Mara Laue

Raumkrieger im Wurmloch: 6 Science Fiction Abenteuer auf 1660 Seiten


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wohl stellvertretend für die Dozenten der Garde-Universität ein paar einleitende Worte verlieren würde.

      Während Ravanelli eine eher hagere Gestalt hatte, war der als Cognac-Liebhaber bekannte Barrington ziemlich schwergewichtig. Eine Halbglatze kennzeichnete seinen Kopf, die markanten Linien seines Gesichts wurden durch einen Kinnbart noch unterstrichen.

      Die Männer schritten nach vorn, setzten sich auf die für sie reservierten Plätze in der ersten Reihe.

      Ein junger Rekrut überprüfte die Mikrofone und die Tonanlage.

      Als das geschehen war, bekam Angham ein Zeichen.

      Mit den energischen Schritten, die die Tatkraft und Entschlossenheit eines militärischen Befehlshabers verrieten, ging Angham zum Rednerpult.

      "Ich darf Sie zu einem ganz besonderen Ereignis begrüßen. Der Garde-Universität ist es gelungen, einen Gastredner mit außerordentlicher Vita zu verpflichten. Einen Mann, der als einer ersten Siedler von Epoh zu den Pionieren des menschlichen Strebens zu den Sternen zählt. Zu seinen herausragendsten Leistungen zählt..."

      Ein Geräusch unterbrach den Kommandeur, dessen Stirn sich in tiefe Falten legte.

      Ein Scotch Terrier huschte zwischen den Sitzreihen des Hörsaals daher, erreichte schließlich den Mittelgang und blieb stehen.

      Der Terrier bellte.

      Der schwergewichtige Barrington erhob sich seufzend von dem ihm zugewiesenen Ehrenplatz. Er sah den Terrier kopfschüttelnd an und seufzte.

      "Jimmy, was soll das denn? Du hast mir gesagt, du wolltest lieber draußen warten."

      Der vermeintliche Scotch Terrier stieß ein raues Bellen aus. Dann fügte er mit wohlmodulierter Stimme hinzu: "Tut mir leid, aber ich habe es mir zwischendurch anders überlegt."

      Ein Raunen durchlief das Publikum.

      Hier und da brach Gelächter aus.

      Die Geschichte von Jimmy, dem Robothund war in ihren Grundzügen allgemein bekannt. Zumindest unter all jenen, die sich auch nur ansatzweise für Roboter oder Künstliche Intelligenz interessierten. Und das traf an der Garde-Hochschule auf fast jeden zu.

      Gut neun Jahre war es her, dass Chris Barrington den Robothund konstruiert hatte. Er war mit einem Kristallsensor ausgestattet und besaß darüber hinaus zahlreiche Zusatzgeräte. Darunter auch einen Strahler in der Zunge, der aus dem eher unscheinbaren und etwas unbeholfen wirkenden Scotch Terrier eine gefährliche Waffe machte.

      Jimmy war bis zu einem gewissen Grad zur Selbstprogrammierung fähig. Ein Hardwarefehler sorgte dafür, dass sich immer wieder Subprogramme bildeten, die den Robothund beinahe selbständig und unvorsehbar reagieren ließen. In wie fern Jimmy den Schritt zur echten Künstlichen Intelligenz zurückgelegt hatte oder nur auf Grund seines Verhaltens den Anschein einer eigenen Persönlichkeit erweckte, blieb bislang eines der ungelösten Rätsel der Kybernetik.

      Ein mildes Lächeln spielte um Chris Barringtons volllippigen Mund.

      "Na komm schon, Jimmy. Aber beklag dich später nicht, dass dir diese Veranstaltung hier zu langweilig ist!"

      Gelächter brach aus.

      Jimmy ließ sich das nicht zweimal sagen.

      Er rannte etwas tapsig auf den Menschen zu, den er nach wie vor seinen Herrn nannte.

      Barrington setzte sich wieder.

      Jimmy nahm zu seinen Füßen Platz. Spontaner Beifall brandete im Publikum auf.

      Generalmajor Angham räusperte sich. "Kommen wir also zurück zu den Leistungen von Chris Barrington. Die Konstruktion des Robothundes Jimmy ist dabei wohl eher eine Fußnote verglichen mit..."

      "Fußnote?", ereiferte sich Jimmy. "Wieso bin ich eine Fußnote?"

      "Still!", schalt ihn Barrington.

      Jimmy ließ ein hinreichend traurig klingendes Jaulen hören, bevor er schließlich verstummte.

