Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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umzäunte Kapelle Tímios Stavrós mit herrlichem Aus­blick über die Las­síthi-Ebene erreicht. Auch bei der Auffahrt zur Ebene genießt man herr­liche Rundblicke.

      Noch ein Stück höher liegt der Berg Karfí (1148 m) mit den Resten einer spätmi­no­i­schen Fluchtsiedlung, ge­grün­det von den sog. „Eteokre­tern“ (echte Kre­ter), die sich etwa 1200-1100 v. Chr. vor den dorischen Erobe­rern in die schwer zu­gängli­che und gut zu verteidigende Bergwildnis zurück­ge­zogen hatten (→ „Wan­de­rung zum Berg Karfí“).

      Aufstieg Am westlichen Ortsausgang führt eine kurvenreiche Asphaltpiste auf die Ebene, an der Asphaltstraße unten be­schil­dert mit „Pros Tímios Stavrós, to the Tímios Stavrós church, Archeological Site, Karphí-Minoan Settle­ment“. Zu Fuß braucht man ca. 30 Min.

      Von der Hochebene führt ein be­schil­derter Fußpfad zur mi­no­i­schen Sied­lung am Berg Karfí oder man nimmt die unter „Wan­de­rung von Tzermiádon zum Berg Karfí“ beschriebene Route.

      Dauer 3:30 Std. (Tzermiádon - Wind­müh­len 1 Std.; Windmühlen - Karfí 1:15 Std.; Karfí - Tzermiádon 1:15 Std.)

      Wegbeschreibung Wir verlassen Tzermi­á­don in Richtung Lagoú (Westen). Nach dem Ortsausgang macht die Straße eine Links­kurve, rechts zweigt ein schmaler Fahrweg ab, der an Gehöften und Vieh­pfer­chen vorbei führt und nach einigen hundert Metern auf einen ge­pflas­ter­ten Maul­tier­weg mündet. Diesem folgen wir in meh­re­ren Kurven den bewaldeten Berg­hang hin­auf. Eine knappe Stunde ab Stra­ßen­kurve errei­chen wir einen breiten Fahr­weg mit den Ruinen mehrerer Wind­müh­len auf einem Berg­kamm ober­halb des Passes von Ambé­los (nach links führt der Weg zum oben erwähnten „Homo-Sapiens-Village“). Auf dem Weg, den wir ge­kom­men sind, wurde früher das Ge­treide mit Maul­eseln von der Ebene her­auf­ge­schafft. Nörd­lich vor uns se­hen wir jetzt erst­mals die wuch­tigen Kon­turen des Karfí.

      Wir folgen dem Fahrweg nach rechts, durch­queren ein Gatter und steigen in Rich­tung des Karfí bis zu einem plateau­artigen Vor­berg hinauf. Hier lohnt sich eine Pause: Rich­tung Süden genießt man eine wun­der­bare Aussicht auf die von ma­jestätischen Ber­gen umrahmte Lassíthi-Ebe­ne, im Nor­den sieht man hinter einem Sat­tel den Dop­pel­gipfel des Karfí und west­lich davon reicht der Blick bis zur Nord­küste hinunter.

      Nun gehen wir weiter auf den Sattel zwischen bzw. vor den beiden Gip­feln. Dort lie­gen die Ruinen der minoi­schen Sied­lung, die aller­dings zwischen den Resten von Gebäuden, Terrassen und Mau­ern aus späteren Zeiten nur schwer lo­ka­lisierbar sind. Zum Gipfel kann man nun in wenigen Minuten aufsteigen.

      Alternative zum Aufstieg ab Windmühlen: den breiten Fahrweg unterhalb der Mühlen nach Norden neh­men, er endet unterhalb des Sattels mit der minoischen Siedlung (Schild „Archeological Site“), ein markierter Trampel­pfad führt von dort hinauf.

      Für den Abstieg (Rückweg nach Tzermiádon) gehen wir nun vom Sattel nach Os­ten und sehen bald unter uns die kleine Ebene von Níssimos, die etwas oberhalb von Tzermiá­don liegt. Ab hier ist der Weg in umgekehrter Richtung mit Schil­dern „Karfí“ gut gekenn­zeichnet. Der weit­hin sicht­bare Pfad führt im sanften Bogen den Berg­hang hi­nun­ter und trifft bei der Kapelle Agía Ari­ádni auf die Ebe­ne. Wir überqueren sie, bis wir am Ostrand auf eine Beton­stra­ße stoßen. Die­se gehen wir nach rechts, pas­sie­ren die Auffahrt zu Kir­che und Aus­sichts­punkt Tímios Stáv­ros und gelan­gen in et­lichen Serpenti­nen­kur­ven auf der schma­len Asphaltpiste wieder nach Tzer­miád­on zu­rück, wo wir in der Nähe des Aus­gangspunkts unserer Wanderung auf die Haupt­stra­ße treffen.

