Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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Hälfte fast völlig von Geröll versperrt ist. Zu­dem ver­bieten die tür­kischen Behörden, die damals die Insel besetzt hal­ten, alle Aus­gra­bungen. 1898 ist die Insel endlich be­freit und zwei Jah­re später betritt D. G. Hogarth, der Direktor der Bri­ti­schen Schule für Aus­grabungen in Athen, den Schau­platz. Die Pul­ver­la­dun­gen sei­ner Spreng­ar­beiter machen „kur­zen Pro­zess“ mit dem Ge­röll. Jetzt kön­nen die eigentlichen Ausgrabun­gen be­gin­nen. Die klei­ne, obere Grot­te ist schon teilweise aus­ge­plün­dert, trotz­dem fin­den die Aus­gräber noch kleine Bron­ze­ge­gen­stän­de, Messer, Arm­bän­der, aber auch Ke­ramik so­wie eine Art Hei­lig­tum mit ge­pflas­ter­tem Boden und einen Altar. In­te­res­san­ter und erfolg­ver­spre­chender scheint die tie­fe Kluft zur Linken. Zu­fällig steckt ein Arbeiter sei­ne Kerze in einen von der Decke hän­genden Sta­lak­ti­ten - da sieht er die Schnei­de eines Bronze­schwertes da­rin einge­keilt. Nach so­fortiger Un­ter­su­chung wird sie als myke­nisch (also nach-mi­noisch) er­kannt. Jetzt wühlen die Aus­gräber nicht mehr im Schlamm, son­dern blicken nach oben - und ent­de­cken in den Ritzen der her­ab­hän­gen­den Tropf­steine eine atem­be­rau­bende Men­ge von unzweifel­haft minoi­schen Opfergaben: Miniatur-Dop­pel­äxte, Mes­ser, Schmuck, Sta­tu­et­ten. Das in­ners­te Heilig­tum des Zeus ist ent­deckt!

      Doch vom geheimnisvollen Kult der mi­noi­schen Palastzeit kann man heute nur noch einen schwachen Schimmer er­ha­schen, wenn man auf der mo­der­nen Be­ton­trep­pe den fast senkrecht ab­stür­zen­den, aber gut beleuchteten Schlund in das In­nere der Erde hin­un­ter­steigt. Die pral­le Sonnenhitze lässt sofort nach, feuch­te Küh­le um­fängt einen (ca. 13 Grad Celsius). Überall an den nas­sen, moos­über­wach­se­nen Fel­sen quel­len bi­zar­re Sta­lag­miten und Stalaktiten, lei­der sind vie­le be­schä­digt. Im oberen Be­reich der Höhle leben Fledermäuse und ver­schie­de­ne Vo­gel­ar­ten, die Ih­nen vielleicht zu Ge­sicht und Gehör kom­men wer­den. Man klet­tert bis zum Höh­len­grund hin­unter, der fast das ganze Jahr über un­ter Was­ser steht. Falls Sie einen Füh­rer ha­ben, wird er Ih­nen si­cher die ver­schie­de­nen skur­ri­len Fels­for­ma­tionen zeigen - den jun­gen Zeus in Windeln, seine Wie­ge, den Mantel des Zeus etc.

      Öffnungszeiten April bis Okt. 8-20, übrige Zeit 8.30-15 Uhr. Eintritt ca. 6 €, Nicht-EU-Stud. und über 65 J. 3 €, bis 18 J. sowie EU-Stud. frei. Es herrscht Maskenpflicht, Masken kann man am Parkplatz erwerben (Stand 2020).

      Weg zur Höhle Man fährt durch Psichró und anschließend zu einem hoch ge­le­ge­nen Park­platz unterhalb der in 1025 m Hö­he gelege­nen Höhle. Parkgebüh­ren: Pkw 2,50 €, Motor­rad 0,80 €. Wei­ter unten an der Stra­ße kann man versu­chen, kos­ten­los zu par­ken (aller­dings Halteverbot).

      Vom Platz führt ne­ben der Taverne „Cha­la­vro“ ein ge­pfla­ster­ter Ser­pen­ti­nen­weg zur Höhle hin­auf - sehr be­quem zu gehen und auch für Fahrrä­der ge­eig­net, zu Fuß sind es ca. 15 Min. bis zum Eingang der Höhle.

      Außerdem kann man sich auch auf dem Rü­cken von Maul­eseln gemächlich hinauf­kut­schieren las­sen, das kostet al­ler­dings mind. 15 € „one way“, 20 € hin und zurück.

      Über die drei Dörfer Pláti, Ágios Cha­ra­lám­bos und Káto Metóchi gelangt man schnell bis Pinakianó, wo man die Ebene wieder Richtung Nordküste ver­las­sen kann.

