »das Höhrrohr verstopft, aber das Herz frei« –

      – halte einen Vortrag vor Architekten und bin aufgeregt, weil ich Kritik habe, von einem langen, schmalen Viereck den oberen Teil wegmachen will, aber sie finden es gut, applaudieren; wir sind bei einem Alten angestellt, er schimpft Gert, dass ich wenigstens schreiben kann, was mir wiederum peinlich ist; das Ganze findet in einem Ladenlokal statt, und wenn ich rausgehe, habe ich in einem anderen einem Mann die Frau ausgespannt, nicht richtig, vielleicht ist es ein Film, aber trotzdem, und dann fahren wir alle zusammen in ihrem roten Mercedes-Bus, es gibt keine Spannungen, obwohl jeder Bescheid weiß, manchmal muss ich aussteigen und vorauslaufen, um Zeugs wegzuräumen, und hinter einer Ecke stehen plötzlich die Bullen; ich schaue nach, ob ich noch Shit habe, aber es ist alles weg, und da sind sie schon da, der eine betont, dass er Schweizer ist, er hat einen roten Pass in der Brusttasche, zwinkert deswegen; an sich wollen sie ja nichts, aber er weiß Bescheid wegen der zwei Frauen und macht Anspielungen und die andere Frau, die fährt, fängt an zu flirten mit ihm, damit niemand was merkt – obwohl an sich alles klar ist – wickelt ihn völlig ein, aber das macht mich traurig –

      – in der Garderobe, beziehungsweise Maske eines Studios sind Spannungen, wir einigen uns darauf zu gehen, die Maskenbildnerin kommt auch noch mit, nach einigem Zögern, angeblich, damit sie nicht beleidigt ist, im Gang Gedränge und sie gibt mir eine Pistole zur Aufbewahrung, am Ausgang ist eine Kontrolle: reingelegt; die Bullen finden aber die Knarre nicht, und einer begleitet mich raus, ich denke, alles ist nur Spaß, ich zeige ihm die Knarre, gerade als wir draußen sind und drüben die anderen sehen, die warten – da wird es sehr wohl ernst, und er nimmt mich fest; nach ein paar Tagen komme ich aber wieder raus und komme bei den anderen an, die in einem Raum sitzen, der mir bekannt vorkommt; ich will erzählen, aber sie zwinkern mir paranoid zu: es wird abgehört, sie haben mich mit Tricks rausgeholt und ich soll jetzt nicht alles versauen –

      – auf dem Flug in die USA; nach der Ankunft sehen wir den Jumbo von vorne, die Nase, die viel schlanker ist als erwartet; Arbeitsteilung in einer Druckerei – Ebby ist auch da, aber auch andere, in der Repro, langes Gerede, aber der, der die Platten machen soll, muss sie erst von einer Rolle runterschneiden; ich erkläre mich dazu bereit, weil die anderen irgendwo hin müssen, in einer Burg rumstehen, in einer bestimmten Ordnung unten sich aufstellen müssen –

      – über eine Gebirgsstraße, teils zu Fuß, teils mit dem Auto, lauter kleine Tunnel durch, sehr schöne Atmosphäre –

      – ein Autobahnbeginn, daneben eine Schienenstrecke, die nur für Radfahrer benützbar ist, davor eine Schranke; ich will aber trotzdem drauf, und ein Mann lässt sie hoch: freundlich fragt er, ob ich hier arbeiten will, und es passt mir, alle Bedingungen werden erfüllt, egal, wie lang ich dort bleiben will, und es gibt noch gute Bezahlung, er verspricht nach dem Arbeiten Huren, aber ich winke dankbar ab, ich will danach schreiben, über meine Erfahrungen bei solch einer Arbeit, vielleicht einen Roman; ich sehe die Huren, sie sehen nett und traurig aus, eine will sich mit mir neben einer Rampe unterhalten – am nächsten Tag komme ich in das Verwaltungshaus der Arbeitsgesellschaft selbst; erst wird mir zuvorkommend geöffnet, eine pompöse Empfangshalle, von der Seite eine breite Treppe, auf der eine Hure runterkommt – sie erkennt mich und weist mich in ein seitliches Zimmerchen, in dem Personal und Arbeiter warten müssen; andere sitzen drinnen und sind auch unzufrieden, wir beschließen, uns zu befreien, und rennen auf das Gelände, das, obwohl helllichter Tag, von Scheinwerfern umstellt ist; ein Schienenwagen – ein ganz normales Auto, bloß mit Schienenrädern – steht neben dem Geleis, fährt aus, wir helfen ihm mit einem Klacks auf die Schienen und sausen los, der Wagen ist ganz überfüllt, wir jubeln –

      – mit Renate und Wolfgang Pohrt in einer Wohnung, wir wollen pennen, aber er will »in die obere Wohnung gehen«, weil es ihm zu wenig sei; wir bieten ihm an, irgendein Plätzchen zu machen, wo er seine Ruhe haben kann, aber er besteht darauf, obwohl es mitten in der Nacht, morgens