David Fuller

Osteopathie und Swedenborg


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Thron an ihren Ehemann Fredrik, wobei das Übereinkommen erhalten blieb.33

      Der Tod König Karls XII. beendete Schwedens sogenannte ‚große Zeit’, in der das Land militärisch expandierte. Unter seiner Regentschaft umfasste das Reich zahlreiche Gebiete im Umkreis der Ostsee und des heutigen Finnlands. Aber es war auch eine Zeit absoluter Herrschaft des Monarchen mit Tyrannei, scharfer Besteuerung und harter Vorschriften zum Militärdienst. Während jener Epoche gab es zwei einflussreiche und mächtige Parteien und diejenige, welche die militärische Expansion ohne Rücksicht auf Kosten befürwortete, verlor mit Karls Tod deutlich an Macht. Die neue Monarchie wechselte den Kurs, konzentrierte sich auf die Stabilisierung des Landes und vermied weitere Expansionspläne. Damit begann ein neues ‚Zeitalter der Freiheit’, in dem die Macht des Monarchen begrenzt und mit dem Reichstag geteilt wurde. Dabei wurde der Reichstag von der Adelskammer dominiert. Die schwedische Führung richtete ihre Reformen an innenpolitischen Problemen aus und dieser Entschluss erwies sich als erfolgreiche Strategie, um Schweden über das nächste Jahrhundert erblühen zu lassen.34

      Im Mai 1719 adelte Königin Ulrika die Familien der schwedischen Bischöfe. Emanuels Name änderte sich von Swedberg zu Swedenborg und sein Leben veränderte sich ebenfalls. Als ältester Nachkomme der Familie erhielt er einen Sitz in der Adelskammer und nahm ab diesem Zeitpunkt für den Rest seines Lebens regelmäßig an deren Sitzungen teil, sofern er keine Auslandsreisen unternahm. Swedenborg schrieb während seiner 53-jährigen Mitgliedschaft viele Vorlagen für die Kammer; seine Vorlagen aus den Jahren 1722 – 1771 sind erhalten und decken einen weit gestreuten Themenbereich ab: von der Reform der schwedischen Währung, der Balance des Handels und Prioritäten bei der Gewinnung bestimmter Metalle über die Entwicklung der Eisenproduktion bis hin zu Vorlagen zur Beförderung der Freiheit in Schweden sowie dem Aufbau einer Metallherstellung in Rollenform.35

      Obgleich Swedenborg aufgrund der mangelhaften Unterstützung der Wissenschaften in Schweden frustriert war, betrieb er seine Studien weiter und schrieb Aufsätze zu zahlreichen Themen, beispielsweise: das erste in Schweden veröffentliche Werk über Algebra; über Kräne, um schwere Gegenstände zu heben; eine Studie zu Fossilien und zur Analyse des Erdbodens; zum Flussaufwärtssegeln; über Handel und Manufaktur; über Feuer und Farben; über alternative Methoden der Salzherstellung; über Veränderungen in der Rotation der Erde; über die Gewinnung und Verarbeitung von Metallen; über Docks und Kanalabdichtungen; über Analysen der Gezeiten und über Währungsschwankungen. Ebenso verfasste er ein Werk Über Tremulationen.11* Dies war sein erstes Werk über Anatomie und Physiologie aus dem Jahr 1719. Er argumentiert darin, dass die Lebenskraft des Körpers aus feinen Schwingungsbewegungen bestehe, die den gesamten Körper durchdringen. Dieses Werk ist deshalb von großem Interesse, weil es ein gründliches Wissen über Anatomie zeigt, allen voran von einem Nervensystem, das in das Kreislaufsystem, das Lymphsystem und den Rest des Körpers einschließlich der Knochen integriert ist. Hier zeigt sich sein frühes Interesse am Studium der Bewegung als Quelle des Lebens. Es geht seinen Prinzipien und späteren Studien voraus, die wiederum zu weiteren anatomischen Studien führten. Swedenborg schrieb viele Jahre lang kein weiteres Werk zu Anatomie und Physiologie. Dennoch begleiteten ihn diese Interessensbereiche sein gesamtes Leben hindurch.36

      Im selben Jahr verstarb Swedenborgs geliebte Stiefmutter Sara Bergia an Lungenentzündung. Sie war mit Jesper Swedberg 23 Jahre verheiratet gewesen und hinterließ den Kindern von Swedberg, insbesondere aber Emanuel, wertvolle Bergwerksanteile, darunter Hammerwerke, Brennöfen, Wälder und Felder. Emanuel Swedenborg und sein Stiefbruder Lars Benzelstjerna kauften der Familie die restlichen Güter ab. Benzelstjerna lebte beim Bergwerk Starbo und führte es so, dass Swedenborg seine Studien fortan frei betreiben konnte.37

