Tartana Baqué

PURPURUMHANG


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      PURPURUMHANG

      TARTANA BAQUÉ

      Impressum:

      © 2020 Tartana Baqué

      Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung:

      Angelika Fleckenstein; Spotsrock

      ISBN:

      978-3-347-16473-4 (Paperback)

      978-3-347-16474-1 (Hardcover)

      978-3-347-16475-8 (e-Book)

      Verlag & Druck:

      tredition GmbH

      Halenreie 40–44

      22359 Hamburg

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      PURPURUMHANG

      TARTANA BAQUÉ

      Vorwort

      Sind Psychotherapeuten und -therapeutinnen auch Menschen. Ich meine, ja!

      Leiden sie auch an Depressionen? Trinken sie manchmal zu viel Alkohol? Können sie Leistungsdefizite haben? Eine Rechtschreib- oder Rechenschwäche? Eine Bindungsstörung? Sind sie vielleicht sogar unfähig, eine Liebesbeziehung einzugehen. Leiden sie unter Ängsten, wie Klaustrophobie, Akrophobie oder Arachnophobie? Können sie ein zwanghaftes Verhalten entwickeln und sich beispielsweise ständig ihre Hände waschen?

      Psychotherapeuten und -therapeutinnen sitzen auf ihren Sesseln, schauen ihre Patienten und Patientinnen an, als wüssten sie eine Lösung. Aber wissen sie wirklich eine Lösung für sie – oder für sich selbst? Nicht immer.

      Leider führen im Heilberuf tätige Menschen die Spitze der Berufsgruppen an, die eine hohe Selbstmordrate aufweisen.

      Doch es gibt ein Geheimnis, das nicht nur für Psychotherapeuten und -therapeutinnen gilt, sondern für alle Menschen.

      Wenn sich eine Person ihrer eigenen Schwächen bewusst ist und aus vollem Herzen ihr Verhalten verändern will, dann schafft sie es.

      Denn Menschen verfügen über Selbstheilungskräfte.

      Vielleicht ist das die wahrhaftige Aufgabe der Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, ihre Patienten und Patientinnen dabei zu unterstützen, ihre selbstheilenden Kräfte in sich zu aktivieren, sodass sie wieder an sich glauben können und Hoffnung schöpfen.

      Dies zeigt uns die Geschichte der Menschheit ständig: Menschen haben sich im Glauben an eine bessere Zukunft nach Kriegen und Katastrophen verändert und einen Neuanfang geschafft. Wir müssen nur genau hinschauen.

       Tartana Baqué

      Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich mich in einen anderen Mann verliebt habe?

      Nein. Nur wenn du selbst denkst, dass es schlecht sei, ist es schlecht.

       Denn die Liebe ist rein. Sie gibt und nimmt ohne Bewertung in Achtung und Respekt.

      Prolog

      „Here is Delta Lima Charly. Málaga, we are clear for landing. Roger.”

      „Delta Lima Charly established ILS 12. Clear to land runway 12, wind calm. Roger.“

      Conte Giovanni de Orsini landet seine Citation, die im Licht der spanischen Sonne, wie ein Vogel glänzt. Er folgt dem Marshaller mit seinem Flugzeug zu seiner Außenposition auf dem Verkehrsflughafen von Málaga. Antonio sein Fahrer erwartet ihn.

      „Wollen Sie direkt ins Hotel?“, fragt er und verstaut das Gepäck in den Kofferraum des Mercedes.

      „Si, si Antonio. Direkt ins Los Almendros. Ich bleibe für zwei Tage. Ich muss das Treffen des Clubs vorbereiten.“ Conte Giovanni de Orsini zieht seinen Blazer aus und lockert die Krawatte. „Verdammt heiß hier in Málaga.“

      Im Hotel begrüßt die Rezeptionistin ihn herzlich. Er ist hier Stammgast. Zielsicher wendet er sich zu den Aufzügen und fährt in den vierten Stock in seine Suite. Es ist halb 10 als er die Treppen zum Restaurant Los Olivos hinuntereilt.

