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Während dieser Lebensphase verkehrte Swedenborg in den höchsten Kreisen der schwedischen Gesellschaft und als aktives Mitglied der Adelskammer besuchte er regelmäßig den Reichstag. Er war mit seiner Arbeit am Bergwerksdirektorium beschäftigt und häufig am Königshof anwesend und im Dezember 1740 wurde er in die neu geschaffene Schwedische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Dort schloss er mit zwei Männern Freundschaft: Graf Hopken, dem Ausführenden Rat, und Graf Tessin, dem Präsidenten der Adelskammer. Zu den Mitgliedern zählte auch Carl von Linné, der oft als Vater der modernen Botanik bezeichnet wird.69
Die Oeconomia regni animalis ist ein langes und sehr komplexes Werk. Der erste Band handelt überwiegend vom Blut und vom Herzen. Der zweite Band hat das Gehirn und die menschliche Seele zum Gegenstand. Das gesamte Werk beruht sehr stark auf Anatomie, enthält aber auch Studien zu Struktur und Funktion sowie Vertiefungen in die Philosophie.
Swedenborg eröffnete die Oeconomia regni animalis mit der Behandlung des Blutes und der Feststellung, dass das Blut ein universelles Prinzip darstelle, welches dem Körper zugrunde liege und die Vollkommenheit der Natur enthalte. Er betrachtete das Blut als grundlegende Flüssigkeit, welche die Funktionen der Seele im Körper ausführe. Es ernähre alle Teile des Körpers, diene ihnen und unterstütze sie. Danach folgte eine Abhandlung zu Herz und Kreislauf, wobei Swedenborg erkannte, dass das gesamte Leben von der Natur und der Verteilung des Bluts abhängt. Er schätzte die Bedeutung einer detaillierten Kenntnis des Kreislaufsystems, um die Rolle des Blutflusses im Körper besser verstehen zu können, und er begriff, dass Gesundheit, Kraft und Leben des Körpers selbst vom balancierten Fließen dieses Blutes des Lebens abhängen.70
Der zweite Band von Oeconomia regni animalis21* behandelt das Gehirn und die menschliche Seele. Die darin behandelten Überlegungen werden im Verlauf dieses Buchs weiter erforscht. Zunächst genügt ein kurzer Überblick.
Swedenborg beschrieb das Gehirn als aktives, den übrigen Körper belebendes Organ, wobei er der Ansicht war, dass diese Belebung aus zwei Aspekten bestehe: einerseits gebe das Gehirn eine unterstützende, belebende Kraft ab, die durch eine geistige Essenz oder Flüssigkeit übermittelt werde, welche wiederum unmittelbar die zerebrospinale Flüssigkeit und indirekt den übrigen Körper beseele. Er beschrieb die Bewegung des Gehirns mit den Eigenschaften von Expansion und Kontraktion, wodurch die beseelende Kraft vermittelt durch die geistige Flüssigkeit angetrieben werde. Er erkannte das Gehirn als das größte Einzelorgan des Körpers und das hervorragendste in der Interaktion von Seele und Körper – als Organ des menschlichen Geistes selbst also.71
Swedenborg zufolge entstehe die geistige Flüssigkeit im zerebralen Kortex, verlaufe durch und um die Nervenfasern des Gehirns, des Rückenmarks und des gesamten Körpers. Diese geistige Flüssigkeit fließe in die zerebrospinale Flüssigkeit ein und gelange schließlich in den Blutstrom, wobei sie die vitale Essenz des Blutes ausmache. Ihm zufolge pulsiere die geistige Flüssigkeit und übermittle die beseelende Bewegung des Gehirns an den übrigen Körper. Dabei handele es sich um eine universale Bewegung, die der Bewegung der Lungen und des Herzens sowie den Bewegungen jedes einzelnen Organs zugrunde liege – und letztlich die gesamte Bewegung im ganzen Körper vereinige.72
Swedenborg glaubte, dass das Studium der Natur zu einem Wissen der höheren Wirklichkeit und insbesondere, dass ein anatomisches Studium des Körpers zu einem besseren Verständnis der Seele führen könne. Er betrachtete die gesamte Schöpfung und zumal die menschliche Form als eine Abfolge von Graden, Ursachen und Wirkungen; alles reflektiere einen Aspekt von etwas Höherem. Er erkannte eine gemeinsame Harmonie, die zwischen verschiedenen Ebenen bestehe, so etwa zwischen Seele und Körper, und ging davon aus, dass die geistige Flüssigkeit als Medium zwischen Seele und Körper fungiere.73
Swedenborg war zudem der Ansicht, dass die Seele den Körper über das Gehirn und die geistige Flüssigkeit belebe und nach dem Tod des Körpers überdauere. In Oeconomia regni animalis bemerkte er, dass die geistige Flüssigkeit nicht allein die Beseelung an den Körper übermittle, sondern auch die organische Substanz ausmache, welche die Seele umfasse. Die Seele, so Swedenborgs Hypothese, sei die prinzipielle Ursache aller daraus folgenden Sachverhalte im Körper; der Körper bilde also einen Spiegel der Seele.74
Zusammenfassend: Die Oeconomia regni animalis ist eine auf Anatomie beruhende Studie des menschlichen Leibes. Sie sucht nach der Offenbarung der Seele im Körper, wozu detaillierte Analysen und Schlussfolgerungen zu Blut, Kreislauf, Nervensystem und Seele gehören. Swedenborgs Niederschriften zum Gehirn bezogen sich stark auf die beiden ersten Abhandlungen seines Venezianer Werks von 1738 mit den Amsterdamer Zusätzen von 1740, die posthum unter dem Titel The Brain von Rev. Alfred Acton, PhD, 1938 ins Englische übersetzt wurden.75
Nach seiner Rückkehr war Swedenborg drei Jahre lang mit seinen beruflichen Pflichten und weiteren Studien zur Anatomie, insbesondere zum Nervensystem, befasst. Davon ist einiges posthum als dritter Band zur Oeconomia regni animalis in englischer Sprache veröffentlicht worden: The Fibre.