      Essen & Trinken Good Morning Lassí­thi, blumenüberrankte Taverne in Ágios Cha­ra­lám­bos direkt an der Straße - optisch sehr schön, das Essen wird dagegen nicht so gelobt. Tel. 698-3066487.

      To Metochi, am Dorfplatz von Káto Me­tó­chi, gute und authentische Küche, man kann man dem Koch zusehen. Tel. 2844-031654.

      Kloster Vidianís (Moní Vidianís): Das letzte Ziel einer Rundfahrt um die Ebene stammt aus der Mitte des 19. Jh., wurde 1867 von den Tür­ken zerstört, danach wie­der auf­ge­baut. Sein Abt wurde im Zweiten Weltkrieg wegen Kol­la­bo­ra­tion mit den Alli­ier­ten von den Deutschen hin­ge­richtet. 1968 wurde das Kloster auf­ge­ge­ben.

      Hinter der mit Rosen üppig gar­nierten Mauer sprudelt ein Brunnen. Die Kir­che dahin­ter steht unter hohen, Schatten spen­den­den Zypressen, ihr Inneres ist liebe­voll ein­ge­rich­tet. Es gibt einen Souvenirshop mit Gewürzen, Honig und selbst gemachten Salben, eine Ikonen­werkstatt und eine kleine Ausstellung zur Olivenölherstellung.

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      In der südlichen Inselmitte liegen einige der populärsten Ziele Kretas, die von Iráklion aus in weniger als zwei Stunden zu errei­chen sind.

Weiter Blick über die größte Ebene Kretas

      Weiter Blick über die größte Ebene Kretas

      Die ausgedehnte Kulturlandschaft der Messará-Ebene (Mesa ra = Ebene un­ter der Sonne) ist 40 km lang und bis zu 12 km breit. Wie ein mächtiger Keil liegt sie zwischen den Berghängen und verjüngt sich nach Osten all­mählich, bis die Hänge der Díkti-Berge eine Bar­rie­re auftürmen. Zur Libyschen See im Sü­den bilden die Aste­roú­sia-Berge ei­nen na­tür­li­chen Wind­schutz. Beste Vor­aus­setzungen also für eine land­wirt­schaft­li­che Nut­zung. Vor allem end­lose Oliven­baum­pflanzungen be­stim­men das Bild, ein Groß­teil des kre­tischen Oli­venöls wird hier her­ge­stellt.

      An der Küste liegen teils ki­lo­me­terlange Strände und malerische Buch­ten, am bekanntesten ist der Komós Beach am westlichen Auslauf der Ebe­ne zum Meer. Die Badeorte Mátala, Kalamáki und Agía Ga­líni zie­hen hier alljährlich viele tau­send Besucher an, der legen­däre ehe­malige Hippietreff Mátala ist außerdem weltbe­rühmt we­gen seiner prähisto­rischen Höhlen­woh­nungen. Zudem fin­det man in den Ber­gen der Umgebung zahl­rei­che reizvolle Ausflugs- und Wan­der­mög­lich­keiten.

      In der Antike war die Messará die Korn­kammer Kretas. Bereits in mino­ischer Zeit begünstigte die große, frucht­bare Ebe­ne die Entstehung bedeu­tender Zentren - die Paläste von Festós und Agía Tri­á­da sind die wichtigsten Relikte, dazu kommt der Ha­fen von Komós. Festós, der große Palast der Minoer, thront auf einer der we­ni­gen Anhö­hen der Ebene, der Blick rundum ist herrlich. Die Rö­mer bau­ten dann Górtis zur prunkvollen Insel­haupt­stadt aus. Das ausgegrabene Rui­nen­feld bei Ágii Déka vermittelt noch heute einen Eindruck vom da­mali­gen Reich­tum.

      Zu den verschiedenen Anfahrtsrouten von Iráklion → Link.

      Im Gegensatz zum Westen ist der Osten touristisch wenig entwickelt. Die Strän­de sind großteils nur über lang­wierige, aber mittlerweile durchweg asphal­tierte Zufahrten hoch über die Aste­roú­sia-Berge zu erreichen. Aber auch in diesen abgele­genen Küs­ten­dörfern sind in den letzten Jahren zahl­rei­che Neubauten entstanden.

      Eine gut ausgebaute Durchgangs­straße verbindet die Landwirtschafts­dörfer zwi­schen Wein- und Oliven­plantagen - ohne Probleme kann man von der Messará-Ebene durch die Aus­läufer der Díkti-Berge in den Süd­osten der In­sel