      Kurz vor der letzten Stufe gerät eine unmittelbar vor ihm laufende schwarzhaarige Frau ins Stolpern. Reaktionsschnell packt er zu und kann sie noch rechtzeitig vor einem Sturz bewahren.

      Grüne Augen blicken ihn erschrocken an. Laut hört er ihren Herzschlag, fühlt ihn an seiner Brust. Für einen Moment steht die Welt still.

      Leise flüstert sie „Gracias“ mit deutschem Akzent.

      „De nada“, antwortet er und eilt davon.

      Das Los Olivos ist trotz der späten Uhrzeit gut besucht. Mehrere Frauen heben ihren Kopf, als er das Restaurant betritt und dem Kellner zuwinkt. Mit seinen ein Meter neunzig ist er es gewohnt, aufzufallen. Seine stahlblauen Augen in seinem braungebrannten Gesicht erfassen die vollbesetzten Tische.

      Der Kellner eilt herbei und weist ihm einen Tisch auf der Terrasse in der hinteren Ecke zu. So mag er es gerne. Dicht genug, um alles zu beobachten, weit genug weg, um nicht gesehen zu werden.

      Er streicht sich durch sein kurzes, leicht ergrautes Haar und folgt dem Kellner. Auf seinem Stuhl setzt er sich bequem hin und streckt seine langen Beine aus. Ein Blick in die Karte genügt ihm.

      „Ich nehme wie üblich das Steak rare und einen gemischten Salat. Bitte bringen Sie mir eine Flasche Medoc, den 88er“, bestellt er in perfektem Spanisch mit einem italienischen Akzent.

      Dann schaut er sich um und bemerkt die Schwarzhaarige von vorhin. Sie nimmt an einem Ecktisch vor ihm Platz. Nach einer Weile kommt sie mit einer älteren Frau, die am Nebentisch sitzt, ins Gespräch.

      Erstaunt hebt er seinen Kopf, als er die Wortfetzen „Roulette, Spiel und Verlust“ hört. Vorsichtig rückt er seinen Stuhl etwas vor, um mehr zu verstehen. Die Unbekannte spricht so laut, dass er ihre Erzählung problemlos genau verfolgen kann. Immer wieder fährt sie sich mit den Händen durch ihr Haar und zupft an ihrem weißen Kleid herum. Er kann ihr Gesicht nicht sehen, da sie mit dem Rücken zu ihm sitzt, aber er spürt, wie emotional sie ist. Konzentriert verfolgt er das Gespräch und macht sich Notizen.

      Julia Bergheimer heißt sie, eine Psychotherapeutin aus Deutschland.

      Sein Steak ist kalt, als er mit dem Essen fertig ist. Er steckt sein Notizbuch weg.

      Julia Bergheimer hat ihn auf eine Idee gebracht.

      Vor zehn Jahren gründeten er und sein Bruder Emilio mit drei weiteren Freunden den CLUB ONE, einen exklusiven Wohltätigkeitsverein mit einer begrenzten Anzahl von Mitgliedern. Manche von ihnen frönen im Geheimen ihren sexuellen Vorlieben. Damit die Anonymität der Personen geschützt bleibt, treffen sich die Mitglieder stets vermummt und kommunizieren mittels Sprachverzerrers.

      Conte Giovanni de Orsini wird beim nächsten Clubmeeting Julia Bergheimer als Therapeutin und Coach für seine Mitglieder vorschlagen. Er ist in diesem Moment überzeugt, dass sie als Fachfrau ihm und auch den anderen bei psychischen Problemen helfen kann. Auch ist er sich sicher, dass sie kein Problem mit der Schweigepflicht haben wird. Und erst recht wird sie aufgrund ihrer eigenen prekären Situation das Arbeitsangebot des Clubs gewiss nicht ausschlagen können.

      Er schiebt seinen Stuhl beiseite, um aufzustehen. Plötzlich bleibt er mit einem Fuß hängen. Ein schepperndes Geräusch ertönt, und die beiden Frauen drehen sich zu ihm um.

      Im Schein der Tischkerze blickt er in Julia Bergheimers