REGNUM ANIMALE22*
Im Juni 1743 erbat der 55-jährige Swedenborg eine erneute Erlaubnis zur Abwesenheit vom Bergwerksdirektorium, um ein weiteres großes Werk beenden und publizieren zu können: eine Reihe mit dem Titel Regnum Animale, später als The Soul’s Domain ins Englische übersetzt.
Swedenborg benötigte Zugang zu ausländischen Bibliotheken und zu den neuesten anatomischen Erkenntnissen. Dabei stellte er klar fest, dass es leichter und bequemer, sicherer und günstiger sein würde, wenn er zu Hause bliebe. Demgegenüber empfand er ein brennendes Verlangen danach, der Nachwelt etwas von gelehrsamem Wert zu hinterlassen, etwas, das einen Beitrag zur internationalen Forschung darstellen und seinem Land Ehre einbringen würde. Und immer noch war er auf der Suche nach der Seele im Körper. So verließ Swedenborg sein Heimatland im Juli 1743 zu seiner fünften Auslandsreise und begab sich nach Amsterdam.76
Swedenborg war zu der Überzeugung gelangt, dass er sich in seinem ersten anatomischen Werk Oeconomia regni animalis allzu rasch auf ein Studium der Seele konzentriert hatte, und kam zu dem Schluss, dass eine detailliertere anatomische Untersuchung des Körpers erforderlich sein würde, um ein Verständnis vom Sitz der Seele auf rein empirischer Basis zu gewinnen. Diese erweiterte anatomische Studie sollte die Basis seines neuen Werks Regnum Animale bilden und als Erweiterung der Oeconomia regni animalis verstanden werden.77
Da er in der Oeconomia universale Konzepte eingeführt hatte, fuhr Swedenborg folgerichtig damit fort, die einzelnen Organe des Körpers im Detail zu erfassen und in diesem Zusammenhang seine schriftliche Darlegung des Nervensystems zu revidieren. Zur Vorbereitung auf Regnum Animale skizzierte Swedenborg fünf Bände zu den Themenkomplexen von Gehirn, Nerven- und Reproduktionssystem, Sinnesorganen und den übrigen Teilen des Körpers. Als Teil dieser Serie schrieb er 1743/1744 ein ganz neues Werk über das Gehirn, das Rückenmark und die Nerven des Kopfes und beabsichtigte, dieses Werk als Teil von Regnum Animale zu veröffentlichen. Doch noch bevor er diese Reihe vollenden konnte, ging er bereits ganz zu seinem theologischen Werk über und ließ die wissenschaftlichen Studien hinter sich. Die Arbeit über das Gehirn aus den Jahren 1743 und 1744 wurde als Stockholmer Werk bekannt und posthum als das zweibändige De cerebro veröffentlicht – mit der Übersetzung aus dem Lateinischen ins Englische durch Leonard Tafel von 1844 und 1847. Die Überlegungen dieses Werks werden im vorliegenden Buch an späterer Stelle analysiert und mit denjenigen der Kranialen Osteopathie verglichen.78
Swedenborg verbrachte den Herbst 1743 in Amsterdam, besuchte Anatomen und bereitete Regnum Animale zur Veröffentlichung vor. Er vollendete die drei Arbeitsgänge in dieser Zeit und überwachte 1744 die Veröffentlichung der ersten beiden Bände. Der dritte Teil wurde schließlich 1745 in London veröffentlicht. Das Regnum Animale wurde später von James John Garth Wilkinson, der Mitglied des Royal College of Surgeons in London war, ins Englische übertragen (1843 – 1844). Der Titel für die ersten zwei Bände lautete: The Animal Kingdom – considered Anatomically, Physically and Philosophically.79
Im Vorwort zu Regnum Animale skizzierte Swedenborg seine Intention, in