      Barrington machte Angham ein Zeichen, um diesem zu bedeuten, dass er mit seinen einleitenden Worten fortfahren könnte.

      Der Generalmajor setzte ein reichlich verkrampft wirkendes Lächeln auf. Wenn etwas nicht nach Plan verlief, so ging ihm das für gewöhnlich ziemlich gegen den Strich.

      Aber er hatte in all seinen Dienstjahren in der terranischen Flotte gelernt, seinen Ärger hinunterzuschlucken und ihn sich möglichst wenig anmerken zu lassen.

      "Wie gesagt, die Leistungen ...Verdienste...äh... unseres..."

      Der Kommandant der Raumgarde war etwas aus dem Konzept geraten. Schließlich fand er den roten Faden aber wieder. "Chris Barrington war Chefmonteur des Kraftwerks von Nattac. Nach der Invasion durch die Titans, die die gesamte Menschheit in starke Mitleidenschaft gezogen hat, organisierte niemand anderes als er den technischen Wiederaufbau in Europa und Asien. Später übernahm er den Ausbau und die Leitung der solaren Beobachtungs-Stationen und erkundete unerschrocken das Transmitternetz der Alienwandler. Nur ganz wenige Menschen sind auf gleichem Niveau dazu in der Lage, sich in die Technologie nichtmenschlicher Wesen einzufühlen. Um über die schwindelerregenden Fortschritte zu referieren, die es in den letzten Jahren in der technologischen Entwicklung Terras gegeben hat, wäre kaum ein Zweiter so kompetent wie Chris Barrington. Denn ist gibt ein Element, das unsere eigene technische Entwicklung in dieser Zeit am nachhaltigsten geprägt hat. Ich spreche vom Einfluss außerirdischer Technik, insbesondere aus Nugrou-Herkunft. Unsere Welt hat sich in dieser Zeit radikal geändert. Und ein Grund dafür liefert die Tatsache, dass unsere Spezies mit anderen intelligenten Völkern Kontakt hatte und Wissen austauschte. Wissen, das in Artefakten und archäologischen Fundstücken aus längst vergangener Zeit schlummerte. Doch ich will meine Rede an dieser Stelle nicht über Gebühr ausdehnen..."

      Nick Gonglor tat so, als würde er Beifall klatschen.

      Allerdings befanden sich seine Hände hinter dem Rücken des Vordermanns und waren weder von der Position des Redners, noch von Jannis Karalaitis' Sitz aus zu erkennen.

      "Heißen Sie bitte Chris Barrington durch einen starken Applaus willkommen!", forderte Angham.

      Der Applaus kam umgehend.

      Es war ein Applaus der Erleichterung, dass Anghams etwas umständlich gewählten Eingangsworte endlich überstanden waren.

      Aber als zweiter begab sich keineswegs Chris Barrington an das Rednerpult.

      Zunächst erhob sich George Ravanelli. Der Professor für Hochenergietechnik bewegte sich auf eine Weise, die sofort signalisierte, dass es unmöglich war, ihn jemals zur Eile antreiben zu wollen.

      Wladimir Krylenko verdrehte die Augen.

      Ravanelli ging leicht gebeugt zum Rednerpult, ließ den Blick über das Publikum schweifen und wartete geduldig lächelnd ab, bis es wieder ruhig war.

      "Es darf nicht wahr sein. Eine salbungsvolle Rede nach der anderen", meinte Kurt Farmoon an André gewandt.

      Der Franzose grinste.

      "Dreimal darfst du raten, was Ravanelli als erstes sagen wird."

      "In meiner Eigenschaft als derzeitiger Dekan der Garde-Universität von Star City...", äffte Kurt Farmoon die Sprechweise des hageren Professors nach, wie er sie aus diversen Vorlesungen kannte.

      Wladimir grinste über das ganze Gesicht, als Ravanelli wenige Augenblicke später mit exakt dem gleichen Wortlaut begann.

      "In meiner Eigenschaft als derzeitiger Dekan der Garde-Universität von Star City darf ich Chris Barrington in unserer Mitte herzlich willkommen heißen. Möge dieser Vortrag Ihnen zum Wohle und Nutzen sein!"

      Diesen Satz pflegte Ravanelli an den Anfang jeder Vorlesung zu setzen.

      Als Kurt Farmoon das beim ersten Mal erlebt hatte, war er in der Versuchung gewesen, sich darüber lustig zu machen. Aber bei einem Mann wie Ravanelli wirkte so ein gedrechselt