Dominik Krause

der bauschaden Spezial Feuchteschutz in der Altbausanierung


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Bauteiltrocknung {Bauteiltrocknung, indirekte} durch Raumlufttrocknung (Luftentfeuchtungsverfahren) ist ein für die Bautrocknung gebräuchliches Verfahren. Zu beachten ist bei dem Einsatz von indirekter Bauteiltrocknung durch Raumlufttrocknung, dass die meisten Luftentfeuchtungsgeräte {Luftentfeuchtungsgeräte} erst ab 30 bis 40 % relativer Luftfeuchte effektiv arbeiten.

Luftentfeuchtung
VerfahrenFunktionBemerkung
Kondensationstrocknung(Kältetrocknung)Feuchte Raumluft wird in einem Gerät angesaugt und durch ein Kühlsystem geführt. An den Kühllamellen bildet sich Kondenswasser, das in einem Behälter aufgefangen wird. Getrocknete Luft verlässt das Gerät. Der Wasserbehälter wird in Zeitabständen entleert.•relativ hohe Raumlufttemperaturen erforderlich•effektiv bei hohen Raumluftfeuchten•eignet sich für Sofortmaßnahmen•ständige Betreuung wegen Behälterentleerung notwendig
Adsorptionstrocknung(Sorptionstrocknung)Feuchte Raumluft wird durch ein Segment eines rad- und wabenförmigen Trocknungselements (Rotor) mit großer Oberfläche geführt. Der Rotor ist mit einem stark hygroskopischen Material beschichtet, das die Feuchtigkeit unabhängig der Temperatur der durchgeführten Luft entzieht. Die getrocknete Luft wird an den Raum wieder abgegeben. Die aufgenommene Feuchtigkeit wird im Gegenstromverfahren erhitzt und verdampft im Gerät. Die entstehende feuchte Regenerationsluft im Gerät wird über Schläuche aus dem Raum geführt.•keine hohen Raumlufttemperaturen notwendig, daher auch Einsatz in Kellern und außerhalb von Gebäuden möglich•Einsatzgebiete sind Trocknung von Decken- und Wandkonstruktionen, von Dämmstoffen in verschiedenen Konstruktionen•Einsatz von Folienzelten erhöht die Effektivität, da dadurch das zu trocknende Luftvolumen verkleinert wird
Lüftung/HeizungDie Raumluftfeuchte wird durch eine Beheizung und intensiven Luftaustausch (Quer- oder Diagonallüftung) herabgesetzt. Die Beheizung kann mit mobilen Heizgeräten erfolgen.•sehr zeit- und arbeitsintensives Verfahren•kein effektives aber preiswertes Verfahren•Die Kosten für Nutzungseinschränkung der Räume sind erheblich.

      Tab. 3: Entfeuchtungsverfahren (Quelle: Jürgen Weber)

      Kondenstrockner können nur dann wirtschaftlich betrieben werden, wenn der Raum bzw. das Gebäude geschlossen ist und die Lufttemperatur deutlich über +10 °C liegt. Eine Bautrocknung unter einer Raumtemperatur von +10 °C ist nicht zweckmäßig. Bei diesem Klima ist kein ausreichendes Dampfdruckgefälle zwischen Baustoff und Raumluft vorhanden. Den optimalen Wirkungsgrad entwickeln Kondenstrockner bei Temperaturen von 15 °C bis 25 °C.

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      Bild 5: Kondenstrockner ohne und mit Ventilator (Quelle: Jürgen Weber)

      Da die Trocknung mit Kondenstrocknern gegenüber der Trocknung durch Heizen und Lüften keine großen Spannungen im Bauteil oder dessen Schichten verursacht, gilt dieses Trocknungverfahren als Substanzschonend.

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      Bild 6: Teile eines Kondensationstrockners (Quelle: Sprint Sanierung GmbH, Köln)

      Adsorptionstrockner verbrauchen gegenüber einem Kondensationstrockner etwa die dreifache Energiemenge und sind in Anschaffung bzw. Miete teurer. Sie können u. a. sinnvoll zur Trocknung von schwimmenden Estrichen, Hohlräumen in Bauteilen, Installationsschächten, Trockenbauwänden und in Flachdächern eingesetzt werden. Adsorptionstrockner können eingesetzt werden, wenn niedrige Temperaturen am Einsatzort vorhanden oder besonders niedrige Luftfeuchtigkeiten erforderlich sind. Die Geräte können Luft teilweise auf unter 5 % relative Luftfeuchte trocknen.

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      Bild 7: Bestandteile eines Adsorptionstrockners (Quelle: Sprint Sanierung GmbH, Köln)

      Eine Trocknung von unbeheizten Kellern im Winter kann durch gezielte Luftströmung aus beheizten Obergeschossen erfolgen. Die beheizte Luft wird aus dem Obergeschoss mittels Ventilator in den Keller angesaugt, wo sie Feuchtigkeit aufnimmt und über die Kellerfenster ins Freie abgeführt wird. Dieses Verfahren wird kaum bzw. vernachlässigbar gering eingesetzt. Die notwendigen Randbedingungen, wie ausreichende Luftzufuhr aus den Obergeschossen, hohe Heizleistung, möglicher zusätzlicher Feuchteeintrag in den Keller usw., führen zu hohen Versagensrisiken. Sekundärschäden sind nicht auszuschließen.

