gerade auf Ravanellis Spezialgebiet zu einer unverzichtbaren Forschungsmethode.
Eine Drei-D-Projektion schwebte im Raum. Es sollte sich den Anzeigen nach um die schematische, vereinfachte Darstellung eines energetischen Effekts handeln. Allerdings war die Projektion ganz offensichtlich teilweise chaotisch. Hier und da fehlten ganze Elemente. Außerdem kam es zu sinnlosen Überblendungen mit Bildelementen, die offenbar aus anderen Datensätzen stammten.
"Ich nehme an, Sie sehen das Problem auf den ersten Blick!", sagte Teresita mit leicht spöttischem Unterton. "Ich habe gehört, bei der Garde lernen Sie, so etwas mit einem Stück Draht und einem Gummiband zu beheben!"
Kurt erwiderte ihr herausforderndes Lächeln.
"Zu dumm, dass mir das Gummiband fehlt", gab er zurück.
Teresita deutete auf das Terminal.
"Wenn Sie wollen, dann versuchen Sie doch einfach Ihr Glück. Ich bin mit meinem Latein jedenfalls ziemlich am Ende."
"Nichts leichter als das!"
"Angeben dürfen Sie, wenn Sie das Problem gelöst haben!"
"Seien Sie vorsichtig, Teresita! Ich komme auf dieses Angebot vielleicht zurück!"
Kurt deaktivierte als erstes die offenbar fehlerhafte Projektion und begann das Kristallsensor-System, neu zu konfigurieren. Teresita sah ihm aufmerksam zu.
Er versuchte die Projektion erneut zu aktivieren, aber es zeigte sich derselbe Fehler.
"Schade", sagte sie. "Ich dachte schon, ich hätte es hier mit einem Kristallsensor-Fachmann der Sonderklasse zu tun..."
"Haben Sie..."
"Na, bis jetzt haben Sie Ihr Können aber erfolgreich vor mir verborgen."
"Ich habe nie behauptet, ein Genie zu sein!"
"Eigentlich schade -—ich mag selbstbewusste Männer."
"Gerade war ich Ihnen noch zu angeberisch!"
"Müssen Sie eigentlich immer das letzte Wort haben?"
"Bei Ihnen nicht unbedingt, Teresita." Kurt deutete auf das Terminal. "Ich werde es mal mit einer anderen Projektion versuchen. Dann hat man einen Vergleich."
Kurt nahm den Datenträger mit seinen Arbeitsergebnissen der letzten Nacht hervor. Ein paar Augenblicke später entstand eine der Drei-D-Projektionen, die seine Anwendung von Alienwandler-Mathematik auf den "X-Space"-Effekt veranschaulichten.
"Wie Sie sehen, ist die Darstellung fehlerfrei", stellte Kurt fest.
Teresita verschränkte die Arme vor der Brust. "Das heißt, es ist kein Kristallsensor-Fehler, sondern ein Fehler im Datensatz!"
"Ja."
"So ein Mist!"
"Tut mir leid."
Sie blickte auf die Projektion, die Kurt aktiviert hatte und verengte etwas die Augen. "Und was ist das da?", erkundigte sie sich.
Genau in diesem Augenblick hatte sich die Schiebetür des Büros geöffnet.
Professor Ravanelli stand mit überraschtem Gesicht da und legte die Stirn in Falten. Er hatte die letzte Frage seiner Assistentin offenbar noch verstanden.
"Mich würde ebenfalls interessieren, was das da ist", erklärte Ravanelli. Er wandte sich an Teresita. "Hat dieser junge Mann bei mir einen Termin? Ich kann mich gar nicht an ihn erinnern und eigentlich leide ich noch keineswegs unter altersbedingtem Gedächtnisschwund."
"Nein, hat er nicht."
"Was macht er dann hier?"
"Er ist hier einfach aufgetaucht und wollte Sie unbedingt sprechen, Professor."
"Und da haben Sie ihn in Ihrer Gutmütigkeit gleich hereingelassen und ihm angeboten, dass er in meinem Büro warten kann", versetzte Ravanelli ärgerlich.