      1721 brach Swedenborg erneut ins Ausland auf, um seine Forschungsaktivitäten auszudehnen. Nachdem er vom König die Erlaubnis zur Abwesenheit vom Bergwerksdirektorium erhalten hatte, reiste er durch Europa, um den Bergbau und den Manufakturprozess außerhalb Schwedens zu studieren und um weiter zu veröffentlichen. Er besuchte innerhalb eines Jahres in vielen Ländern mehrere Zentren für Bergbau und Metallschmelzen, und er nutzte diese Zeit zum Verlegen sechs wissenschaftlicher Werke (über Chemie, Metallurgie, Methoden der Astronomie, Dockdämme und Navigation). Diese erschienen bei Friedrich Hekel in Leipzig, einer der führenden Druckereien Europas. In Ludwig Rudolph, dem Grafen von Braunschweig, fand er einen weiteren Freund und Förderer, der ihn dabei unterstützte, die Kosten seiner Veröffentlichungen zu tragen. Swedenborg war mit mehreren Mitgliedern des deutschen Adels befreundet, insbesondere mit Ludwig Rudolph, den er 1722 während seines Besuches im Harz kennenlernte. Einige Historiker haben vermutet, dass der Graf anfänglich einen ausgezeichneten ausländischen Bergbauexperten an seinen Hof habe holen wollen, dann aber bald den universalen Geist seines schwedischen Gastes erkannt und ihre Beziehung zu einer echten Freundschaft entwickelt habe.38

      Mit der Rückkehr nach Stockholm kehrte Swedenborg auch in sein Leben als Adliger, Regierungsbeauftragter und Schriftsteller zurück. Er befasste sich wieder intensiv mit seiner Tätigkeit für das Bergwerksdirektorium und wurde schließlich 1724 auf eine ständig entlohnte Position berufen.

      Das Bergwerksdirektorium bestand aus sieben Mitgliedern und traf sich in elf Monaten des Jahres an jedem Wochentag. Damit erfüllte es wichtige administrative, technische und regulative Funktionen. Die Bergwerke standen im Wettbewerb und waren meistens im Besitz von Familien oder kleinen Gesellschaften. Das Direktorium unterteilte Schweden in vier Distrikte, berief Leiter der Minen und einen Amtmann für jeden Distrikt. Jeder verfügte über einen Gerichtshof, um Differenzen zwischen den verschiedenen Unternehmen zu klären. Das Bergwerksdirektorium diente seinerseits als oberstes Gericht für die Bergwerke. Jedes Mitglied des Direktoriums – jeder Assessor – legte seine Sichtweise der juristischen Fälle dar und das Direktorium entschied letztlich darüber, welche und wie viele Metalle abgebaut werden sollten und durften; es legte Standards für die Qualität des Metalls fest und inspizierte sowohl die geförderten Metalle als auch die Bergwerke. Um die Abbaumethoden zu studieren und die Metallqualität zu bestimmen, unterhielt das Direktorium das fortschrittlichste Labor des ganzen Landes. Das Direktorium regulierte darüber hinaus die Preise und kontrollierte die Steuern auf Metalle.39

      Als Assessor des Bergwerksdirektoriums war Swedenborg intensiv mit juristischen Entscheidungen, technischen Angelegenheiten und Personalfragen, aber auch mit wissenschaftlichen und technischen Fragen befasst. In dieser Position diente er dem Direktorium 23 Jahre, ehe er sich 1747 zurückzog, um seine Anstrengungen ganz auf seine theologischen Schriften zu konzentrieren.40

      Ebenfalls Mitte der 1720 er verehrte Swedenborg eine junge Frau, Kristina Maria Steuch. Die Tochter des Bischofs von Karlstadt hatte zu jener Zeit drei ernsthafte Verehrer und entschied sich schließlich nicht für Swedenborg. Daraufhin schlug seine Familie eine andere mögliche und attraktive Partnerin zur Heirat vor, doch Swedenborg machte offensichtlich weder ihr noch irgendeiner anderen Frau mehr den Hof.41

      In jener Zeit lebte er bei seiner Schwester Hedwig und ihrem Ehemann, bis sie 1728 verstarb. Nach ihrem Tod begann er das Leben eines Junggesellen und stellte einen Diener an. Sein Neffe und Schüler Erik Benzelius der Jüngere studierte bei ihm, lebte teilweise bei ihm und schloss sich ihm schließlich im Bergwerksdirektorium an.42

      BERUFSLAUFBAHN, WISSENSCHAFTLICHE WERKE UND WEITERE STUDIEN IM AUSLAND

      Von 1722 bis 1733 arbeitete Swedenborg neben seiner Tätigkeit am Bergwerksdirektorium ständig an seinem ersten großen Werk, Opera Philosophica et Mineralia. Nach seiner Vollendung stellte er das Manuskript im September 1733 dem Verleger Friedrich Hekel in Leipzig vor. Swedenborg begutachtete sein Werk Anfang 1734 und im Alter von 46 Jahren veröffentlichte er es als sein erstes eigenständiges wissenschaftlich-philosophisches Werk in drei Bänden.43

      Der erste Band wurde unter dem Titel Principia bekannt. Der Untertitel lautet im Deutschen nach der englischen Übersetzung von 1845: Die ersten Prinzipien der natürlichen Sachverhalte, die neue Versuche zur philosophischen Erklärung der elementaren Welt darstellen. Dieser Band umfasste eine übergreifende Kosmologie, sowohl eine Sternennebel-Theorie als auch eine atomare Theorie der Arten. Die Prinzipien bildeten eine Studie des Endlichen, das seinen Ursprung im Unendlichen erkennt, ohne welches es nicht hätte entstehen können oder weiter