      Direkte Bauteiltrocknung

      Die Verfahren der direkten Bauteiltrocknung {Bauteiltrocknung, direkte} sind neben der Luftentfeuchtung zur Mauerwerks- bzw. Bauteiltrocknung ebenfalls gebräuchliche Verfahren. Durch zugeführte elektromagnetische oder thermische Strahlung und/oder durch Abführung der mit Feuchte angereicherten Luft aus einem Hohlraum in einer Konstruktion wird ein durchfeuchtetes Bauteil getrocknet.

Strahlungstrocknung
VerfahrenFunktionBemerkung
MikrowellentrocknungDas Bauteil wird mit elektromagnetischen Wellen (Mikrowellen) bestrahlt. Die Wassermoleküle geraten in Bewegung und erwärmen sich durch Reibung auf mehr als 100 °C. Das Wasser wird dann durch Dampfdruck aus dem Bauteil getrieben und an die Umgebungsluft abgegeben.•Gezielte Bestrahlung ermöglicht punktuelle Trocknung von Bauteilbereichen.•Tiefere Mauerwerksquerschnitte sind erreichbar.•Trocknungszeit wesentlich kürzer als bei Luftentfeuchtungsverfahren•erhebliche Kosten•Gefahr von Strahlungsschäden•Feuchte Raumluft muss getrocknet werden.
Infrarot-WärmeplattentrocknungWärmeplatten mit Infrarotstrahlung werden vor das feuchte Mauerwerk aufgestellt. Die Oberflächen werden erwärmt. Das Wasser im oberflächennahen Bereich verdunstet in die Raumluft. Aus dem Inneren wird Wasser in Richtung Wandoberfläche nachgeliefert und verdunstet ebenfalls, sodass eine Austrocknung verursacht wird.•beschleunigt den Trocknungsprozess erheblich•Bei zu schneller Trocknung der Oberfläche wird der Wassertransport unterbrochen und die restliche Feuchte im Inneren kann nur über langsame Diffusionsprozesse erfolgen.•Feuchte Raumluft muss grundsätzlich getrocknet werden.
Thermisch-konstruktive Trocknung durch HeizstäbeIm Raster von 30 bis 40 cm werden Bohrlöcher gebohrt und anschließend Heizstäbe eingebracht. Die Stäbe werden auf 150 °C erwärmt und damit das Mauerwerk auf 60 bis 80 °C aufgeheizt.•nur wirtschaftlich bei Bauteiltrocknung•Erwärmung und Abkühlung des Mauerwerks muss langsam erfolgen.
TiefenfrequenzverfahrenSeit ca. 2004 auf dem Markt befindliche nicht ausführlich beschriebene Methode, die Funktion soll der Mikrowellentrocknung ähnlich sein.•kaum bekanntes und angewendetes Verfahren•Ausreichende theoretische und praktische Erfahrungen fehlen.

      Tab. 4: Trocknungsverfahren mittels Erwärmung der Bauteile (Quelle: Jürgen Weber)

      Die Heizplatten {Heizplatten} (in der Regel Infrarotstrahler) sollten zu Beginn der Trocknungsmaßnahme für einige Tage eingesetzt werden. Damit wird der gesamte Trocknungsprozess erheblich beschleunigt. Danach soll eine weitere Trocknung bis zum Erreichen der Sorptions- und Ausgleichsfeuchte über den Bauteilquerschnitt mittels ausreichender Fensterbelüftung (mit möglichst hohen Raumlufttemperaturen) oder durch eine Luftentfeuchtung mit entsprechenden Trocknungsgeräten erfolgen.

      Die Heizplatten sind in ihrer Anwendung nur bei Baustoffen mit hoher Porosität und einem ausreichend vorhandenen Kapillarsystem (z. B. Mauerwerk) sinnvoll einsetzbar. Bei Baustoffen mit geschlossenen Strukturen und sehr kleinen Kapillaren (z. B. Beton) sollten andere Trocknungsmöglichkeiten ausgewählt werden.

      Die Heizplattentechnik hat gegenüber der Mikrowellentechnik den Vorteil, dass der erhebliche Aufwand zur Einhaltung der Sicherheits- und Arbeitsschutzanforderungen entfällt. Die Temperaturdifferenzen zwischen den hohen Oberflächentemperaturen und den relativ geringen Temperaturen im Inneren des Bauteils kann zu schädigenden Spannungen führen.

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      Bild 8: Trocknung von Wänden mit einer Heizplatte (Quelle: Jürgen Weber)

      Bei dem Verfahren ist auf eine relativ langsam fortschreitende Abtrocknung zu achten, damit der kapillare Wassertransport nicht abreißt. Geschieht dies, kann nur noch über die langsamere Diffusion