      Variante: Wer es sich etwas leichter ma­chen will, kann den gerade als Rückweg be­schrie­benen Weg zum Karfí hinauf- und wie­der hin­un­tergehen. Ein­stieg: am westli­chen Orts­ausgang zweigt ein asphaltierter Fahr­weg ab, beschildert mit: „Pros Tímios Stavrós, to the Tímios Stavrós church, Ar­cheo­logical Site, Karphí-Minoan Settle­ment“. Ach­tung: Am Beginn Spießrutenlauf zwi­schen wütend kläf­fen­den Kettenhun­den.

      Kloster Kroustallénias (auch: Kristal­lé­nias): Das Kloster steht auf einem nie­drigen Hügel direkt an der Straße, kurz vor Ágios Konstantínos. Wie so viele kretische Klös­ter war es ein Zent­rum des Wi­der­stands gegen die Türken, von denen es 1823 und 1867 zerstört wur­de. Der deut­schen Wehr­macht diente es während der ge­sam­ten Besatzungszeit als Ge­fängnis für lassiothische Gefan­gene. Das Kloster steht tags­über offen, hat aber keine besonderen Se­hens­wür­dig­keiten zu bieten. Im Lau­ben­gang hängt ein tra­ditionelles byzantinisches Stunden­holz. Eine ge­mütliche Ca­fé-Taverne liegt unter­halb an der Straße.

      Wasser für die Lassíthi-Hochebene: die Seen von Chavgá

      Eine nur anfangs asphaltierte Straße (ausgeschildert mit „Arti­fi­cial Lake Chav­gá“) führt von Ágios Konstantínos hinüber zu den Bergen am Ostrand der Ebene und endet bei einer Kapelle. Hier beginnt der mühsame Aufstieg zur abgelegenen Katháro-Hoch­ebene (→ Link). Im Umkreis der Kapelle wur­den zwei große Was­ser­speicher gebaut, mit deren Hilfe die Bewässerung der Lassíthi-Hoch­ebene verbessert werden soll.

      Klei­nes Dorf mit Webstühlen und Tourist-Shops, speziali­siert auf Pul­lo­ver, Sti­cke­reien, Spitzendecken und Tep­piche aus gefärbter Wolle. Die Ver­käufer ver­su­chen teils recht offensiv, ihre Stücke loszuwerden. Die Frauen stel­len die Far­ben z. T. sel­ber aus heimischen Pflan­zen her, darunter Arti­scho­cken­blätter, Zwie­beln und Nuss­schalen.

      Übernachten/Essen Vilaeti, von Tzermiá­don kommend gleich am Orts­eingang. Schöne Taverne und Café im tra­ditionellen Stil, dazu Unterkunft in meh­reren stil­voll restaurierten Dorfhäusern mit Na­tur­stein­mauern und stilvoll-ge­müt­li­cher Ein­rich­tung. Ü/F für bis zu 3 Pers. ca. 65-90 € (große Häu­ser für bis zu 7 Pers. 150-200 €), zwei Näch­te Min­dest­auf­ent­halt. Tel. 28440-31983, www.vilaeti.gr.

      Mein Tipp Dikti, zentral an der Durch­gangs­straße, in der schönen Taverne von Ioan­nis Verigos und sei­nem Sohn Manolis gibt es ausgezeichnetes haus­ge­mach­tes Essen, es wird Englisch gespro­chen. Tel. 28440-31255.

      Größte Sehenswürdigkeit des ruhigen Bauerndorfs ist das Volks­kunde­museum, das nur wenige Schrit­te von der Haupt­straße ent­fernt liegt, ergänzt durch ein Venizélos-Mu­seum (→ Ge­schich­te) gleich in der Nachbar­schaft. Neueste Errungen­schaft ist der Lasin­thos Eco Park, dessen Hinweis­schil­der einen schon seit der Küste begleiten.

      Volkskundemuseum: Untergebracht ist es in einem der letzten erhaltenen Dorf­häu­ser aus dem 19. Jh. Wegen der stän­digen Türkenbedrohung hatte es keine Fen­ster, Licht und Luft kommen nur durch Öffnungen in der vom Ofen­rauch pech­schwarz gefärbten Decke. 1866 brannten die Türken das Haus nieder, man sieht im Hauptraum, dass danach einige Balken ersetzt wurden. Das In­nere vermittelt einen hervorra­genden Ein­blick in das alte kretische Dorfleben, das sich bis in die 1950er Jahre nicht wesentlich änderte.

      Zunächst betritt man den Haupt­raum na­mens Portego - Wohn-/Schlaf­zimmer und Küche in einem - mit Webstuhl, Stein­backofen und erhöhtem Bett auf ei­nem Steinfunda­ment. Dahin­ter schließt