Teresita war sichtlich verlegen.
"Er bot mir an, mir bei den Schwierigkeiten zu helfen, die es mit Ihrer Projektion für die Vorlesung gibt..."
Ravanelli betrachtete Kurts Projektion. Er hob die Augenbrauen. "Die Darstellung ist einwandfrei."
"Leider nur bei meinem eigenen Datensatz. In Ihrem ist offenbar ein Fehler", erklärte Kurt.
"Ich will hoffen, dass Sie sich irren. Ansonsten kann ich meine Projektion für die Vorlesung wohl abschreiben..." Der Professor brach plötzlich ab. Irgendetwas an dem, was er sah, schien ihn geistig gefangen zu nehmen.
Kurt Farmoon stellte sich inzwischen vor.
Der Professor unterbrach ihn abrupt.
"Sagen Sie, beschäftigen Sie sich mit Alienwandler-Mathematik?"
"Ja, ich habe sie auf den "X-Space"-Effekt anzuwenden versucht und bin zu überraschenden Ergebnissen gekommen!"
"Das sehe ich", murmelte Ravanelli. "Zeigen Sie mir mehr davon!"
Bingo!, dachte Kurt. Genau das hatte er erreichen wollen.
"Nichts leichter als das!", verkündete er.
Teresita schaltete sich jetzt in das Gespräch ein. "Professor, Sie haben gleich Ihre Sprechstunde!", erinnerte sie ihn. "Und in Ihrer Vorlesung werden Sie wahrscheinlich ohne Projektion dastehen..."
Der Professor schwieg.
Er sah sich Kurts Arbeitsergebnisse an, murmelte dabei leise vor sich hin.
Zwischendurch verlangte er von dem jungen Gardisten, weitere Daten zu sehen.
Teresita hielt es zunächst für das beste, gar nichts zu sagen. Schließlich wandte sich Ravanelli ihr zu. "Sagen Sie alle Termine für die Sprechstunde und meine heutige Vorlesung ab!", verlangte er.
Teresita stand konsterniert da.
"Wie bitte?"
"Haben Sie mich nicht verstanden? Machen Sie schon! Außerdem brauche ich jetzt eine Communicator Phone-Verbindung zu Generalmajor Angham..."
*
Generalmajor Angham, seines Zeichens Kommandant der Raumgarde, war über Communicator Phone nicht erreichbar. Laut Auskunft seines Adjutanten Jeffrey Kantos befand sich Angham in einer wichtigen Besprechung, bei der er unmöglich gestört werden konnte.
Ravanelli war außer sich.
"Alles nur Vorwände!", schimpfte der gegenwärtige Dekan der Garde-Universität. "Davon sollten wir uns nicht abwimmeln lassen!"
"Was schlagen Sie vor, Professor?", fragte Kurt.
"Wir gehen zu Ihrem obersten Kommandeur und stellen ihn einfach zur Rede. Ganz gleich, über welche taktischen Feinheiten er jetzt gerade auch in irgendeinem erlesenen Zirkel herumschwadronieren mag -—Sie haben letzte Nacht eine Entdeckung gemacht, die es wert ist, dass er Ihnen wenigstens fünf Minuten Gehör schenkt!"
Dieser Satz ging Kurt natürlich wie Öl herunter. Schließlich kam er nicht von irgendwem, sondern von der Autorität auf dem Gebiet der Hochenergietechnik schlechthin.
"Danke!"
"Nichts zu danken. Ich verteile keine Komplimente, sondern drücke nur meine Anerkennung für Ihre Leistung aus!" Ravanelli schüttelte den Kopf. Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und meinte anschließend: "Irgendwoher kenne ich Sie doch, Farmoon. Habe ich Sie vielleicht schon einmal in einem Doktoranden-Kollegium gesehen? Ich kann mir Gesichter so schlecht merken..."
"Nein."
"Hätte ja sein können..."
"Aber ich habe schon Vorlesungen von Ihnen besucht", sagte Kurt, wobei er Teresita einen kurzen Blick zuwarf.
Sie